Nach der Geburt: Mütter mit CED haben erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen 

Mehr als einem Fünftel aller Schwangeren mit einer chronisch-entzündlichen Darmererkrankung entwickelt eine psychische Erkrankung, sagt eine neue Studie. (Foto: © Tiko/Fotolia)

Eine neue Studie zeigt, dass Frauen, die an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) leiden, nach der Geburt eines Kindes ein höheres Risiko dafür haben, eine psychische Erkrankung zu entwickeln, als andere Frauen. Die Studienautoren stellten fest, dass bei mehr als einem Fünftel aller Schwangeren mit CED eine entsprechende Diagnose gestellt wurde.

Für die Untersuchung hatten die Wissenschaftler Daten von Frauen analysiert, die zwischen 2002 und 2014 in der kanadischen Provinz Ontario ein Kind zur Welt gebracht hatten. Ermittelt wurde die Häufigkeit einer neu diagnostizierten psychischen Erkrankung bei diesen Frauen während und bis zu einem Jahr nach der Schwangerschaft.

Die Autoren weisen darauf hin, dass CED-Patienten generell ein erhöhtes Risiko insbesondere für Angst und Depressionen aufweisen, was daran liegen könnte, dass die Entzündung im Darm sich auf das Gehirn auswirkt.

„Psychische Erkrankungen während der Schwangerschaft und postpartal finden immer mehr Beachtung“, sagt Dr. Eric Benchimol, Seniorautor der aktuellen Forschungsarbeit und Wissenschaftler am Children´s Hospital of Eastern Ontario (CHEO) Research Institute und am ICES sowie Professor für Pädiatrie und Epidemiologie an der University of Ottawa und Kindergastroenterologe am CHEO Inflammatory Bowel Disease Centre. „Aufgrund des erhöhten Risikos für psychische Erkrankungen bei CED-Patienten hielten wir es für wichtig zu untersuchen, ob Frauen mit CED im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit höherer Wahrscheinlichkeit während einer Schwangerschaft und nach der Niederkunft ein solches Leiden entwickeln. Wir fanden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit bei Frauen mit CED in der postpartalen Phase erhöht war, insbesondere in den ersten 90 Tagen nach der Niederkunft. Während der Schwangerschaft war kein höheres Risiko festzustellen.“

Die Wahrscheinlichkeit lag bei 22,7 Prozent für CED-Patientinnen und bei 20,4 Prozent für Frauen ohne CED. Die CED-Patientinnen besaßen dabei ein erhöhtes Risiko für zwei der vier Diagnosekategorien psychischer Erkrankungen: affektive Störungen (wie Angst und Depression) sowie Sucht (wie Opioidabhängigkeit). Diese Frauen wurden vor allem ambulant behandelt und mussten nicht stationär aufgenommen werden. Die Wissenschaftler fanden kein erhöhtes Risiko für psychotische Störungen (wie Schizophrenie oder Halluzinationen). Zudem schien das Risiko zwar bei Patientinnen mit Morbus Crohn erhöht zu sein, nicht aber bei solchen mit Colitits ulcerosa.

„Es handelt sich hier um ein zwar geringfügig, aber signifikant erhöhtes Risiko für eine neu auftretende psychische Erkrankung bei Frauen mit CED“, sagt Dr. Simone Vigod, Hauptautorin der aktuellen Studie. Sie ist Wissenschaftlerin am Women´s College Hospital Research Institute und Leiterin der Abteilung für Psychiatrie am Women´s College Hospital. „Frauen, die an einer CED leiden, sehen sich während der Schwangerschaft und nach der Niederkunft mit größeren gesundheitlichen Problemen konfrontiert, und dabei handelt es sich nicht nur um körperliche Probleme. Wir müssen uns sowohl mit den körperlichen als auch mit den psychischen Bedürfnissen von Frauen beschäftigen und sicherstellen, dass sie die besten Behandlung und Unterstützung erhalten.“

„Diese Ergebnisse sind sowohl für Patientinnen als auch für Mediziner, die CED-Patientinnen behandeln, von großer Bedeutung“, betont Mina Mawani, Präsidentin und Geschäftsführerin der Vereinigung Crohn´s and Colitis Canada. „Wenn eine schwangere Frau, die an einer CED leidet, weiß, dass ihr Risiko für eine psychische Erkrankung während der postpartalen Phase erhöht ist, sollte sie diese erhöhte Wahrscheinlichkeit mit ihrem Arzt besprechen. Es ist wichtig, dass Mediziner sich dieses höheren Risikos bei CED-Patientinnen bewusst sind. Zusammen können Patientinnen und Ärzte nach Möglichkeiten suchen, um eine psychische Erkrankung während der Schwangerschaft und nach der Niederkunft zu verhindern – oder sie frühzeitig als solche zu identifizieren und zu behandeln.“