Nach Verbot in Frankreich: Pneumologen fordern Verkaufsstopp für Einweg-E-Zigaretten auch in Deutschland

Foto: © Михаил Решетников/stock.adobe.com

In der vergangenen Woche hat der französische Senat das Verbot von Einweg-E-Zigaretten verabschiedet, schon zuvor ist Belgien diesen Schritt gegangen. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) fordert nun ein schnellstmögliches Verbot auch für Deutschland.

„Die neue Bundesregierung darf keine Zeit verlieren und sollte nach der Wahl sofort handeln, um eine neue Generation von Nikotinabhängigen zu verhindern“, erklärt Prof. Wolfram Windisch, Präsident der DGP und Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln. „Einweg-E-Zigaretten stellen eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene.“ Deutschland dürfe in diesem Punkt anderen Ländern nicht weiter hinterherhinken.

Sprunghaft gestiegener Konsum

Im Kindes- und Jugendalter ist die Nutzung der E-Zigaretten in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. „Mittlerweile ist die E-Zigarette bei Kindern und Jugendlichen das am häufigsten konsumierte nikotinhaltige Produkt, noch vor der Tabakzigarette und der Wasserpfeife“, erklärt Prof. Reiner Hanewinkel, Leiter des Institutes für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord). Das Institut hat ermittelt: 2024 hatte jedes achte Kind im Alter von neun bis 13 Jahren schon einmal E-Zigaretten probiert, insgesamt 12,8 Prozent. Unter den 14- bis 17-Jährigen waren es mehr als jeder Dritte – genauer gesagt 37,5 Prozent. Die Zahl der erwachsenen E-Zigaretten-Nutzenden in Deutschland lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen. „Die Vielzahl der auf dem Markt angebotenen Aromastoffe für E-Zigaretten spricht natürlich besonders Jugendliche an und trägt dazu bei, dass das Suchtpotenzial bei dieser Zielgruppe deutlich erhöht wird“, unterstreicht Hanewinkel.

Wolfram Windisch (links, © Mike Auerbach) und Reiner Hanewinkel (rechts, © Arian Henning).

„Die Gesundheit unserer Bevölkerung, insbesondere der jungen Generation, muss oberste Priorität haben“, betont Windisch. „Ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten ist ein notwendiger Schritt, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Nikotinabhängigkeit einzudämmen.“ Derzeit sieht eine EU-Batterie-Verordnung vor, dass Einweg-E-Zigaretten bis Ende 2026 in der gesamten Europäischen Union vom Markt genommen werden müssen. „Doch die Gesundheit orientiert sich nicht an den Fristen einer politischen Verordnung. Es muss jetzt gehandelt werden – Deutschland darf beim Thema Nikotin- und Tabakprävention nicht länger das Schlusslicht Europas sein“, sagt Windisch.

Risiken: Von Abhängigkeit bis Krebserkrankung

Einmal mehr weist die DGP auf eine Reihe gesundheitlicher Risiken hin, die durch das Dampfen von Einweg-E-Zigaretten auftreten können. Da wäre zunächst die Nikotinabhängigkeit: Das in den meisten E-Zigaretten enthaltene Nikotin kann laut den Pneumologen eine rasche Nikotinabhängigkeit entstehen lassen ‒ ähnlich dem Rauchen von Tabakzigaretten. Zudem, so erklärt die Fachgesellschaft, könne Nikotin die Hirnentwicklung negativ beeinflussen, was umso schlimmer sei, je jünger die E-Zigaretten-Konsumierenden sind. Die DGP warnt auch vor Schäden durch Aromastoffe, die den Inhalationsvorgang erleichtern und Harmlosigkeit suggerieren. Dies fördere die Nikotinabhängigkeit. Außerdem seien die zugesetzten Aromastoffe selbst gesundheitsschädlich.

Auch auf ein erhöhtes Krebsrisiko macht die DGP aufmerksam: Beim Erhitzen der Liquids entstünden krebserregende Stoffe wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein. Im Aerosol seien Metalle wie Nickel, Chrom und Blei nachgewiesen worden. Zudem könne das Aerosol von E-Zigaretten Atemwegserkrankungen auslösen. Des Weiteren warnen die Pneumologen, dass die Inhalation das Herz-Kreislauf-System schädigen kann. Und schließlich, vor allem im Hinblick auf die jungen Konsumenten, sieht die DGP die Gefahr des Einstiegs in den Tabakkonsum: Studien zeigten, dass junge E-Zigaretten-Konsumenten ein bis zu dreimal höheres Risiko dafür haben, später auf Tabakzigaretten umzusteigen, erklärt die Fachgesellschaft.

DGP-Präsident Windisch unterstreicht: „Auch wer grundsätzlich vom Rauchen loskommen will, sollte nicht erst noch auf eine fruchtig schmeckende E-Zigarette umsteigen. Die Gefahr, weiterhin nikotinabhängig zu bleiben oder schlussendlich sogar Tabak- sowie E-Zigaretten zu nutzen, ist einfach zu groß. Dieser sogenannte ‚Dual Use‘ ist noch schädlicher als Rauchen oder Dampfen allein. Vielmehr gibt es mittlerweile genügend evidenzbasierte Therapien ohne toxisches Inhalieren, damit der Rauchstopp gelingt.“