Neue Erkenntnisse über die Rolle der Blutplättchen bei Patienten mit Leberzirrhose7. Februar 2024 Leber (Abbildung: © mi_viri/stock.adobe.com) Neben anderen Komplikationen ist Leberzirrhose auch mit Veränderungen des Blutgerinnungssystems verbunden. Die Rolle der Blutplättchen bei Zirrhosepatienten war bisher jedoch nur unzureichend erforscht. Nun haben Forschende der Medizinischen Universität (MedUni) Wien (Österreich) erstmals den Zusammenhang zwischen der Blutplättchenfunktion und dem Risiko für eine Blutung, eine Thrombose oder das Fortschreiten der Grunderkrankung Leberzirrhose genau beleuchtet und geklärt. Die kürzlich im Fachjournal „Hepatology“ publizierten Studienergebnisse können das Verständnis des Risikoprofils von Patienten mit Leberzirrhose verbessern und neue Möglichkeiten für personalisierte Therapieansätze aufzeigen. Im Rahmen der Studie analysierte das Forschungsteam um Benedikt Hofer, Prof. Thomas Reiberger und Prof. Thomas Gremmel von der MedUni Wien und dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien die Blutplättchenfunktion bei 107 Patienten, die zwischen Juli 2019 und Dezember 2020 aufgrund von Leberzirrhose am AKH behandelt wurden. Das Bestehen einer Leberzirrhose verändert unter anderem die Blutgerinnung. Die weit verbreitete Meinung, dass die Erkrankung deswegen per se mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehe, hält den aktuellen Erkenntnissen der Forschung jedoch nicht stand. „Wir wissen mittlerweile, dass bei Patient:innen mit fortgeschrittener Lebererkrankung sowohl gerinnungshemmende als auch gerinnungsfördernde Faktoren reduziert sind. Somit entsteht bei Leberzirrhose ein sehr instabiles Gleichgewicht der Blutgerinnung, und Patient:innen haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Blutungen, sondern auch für Thrombosen“, erklärt Studienautor Reiberger. Detailanalyse für valide Ergebnisse Um die Blutplättchenaktivierung zu analysieren, wandten die Forschenden in ihrer Studie die Durchflusszytometrie an. „Für das Verständnis der veränderten Blutgerinnung bei Leberzirrhose ist es essenziell, alle relevanten Teilaspekte, insbesondere auch die Blutplättchenfunktion, zu verstehen“, unterstreichen Erstautor Benedikt Hofer und Studienleiter Gremmel. Viele Patienten mit Lebererkrankung weisen eine verringerte Zahl an Blutplättchen auf, was die Aussagekraft der meisten gängigen Messmethoden der Blutplättchenfunktion beeinträchtigen kann. Im Gegensatz zu anderen Methoden liefert die Durchflusszytometrie jedoch selbst bei sehr geringen Blutplättchenzahlen valide Ergebnisse. Evidenz für prognostische Relevanz Mithilfe dieser optimalen Messmethode offenbarte die Studie, dass die Fähigkeit der Blutplättchen, adäquat auf Stimuli zu reagieren, mit fortschreitender Erkrankungsschwere deutlich abnimmt. In einer weiteren Analyse zeigten die Wissenschaftler, dass die reduzierte Blutplättchenaktivierung mit einem signifikant höheren Risiko für Komplikationen der Leberzirrhose und einem kürzeren Überleben einhergeht. „Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass eine eingeschränkte Funktion der Blutplättchen mit einer deutlich schlechteren Prognose in Verbindung steht – und zwar unabhängig von der Erkrankungsschwere“, so die Studienautoren. Umgekehrt zeigte sich jedoch auch ein Zusammenhang zwischen ausgeprägter Blutplättchenaktivierung und einem erhöhten Thromboserisiko im untersuchten Kollektiv. Eine Verbindung zwischen einer veränderten Blutplättchenaktivierung und einem erhöhten Blutungsrisiko konnten die Studienautoren hingegen nicht nachweisen. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werfen nicht nur neues Licht auf die Bedeutung der Blutplättchenfunktion bei Leberzirrhose, sondern bieten auch die Möglichkeit für personalisierte Therapieansätze und ein besseres Verständnis des Risikoprofils von Patienten mit Leberzirrhose.
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