Myopie-Progression: Niedrig dosierte Atropin-Augentropfen nicht besser als Placebo21. August 2023 Symbolbild.©nicoletaionescu -stock.adobe.com Die Behandlung von Kindern mit niedrig dosierten Atropin-Augentropfen (0,01 %) im Vergleich zu Placebo zeigte keinen Unterschied in der Myopie-Progression. Dies ergab eine randomisierte kontrollierte Studie, die von der Pediatric Eye Disease Investigator Group (PEDIG) durchgeführt und vom National Eye Institute (NEI) finanziert wurde. Ziel der Studie war es, eine wirksame Methode zur Behandlung dieser verbreiteten und immer häufiger auftretenden Ursache von Refraktionsfehlern zu finden. Im späteren Leben können diese zu schwerwiegenden nicht korrigierbaren Sehverlusten führen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „JAMA Ophthalmology“ veröffentlicht. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Resultaten neuerer Studien, vor allem aus Ostasien, welche einen Nutzen von 0,01-prozentigem Atropin bei der Verlangsamung der Myopie zeigten. „Die insgesamt gemischten Ergebnisse von niedrig dosiertem Atropin zeigen uns, dass wir mehr Forschung brauchen. Wäre eine andere Dosis in einer US-Bevölkerung wirksamer? Würde die Kombination von Atropin mit anderen Strategien eine synergistische Wirkung haben? Könnten wir auf der Grundlage eines besseren Verständnisses der Ursachen für das Fortschreiten der Myopie andere Behandlungs- oder Präventionsansätze entwickeln?“, hinterfragte Dr. Michael F. Chiang, Direktor des NEI, das zu den National Institutes of Health gehört. Die Ermittlung eines optimalen Ansatzes zur Verhinderung von hoher fortgeschrittener Myopie ist angesichts der eskalierenden Prävalenz der Myopie insgesamt und des Risikos, dass sie sich zu hoher Myopie entwickelt, dringend erforderlich. Es wird prognostiziert, dass bis 2030 rund 39 Millionen Menschen in den USA an Myopie leiden werden. Bis 2050 könnte diese Zahl voraussichtlich auf 44 Millionen in den USA und auf 50 Prozent der Weltbevölkerung ansteigen. Höhere Atropin-Konzentrationen (0,5-1,0 %) werden seit langem von pädiatrischen Augenärzten verwendet, um das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen. Diese Dosen sind zwar wirksam, führen aber während der Anwendung zu Lichtempfindlichkeit und verschwommenem Sehen in der Nähe. Daher ist das Interesse an klinischen Studien, in denen niedrigere Konzentrationen untersucht werden, welche nachweislich weniger Nebenwirkungen haben, groß. „Das Fehlen eines Behandlungsvorteils in unserer US-amerikanischen Studie im Vergleich zu ostasiatischen Studien könnte auf rassische Unterschiede beim Ansprechen auf Atropin zurückzuführen sein. An der Studie nahmen weniger asiatische Kinder teil, deren Kurzsichtigkeit schneller fortschreitet, und sie umfasste auch schwarze Kinder, deren Kurzsichtigkeit im Vergleich zu anderen Rassen weniger schnell fortschreitet“, bemerkte der leitende Mitautor der Studie, Dr. Michael X. Repka, Professor für Augenheilkunde an der Johns Hopkins University. Für die Untersuchung wurden 187 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren mit geringer bis mittlerer beidseitiger Myopie nach dem Zufallsprinzip zwei Jahre lang mit nächtlichen Atropin- (0,01 %) (125 Kinder) oder Placebo-Augentropfen (62 Kinder) behandelt. Den Studienteilnehmern, ihren Eltern und den Augenärzten wurde die Gruppenzuordnung verheimlicht. Die Patienten wurden an zwölf Studienzentren in den USA betreut. Die Studie zeigte, dass es weder direkt nach der Behandlung noch sechs Monate nach Beendigung der Behandlung signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf die Veränderung des Myopiegrades im Vergleich zum Ausgangswert gab. Auch in der der Achsenlänge gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen im Vergleich zu den Ausgangsmessungen. „Es ist möglich, dass eine andere Atropinkonzentration erforderlich ist, damit Kinder in den USA einen Nutzen haben”, bemerkte die andere leitende Mitautorin der Studie, Dr. Katherine K. Weise, Professorin an der University of Alabama in Birmingham. „Klinische Forscher könnten neue Arzneimittel und spezielle Lichtwellenlängen in Kombination mit optischen Strategien wie Spezialbrillen oder Kontaktlinsen untersuchen, um herauszufinden, wie sich das Fortschreiten der Myopie verringern lässt.“ Bei Kindern stabilisiert sich die Myopie bei etwa der Hälfte der Kinder im Alter von 16 Jahren und bei einem immer größeren Prozentsatz mit zunehmendem Alter. Mit Anfang zwanzig werden etwa zehn Prozent der Myopen immer kurzsichtiger und im Alter von 24 Jahren liegt dieser Anteil bei vier Prozent. „Sehwissenschaftler können uns dabei helfen, herauszufinden, was an dem kurzsichtigen Auge anders ist, sogar bei verschiedenen Rassen und Ethnien, um neue Behandlungsstrategien zu entwickeln“, sagte Weise. „Es bedarf einer echten Konvergenz der Augenforschung, um das umweltbedingte, genetische und strukturelle Rätsel der Myopie zu lösen”.
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