Mukoviszidose-Forschung: Chloridtransporter SLC26A9 steht im Mittelpunkt neuer Untersuchungen

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Um die Frage, welche Rolle das Gen SLC26A9 bei der Ausprägung des Krankheitsbildes Mukoviszidose spielt und wie der nach dem Bauplan dieses Gens hergestellte gleichnamige Chloridtransporter mit dem CFTR-Kanal interagiert, drehen sich aktuelle Forschungen in Berlin und Hannover.

Mitarbeiter in der AG um Dr. Frauke Stanke (Medizinische Hochschule Hannover) und Dr. Anita Balázs (Charité – Universitätsmedizin Berlin) untersuchen mithilfe eines spezifischen Antikörpers gegen SLC26A9 dessen Funktion und Rolle auf molekularer Ebene. Der Bundesverband Mukoviszidose e.V. fördert das Projekt mit 19.000 Euro.

Protein SLC26A9 beeinflusst Ionen- und Flüssigkeitssekretion in Epithelgewebe

Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Gen SLC26A9 ein modifizierendes Gen der Mukoviszidose ist und außerdem an der Entwicklung anderer Lungenerkrankungen beteiligt ist. Auf welche Weise genau dies geschieht, ist aber noch nicht bekannt. Klar ist, dass das nach dem Bauplan dieses Gens hergestellte Protein SLC26A9 als Chloridtransporter eine wichtige Rolle bei der koordinierten Ionen- und Flüssigkeitssekretion in Epithelgeweben spielt, die von Mukoviszidose betroffen sind, einschließlich der Atemwege, der Bauchspeicheldrüse und des Magen-Darm-Traktes. Die genauen molekularen Wirkmechanismen von SLC26A9 und seine Interaktion mit dem CFTR-Kanal besser zu verstehen, ist daher das Ziel der Forschung von Stanke und Balázs, nicht zuletzt deshalb, weil sich daraus mögliche neue Therapieoptionen ableiten lassen, um die epitheliale Chlorid- und Flüssigkeitssekretion bei Mukoviszidose-Patienten wiederherzustellen.

Untersuchung von SLC26A9 auf Proteinebene durch spezifischen Antikörper

Durch genetische Untersuchung einzelner Zellen konnte bereits nachgewiesen werden, dass Zellen in den menschlichen Atemwegen das SLC26A9-Gen exprimieren, das Genprodukt selbst, das SLC26A9-Protein, wurde bislang jedoch noch nicht nachgewiesen. Für eine aussagekräftige Untersuchung von SLC26A auf Proteinebene benötigen die Forscherinnen als Werkzeug einen guten SLC26A-spezifischen Antikörper, den es bislang noch nicht gibt.

Ziel des aktuellen Projektes ist es daher, zunächst zu prüfen, ob ein durch die Firma Eurogentec für dieses Vorhaben hergestellter spezifischer Antikörper das Protein SLC26A9 zuverlässig nachweisen kann und ihn anschließend zu nutzen, um die Proteinsynthese von SLC26A9 im Kontext der Mukoviszidose zu untersuchen.

Mögliche neue Therapieoptionen erschließen

Bei Erfolg des Projektes steht der SLC26A9-Antikörper weiteren Forschenden über Eurogentec zur Verfügung. So kann er unter anderem perspektivisch genutzt werden, um zum einen SLC26A9-Modulator Wirkstoffe zu identifizieren und präklinisch zu testen und um in einem weiteren Schritt zu untersuchen, ob es Wechselwirkungen zwischen dem CFTR-Proteinreifungsweg (z. B. über Therapie mit CFTR-Modulatoren) und der SLC26A9-Proteinverarbeitung gibt. Weiterhin könnte ein spezifischer Antikörper gegen SLC26A9 helfen, die Wirkung von Mukoviszidose-typischen Veränderungen – zum Beispiel von Entzündungsprozessen – auf die Bildung von SLC26A9 im Atemwegsepithel besser zu verstehen.