Neue Erkenntnisse zu Todesursachen bei Krebs

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Woran stirbt man eigentlich bei Krebs? Diese simpel anmutende Frage ist offenbar selten leicht zu beantworten, oft werden Metastasen verantwortlich gemacht.

Doch bei gerade einmal 16 Prozent von 108 autopsierten Krebspatienten, die an tumorbedingten Komplikationen verstorben waren, habe ein einstimmiger Konsens über die Todesursache erzielt werden können, berichten Autoren eines „News & Views“-Artikels über eine Studie in derselben Ausgabe von „Nature Medicine“.

Sterberisiko bei Infiltration von Aorta und Vena cava stark erhöht − unabhängig von Metastasen

In dieser Studie wiesen aus einer retrospektiven Validierungskohorte mit 1250 Patienten mit Lungen-, Kolorektal-, Pankreas-, Ovarial- oder Leberzellkarzinomen diejenigen mit Gefäßinvasion ein dramatisch verkürztes Überleben auf. Bei jeglicher Gefäßinvasion war das Mortalitätsrisiko – unabhängig vom Metastasierungsstatus – achtmal höher, bei Infiltration der Aorta bzw. Vena cava um das 46- bzw. 28-Fache erhöht.

Das Team um Dr. Kelley Newcomer vom University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas hatte eine prospektive, beobachtende Fall-Kontroll-Studie mit 21 Patienten mit soliden Tumoren und 10 ohne bekannte maligne Erkrankung durchgeführt, ergänzt durch die Validierungskohorte.

Frühstadium − einzelne zirkulierende Tumorzellen, Endstadium − ganze Cluster

In der prospektiven Kohorte beobachtete das Team unmittelbar vor dem Tod Spitzen bei den zirkulierenden Tumorzellen (CTC) – insbesondere von Zellclustern (p<0,0001) – sowie pathologische Evidenz für makrovaskuläre Infiltration und den Verschluss großer Gefäße, die bei einer schnellen Autopsie entnommen wurden.

Im „News & Views“-Artikel arbeitet eine Abbildung die Veränderungen in der Dynamik zirkulierender Tumorzellen heraus: Werden im Frühstadium vereinzelt zirkulierende Tumorzellen sporadisch in den Blutkreislauf freigesetzt, treten im terminalen Stadium treten zwei zentrale Phänomene auf – ein sprunghafter Anstieg der Anzahl zirkulierender Tumorzellen mit verstärkter Clusterbildung und die makroskopische Tumorinfiltration großer Blutgefäße.

Tumorwachstum in der Nähe kritischer Blutgefäße stoppen

Die koordinierte Natur dieser terminalen Ereignisse deute auf einen aktiven biologischen Prozess hin, meint das „News & Views“-Autorenteam um Dr. Camila Hidalgo Salinas und ergänzt: „Die Beobachtung, dass die Infiltration großer Gefäße unabhängig von der Metastasierung auftritt, legt nahe, dass lokale Behandlungen, die darauf abzielen, das Tumorwachstum in der Nähe kritischer Blutgefäße zu stoppen, auch bei nicht kurativer Intention von Vorteil sein könnten.“

(sf/BIERMANN)