Morbus Crohn bei Kindern: Studie spricht für TNF-alpha-Hemmer in der Erstlinie zur Vermeidung perianaler Fisteln7. Januar 2025 Foto: © DOC RABE Media/stock.adobe.com Eine frühzeitige Behandlung pädiatrischer Morbus-Crohn-Patienten mit TNF-alpha-Hemmern kann laut einer in den USA durchgeführten Studie das Risiko für die Entstehung perianaler Fisteln erheblich senken. Forschende der Michigan Medicine (USA) kamen zu dieser Erkenntnis anhand einer Auswertung prospektiver Daten. Diese stammten aus der Pediatric-RISK-Stratification-Studie: Darin hatte man 913 Kinder in den USA und Kanada, bei denen kürzlich Morbus Crohn diagnostiziert worden war, beobachtet. In einer vorangegangenen retrospektiven Untersuchung hatte dasselbe Wissenschaftlerteam einen Zusammenhang zwischen einer frühen Therapie und einer geringeren Wahrscheinlichkeit für perianaler Fisteln festgestellt. Allerdings hatte man anhand der Ergebnisse dieser älteren Studie nicht bestätigen können, dass speziell TNF-alpha-Hemmer ein geringeres Risiko für Komplikationen zur Folge haben. „Zuvor konnten wir nur sagen, dass es einen Zusammenhang zwischen frühzeitiger Behandlung und einem verringerten Risiko für perianale Fisteln gibt, aber jetzt haben wir tatsächlich einen Zeitrahmen“, berichtet Prof. Jeremy Adler, Fachmann für pädiatrische Gastroenterologie an der University of Michigan und Hauptautor der Studie. „Beim letzten Mal haben wir außerdem eine Reihe verschiedener Medikamente in einen Topf geworfen. Dieses Mal aber haben wir sie getrennt betrachtet und festgestellt, dass es speziell die TNF-alpha-Hemmer sind, die perianale Fisteln verhindern.“ Die mit perianalen Fisteln einhergehenden Komplikationen – Schmerzen, Ausfluss und Notwendigkeit einer Ostomie – treten häufiger bei Kindern auf und können schwer erfolgreich zu behandeln sein, weshalb der Prävention ein großer Stellenwert zukommt. Die Standardbehandlung perianaler Fisteln umfasse TNF-alpha-Hemmer in höheren Dosierungen, als sie vor dem Auftreten von Komplikationen verschrieben würden, erklären die Forschenden. Es gebe auch keine Garantie, dass die Behandlung das Problem vollständig lösen kann, und bei rund 70 Prozent der betroffenen Patienten sei mindestens ein chirurgischer Eingriff nötig. Senkung des Risikos um 60 Prozent Frühere Untersuchungen derselben Gruppe hatten ergeben, dass der Einsatz von TNF-alpha-Hemmer als Erstlinientherapie die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer perianalen Fistel um etwa 60 Prozent reduzierte. Zudem war bei denjenigen Kindern, die dennoch Fisteln entwickelten, die Wahrscheinlichkeit, dass eine Ostomie nötig wurde, deutlich geringer. Diese neuere Studie ergab nun, dass die Therapie mit TNF-alpha-Hemmern mit einer 82-prozentigen Verringerung der Wahrscheinlichkeit von Komplikationen bei perianalen Fisteln verbunden war – ebenso wie mit einer Senkung des Risikos bei Patienten mit perianalen Läsionen wie Marisken und Fissuren um 94 Prozent. Die US-Forscher weisen darauf hin, dass TNF-alpha-Hemmer in der Prävention perianaler Fisteln am besten wirken, dass aber auch die Kosten für die Therapie vergleichsweise hoch sind. Sie hoffen, dass Versicherer, Ärzte und Eltern angesichts der Krankheitslast und der viel höheren Kosten der Therapie im Vergleich zu denen, die bei einer präventiven Behandlung anfallen, sich zu der aus ihrer Sicht vorteilhaften Anti-TNF-Therapie in der Erstlinie zu entschließen. „Ich denke, diese Studie sollte allen drei Gruppen bei der Entscheidung helfen“, bilanziert Adler.
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