NAFLD: Rolle der Hepatokine bei der Identifizierung von Subtypen dargestellt

NAFLD: Rolle der Hepatokine bei der Identifizierung von Subtypen. (Abbildung: © Norbert Stefan)

Die Autoren einer neuen Studie schlagen vor, dass die Bestimmung der wichtigsten Hepatokine und Adipokine zur Identifizierung von Subtypen einer Nichtalkoholischen Fettlebererkrankkung (NAFLD) verwendet werden könnte. Damit ließe sich die Präzisionsmedizin in der klinischen Praxis besser umsetzen, meinen die Forschenden.

Weltweit leiden mehr als 25 Prozent aller Erwachsenen und drei bis zehn Prozent aller Kinder an einer NAFLD. Der Prozentsatz ist wesentlich höher, wenn bei Erwachsenen (⁓60%) und bei Kindern (⁓40%) Übergewicht und/oder Diabetes vorliegen. Diese Zahlen sind alarmierend, da die NAFLD, insbesondere die Nichtalkoholische Steatohepatitis, die Hauptursache für chronische Lebererkrankungen und für Leberkrebs ist. Darüber hinaus zeigen Ergebnisse großer Studien, dass NAFLD mit einem circa 2,5-fach erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und einem etwa 1,5-fach erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert ist. Doch über welche Mechanismen beeinflusst eine Fettleber die Entstehung von Typ-2-Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Und wie lässt sich die Auswirkung der Fettleber von der Auswirkung der zunehmend auftretenden abdominalen Adipositas, die häufig bei Menschen mit Fettleber zu finden ist, auf diese Krankheiten abgrenzen?

Mit diesen Fragen beschäftigen sich Forscher aus Tübingen und aus Boston (USA) seit vielen Jahren und haben dazu internationale Kooperationen aufgebaut. So ist Prof. Norbert Stefan als Visiting Professor an der Harvard Medical School tätig. Die Wissenschaftler haben wichtige Hepatokine identifiziert, die bei NAFLD dysreguliert sind, und ihre Rolle im Stoffwechsel beschrieben.

„Wir fanden heraus, dass das Hepatokin Fetuin-A vermehrt von der Fettleber produziert wird und dass es das Auftreten von Typ-2-Diabetes und von kardiovaskulären Ereignissen klar prognostiziert. Wir haben auch Mechanismen der zellulären Wirkung von Fetuin-A zur Förderung der Insulinresistenz, der subklinischen Entzündungen und der Beeinträchtigung der Insulinsekretion identifiziert“, betont Stefan. Und Prof. Morris F. White von der Harvard Medical School fügt hinzu: „Wir haben ein weiteres wichtiges Hepatokin nachgewiesen, das zunehmend von der Fettleber produziert wird – Follistatin. Außerdem haben wir Mechanismen gefunden, welche die Produktion von Follistatin in der Leber hochregulieren beziehungsweise durch die Follistatin den Glukosespiegel und die Insulinresistenz erhöht. In großen Humankohorten haben wir gesehen, dass Follistatin mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist.“ In ihrem aktuellen Artikel beschreiben die Forschenden Wirkmechanismen dieser Hepatokine und fassen das Wissen über andere Hepatokine zusammen, die momentan untersucht werden.

Außerdem nutzten die Wissenschaftler ein derzeit sehr beliebtes Instrument, die Clusteranalyse, um die enge Beziehung zwischen Fettleber und abdominaler Adipositas zu entschlüsseln und um Subtypen von Menschen mit Fettleber zu identifizieren. Bei Clusteranalysen werden Datensätze hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit in Gruppen eingeteilt.

Indem sie mehrere Parameter, nämlich den Fettgehalt der Leber, die viszerale Fettmasse, das Hepatokin Fetuin-A und das Adipokin Adiponektin, zu Clustern zusammengefasst haben, gelang es ihnen, drei Cluster zu identifizieren. Die Cluster 1 und 3 wiesen eine ähnliche Insulinresistenz und einen erhöhten Leberfettgehalt auf, unterschieden sich jedoch weitgehend in den Plasmaspiegeln von Fetuin-A und Adiponektin. Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler, dass sie Subtypen von Menschen mit einer Fettleber gefunden haben, die unterschiedliche Pathomechanismen der Insulinresistenz aufweisen. Sie vermuten, dass die Erforschung der Hepatokine hilfreich sein könnte, um in Zukunft weitere Subtypen der Fettleber zu identifizieren.