NDR, WDR, SZ: Interne Dokumente zeigen mögliche Milliardenverschwendung bei PCR-Tests9. Januar 2023 Abbildung: © bluedesign/stock.adobe.com Mehr als sechs Milliarden Euro haben Staat und Krankenkassen bisher für PCR-Tests in der COVID-19-Pandemie ausgegeben. Nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR), des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) hätten sie einen großen Teil der Summe sparen können. Erstmals werden dem WDR zufolge durch die Recherchen fragwürdige Preis-Kalkulationen öffentlich, mit denen „die Ärztefunktionäre hohe Erstattungspreise für die Labore aushandelten“. Die Recherchen zeigen laut einer Mitteilung des Senders, dass die Testmaterialien auf dem Markt damals deutlich günstiger zu kaufen waren, als Ärztevertreter in den Preisverhandlungen angegeben hätten. Demnach hätten Ärzte-Vertreter in den Verhandlungen mit den Krankenkassen im Mai 2020 die Materialkosten für einen PCR-Test mit 22,02 Euro beziffert. Das gehe aus bisher vertraulichen Unterlagen und Abrechnungen hervor, die WDR, NDR und SZ hätten einsehen können. Auf dem freien Markt hingegen verkauften mehrere Anbieter zertifizierte Testkits zu dieser Zeit für vier bis sieben Euro. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung wolle auf Anfrage keine Belege für ihre Berechnungen vorlegen, teilte der WDR mit. Sie erkläre lediglich, dass gerade zu Beginn der Pandemie „erhebliche Marktengpässe bei Reagenzien und Materialien auftraten, die zu einem langfristig hohen Preisniveau beigetragen haben.“ Nach Angaben des Robert Koch-Institutes haben zu dieser Zeit 30 von 170 Laboren über Knappheit geklagt. Gleichzeitig bauten die Labore ihre Kapazitäten in diesen Wochen massiv aus. Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lasse heute auf Anfrage mitteilen, die Verfügbarkeit von PCR-Tests schnell und verlässlich herzustellen, sei „gerade im schweren ersten Jahr ein zentrales Mittel der Pandemie-Bekämpfung“ gewesen, schreibt der WDR. Konkrete Fragen könne er nicht beantworten, da er keinen Aktenzugang mehr habe. Heute, so teilt der WDR mit, erhielten die Labore noch rund 30 Euro für einen PCR-Test, inklusive Personal-, Transport- und sonstige Kosten. Mit den Recherchen von WDR, NDR und SZ konfrontiert, habe Gesundheitsminister Lauterbach eingeräumt: „Mir erschienen die Testkosten zu hoch. Ich habe sie dann um mehr als die Hälfte abgesenkt. Trotzdem kommen die Anbieter mit dem Geld aus. Daher können die Kosten also nicht höher sein als das, was jetzt bezahlt wird.“ Das Gesundheitsministerium selbst antwortete auf detaillierte Fragen knapp, wie der WDR schreibt: Die Vergütung orientiere sich an den „relevanten Kostenfaktoren“. Die Gesetzlichen Krankenkassen beklagen gegenüber WDR, NDR und SZ ein „Informationsungleichgewicht“: „Die Ärzteschaft, die auch die Labore vertreten, die wissen deutlich mehr über die echte Kostenstruktur in den Laboren“, habe der Sprecher des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen, Florian Lanz, erklärt. Die Kassen hätten unter Druck gestanden, die Versorgung von 73 Millionen Versicherten sicherzustellen. Die Recherche zeigt laut dem WDR auch den Einfluss, den der Berufsverband in Deutschland anerkannter medizinischer Labore, „Akkreditierte Labore in der Medizin“ (ALM), im Ministerium von Lauterbach-Vorgänger Spahn gehabt habe. Mehrfach wurden den Recherchen zufolge Referentenentwürfe so geändert, wie der ALM es in seinen Eingaben vorgeschlagen hatte. So setzte sich die Laborlobby erfolgreich für die Beibehaltung höherer Preise ein und sprach sich dagegen aus, dass sich Zahnärzte und Veterinärmediziner an den Tests beteiligen dürfen. Der ALM habe eine Anfrage unbeantwortet gelassen, schreibt der WDR.
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