NAFLD: Erhöhtes Leberkrebsrisiko lässt sich anhand der Werte bestimmter Proteine im Blut vorhersagen

Seniorautor Yujin Hoshida. (Foto: © UT Southwestern Medical Center)

Wissenschaftler von der University of Texas (UT) Southwestern (USA) haben einen einfachen Bluttest entwickelt, mit dem sich nach ihren Angaben vorhersagen lässt, welche Patienten mit Nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) mit der höchsten Wahrscheinlich an Leberkrebs erkranken.

„Mit diesem Test können wir nichtinvasiv identifizieren, wer am engsten mit regelmäßigen Ultraschalluntersuchungen auf Leberkrebs hin untersucht werden sollte“, erklärt Dr. Yujin Hoshida, außerordentlicher Professor für Innere Medizin in der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der UT Southwestern und Seniorautor des in “Science Translational Medicine” veröffentlichten Artikels.

Dr. Naoto Fujiwara aus Hoshidas Forschungslabor und seine Kollegen fragten sich, ob sich von Blutproben von NAFLD-Patienten auf diejenigen schließen ließe, die das höchste Risiko für ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC) besitzen. In der neuen Studie analysierten die Forschenden daher Proben von 409 NAFLD-Patienten und deckten dabei 133 Gene auf, die über einen Zeitraum von 15 Jahren in den Lebern derjenigen Patienten, die ein HCC entwickelten, über- oder unterdurchschnittlich exprimiert wurden. Die Patienten wurden dann in Hoch- und Niedrigrisikogruppen eingeteilt, basierend darauf, wie stark diese Gene exprimiert wurden. In den 15 Jahren der Beobachtung nach der Entnahme der Proben wurde bei 22,7 Prozent der Patienten in der Hochrisikogruppe ein HCC diagnostiziert, während bei keinem Patienten in der Gruppe mit geringem Risiko eine solche Diagnose gestellt wurde.

„Dieser Test war besonders gut darin, uns zu sagen, wer zu der Gruppe mit niedrigem Risiko gehörte“, berichtet Hoshida, der das Liver Tumor Translational Research Program der UT Southwestern leitet. „Wir können jetzt mit viel mehr Überzeugung sagen, dass diese Patienten nicht sehr engmaschig überwacht werden müssen.“

Die Forscher übersetzten das Leber-Gen-Panel auch in vier Proteine, deren Konzentrationen zur einfacheren Risikobewertung in Blutproben gemessen werden konnten. Als die Patienten basierend auf diesen Proteinen in Hoch- und Niedrigrisikogruppen stratifiziert wurden, diagnostizierte man bei 37,6 Prozent der Patienten in der Hochrisikogruppe während der 15-jährigen Nachbeobachtungszeit ein HCC, während dies bei keinem Patienten in der Gruppe mit geringem Risiko der Fall war.

Bei den meisten Genen und Proteinen, von denen festgestellt wurde, dass sie das HCC-Risiko vorhersagen, handelte es sich um Immun- und Entzündungsmoleküle, was auf die Bedeutung von Entzündungen bei der HCC-Entwicklung hinweist. Darüber hinaus zeigten die Forscher, dass sich die Konzentrationen der Moleküle in Verbindung mit solchen Therapien veränderten, von denen bekannt ist, dass sie Leberentzündungen mindern und das HCC-Risiko verringern. Die Wissenschaftler nennen in diesem Zusammenhang die Adipositas-Chirurgie, Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels und die Immuntherapie.

„Das bedeutet, dass wir diese Panels von Molekülen tatsächlich verwenden könnten, um zu verfolgen, wie gut es Patienten im Laufe der Zeit geht, oder um Informationen über die potenzielle Wirksamkeit medizinischer Interventionen zur Verringerung des Leberkrebsrisikos zu erhalten“, fasst Hoshida zusammen. Beispielsweise wird der Protein-Bluttest mit der Bezeichnung PLSec-NAFLD bereits zur Überwachung der Wirksamkeit eines Cholesterinsenkers bei der Verringerung des Leberkrebsrisikos in einer laufenden klinischen Studie eingesetzt.

Hoshidas Team plant, den Nutzen von PLSec-NAFLD in größeren Patientengruppen auf der ganzen Welt weiter zu untersuchen. Laut den Forschenden könnten in Zukunft auch Bluttests entwickelt werden, mit denen sich das Krebsrisiko bei anderen schweren Lebererkrankungen wie Hepatitis B und alkoholbedingten Lebererkrankungen messen lässt.