Neue Erkenntnisse zur Entstehung allergischen Asthmas

Ein Junge nutzt einen Inhalator. (Foto: © Aliaksandr Marko – stock.adobe.com)

Ein Forschungsteam der MedUni Wien, Österreich, hat neue Erkenntnisse zur Rolle des Immunsystems bei allergischem Asthma gewonnen. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, neue Therapien zu entwickeln.

Am Mausmodell für Hausstaubmilbenallergie untersuchte das Forschungsteam um Nicole Boucheron und Matarr Khan, Institut für Immunologie am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, die molekulare Regulierung pathogener T-Helferzellen vom Typ 2 (Th2-Zellen), die an der Entstehung von allergischen Erkrankungen beteiligt und für eine anhaltende Entzündung der Atemwege verantwortlich sind.

Th2-Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Parasiten und unterstützen die Wundheilung. In manchen Fällen reagieren sie jedoch übermäßig stark auf eigentlich harmlose alltägliche Stoffe wie den Kot von Hausstaubmilben. Dies führt zu einer chronischen Entzündung, die schwere Erkrankungen wie allergisches Asthma auslösen oder verschlimmern kann. Im Rahmen der Studie gelang es den Forschenden, zwei Untergruppen dieser pathogenen Th2-Zellen in den Lungen zu identifizieren und besser zu definieren. So lösen pathogene Effektor-Th2-Zellen besonders starke Entzündungen aus, indem sie Immunzellen – insbesondere eosinophile Granulozyten – aktivieren. Th2-Gewebe-residente Gedächtniszellen bleiben hingegen über längere Zeit in der Lunge und können die Erkrankung auch dann aufrechterhalten, wenn kein direkter Kontakt mit dem Allergen besteht. 

Überschießende Immunreaktion gezielt stoppen

Die molekulare Regulierung von pathogenen Effektor-Th2-Zellen und Th2-Gewebe-residenten Gedächtniszellen konnte im Rahmen der Studie genauer bestimmt werden. Ein zentraler Mechanismus zielt dabei auf das Enzym Histon-Deacetylase 1 (HDAC1) ab, wie das Forschungsteam feststellte. Dieses Enzym beeinflusst, welche Gene in einer Zelle aktiv sind. In gesunden Zellen sorgt es dafür, dass entzündungsfördernde Botenstoffe (z. B. Zytokine) nicht in zu großen Mengen gebildet werden.

Die Studie zeigte, dass HDAC1 auch für die Entwicklung pathogener Th2-Zellen wichtig ist. Entzündliche Reaktionen in der Lunge setzen Prozesse in der Zelle in Gang, die HDAC1 ausschalten. Dadurch kommt es zu einer unkontrollierten Immunreaktion, die die Entzündung antreibt. „Diese Erkenntnisse haben direkte Auswirkungen auf zukünftige Behandlungsstrategien“, verdeutlicht Studienleiterin Boucheron. Medikamente, die Histon-Deacetylasen hemmen, werden bereits klinisch gegen andere Erkrankungen eingesetzt. Die Studie zeigt deutlich, dass sie für Menschen mit allergischem Asthma nicht geeignet sind, weil sie die Krankheit verstärken könnten. „Künftige Therapien müssen gezielt an den pathogenen Th2-Zellen ansetzen, um die überschießende Reaktion zu stoppen, ohne das Immunsystem zu schwächen“, ergänzt Erstautor Khan. 

Hausstaubmilben gehören zu den häufigsten Auslösern allergischer Erkrankungen. Schätzungen zufolge sind weltweit bis zu 130 Millionen Menschen betroffen. Besonders schwerwiegend ist allergisches Asthma, bei dem die Entzündung der Atemwege die Atmung massiv einschränken kann. „Unsere Entdeckungen führen zu einem besseren Verständnis der Mechanismen hinter dieser Erkrankung und könnte dazu beitragen, gezielte Therapien gegen Allergien zu entwickeln“, so die Studienautoren.