Morbus Crohn: Antikörper helfen, schädliche Formen von Darmpilzen in Schach zu halten

Candida albicans (Abbildung: © Tatiana Shepeleva/stock.adobe.com)

Der Antikörperschutz gegen sich negativ auswirkende Pilzformen im Darm kann bei manchen Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn gestört sein. Das berichten Forschende vom Weill Cornell Medical College in New York (USA).

In älteren Studien sei gezeigt worden, dass das Immunsystem eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Gleichgewichts von Darmbakterien spielt, schreibt das Weill Cornell Medical College in einer Veröffentlichung zu der neuen Studie. Darin hatten Seniorautor Dr. Iliyan Iliev, außerordentlicher Professor für Immunologie in der Medizin in der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, und sein Team von Weill Cornell Medicine, ob dies auch für Pilze im Darm eine Rolle spielt. Im Gegensatz zu Bakterien können Pilze in Reaktion auf Umweltbedingungen ihre Form verändern, wobei bestimmte Formen für den Menschen schädlich sind. Insbesondere verwandelt sich Candida albicans von einer nicht pathogenen Hefeform in eine, die lange, verzweigte Strukturen (Hyphen) produziert, die in Gewebe eindringen und Schäden verursachen können.

Die Forscher fanden heraus, dass Antikörper, die im Darm sezerniert werden, dazu beitragen, die Pathogenese von Candida albicans bei gesunden Personen zu kontrollieren, und dass dieser Schutzmechanismus bei Menschen mit M. Crohn deaktiviert sein kann. Dies wiederum führt zu einem schädlichen Wachstum der pathogenen Form des Pilzes. Eine zu große Menge von Candida albicans im Darm ist mit entzündlichen Darmerkrankungen und verschiedenen anderen Erkrankungen verbunden, die direkt oder indirekt den Gastrointestinaltrakt betreffen.

„Wir stellten fest, dass im Darm sezernierte Antikörper daran beteiligt sind, bestimmte Darmpilze wie C. albicans in seiner gutartigen, kommensalen Form zu erhalten“, berichtet Iliev, der auch Wissenschaftler am Jill Roberts Institute for Research in Inflammatory Bowel Disease an der Weill Cornell Medicine ist. „Bei Patienten mit Morbus Crohn ist dieser Prozess unterbrochen.“

In ihren Experimenten fanden die Forschenden heraus, dass der Antikörper sekretorisches Immunglobulin A (slgA) im Kot von gesunden Mäusen selektiv an die Form von C. albicans mit Hyphen bindet und die Ausbreitung dieser Form stoppt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten auch im Stuhl gesunder Menschen eine Bindung dieser Antikörper an Hyphen von C. albicans fest.

„Diese Antikörper binden bevorzugt an Hyphen“, erklärt Doktorand Itai Doron. Insbesondere binden sie an Stellen auf den Hyphen, die bestimmte Moleküle produzieren. Diese verwendet der Pilz, um das Wirtsgewebe zu schädigen. Die Antikörper binden jedoch nicht bevorzugt an die ungefährliche Form der Hefe. Dies deutet darauf hin, dass Antikörper dem Körper helfen können, ein gesundes Gleichgewicht von Darmpilzen aufrechtzuerhalten, indem sie verhindern, dass schädliche Formen der Pilze die Vorherrschaft gewinnen.

Die Forscher stellten außerdem fest, dass Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn, bei denen sich schwere Entzündungen im Dick- und Dünndarm entwickeln, im Vergleich zu gesunden Personen hohe Spiegel an antimykotischen Antikörpern im Blut aufweisen. Jedoch scheinen diese Antikörper nicht in so hohen Konzentrationen in den Darm ausgeschüttet zu werden, dass sie die Bildung von C.-albicans-Hyphen entgegenwirken. Proben aus dem Dickdarm der Betroffenen ergaben ein Übermaß dieser Pilze mit Hyphen.

„Eine Beeinträchtigung dieses Kontrollmechanismus bei Mäusen und bei Personen mit Morbus Crohn könnte ein Faktor für das erhöhte Hyphenwachstum im Darm sein“, konstatiert Iliev.

Als die Forschenden menschlichen Zellen, die in Kultur mit C. albicans gezüchtet wurden, Pilz-Antikörper hinzufügten, produzierten die Pilze weniger Hyphen. „Es scheint, dass diese antimykotischen Antikörper Hyphen bis zu einem gewissen Grad ‚entwaffnen‘“, erklärt Doron.