Neue Studie zeigt bidirektionalen Zusammenhang zwischen Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Depressionen16. Juni 2022 Darm-Hirn-Achse (Abbildung: © VectorMine/stock.adobe.com) US-amerikanische Wissenschaftler zeigen in einer neuen Studie, dass Patienten, bei denen eine Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) diagnostiziert wurde, neunmal häufiger an Depressionen erkranken als die Allgemeinbevölkerung. Darüber hinaus war die Wahrscheinlichkeit für Depressionen bei Geschwistern, die nicht an an einer CED litten, fast doppelt so hoch. Umgekehrt erwies sich in der Untersuchung die Wahrscheinlichkeit, eine CED zu entwickeln, bei Patienten mit Depressionen als verdoppelt, während das CED-Risiko bei Geschwistern ohne Depression mehr als anderthalb Mal so hoch war. „Diese Studie zeigt eine klinische Überschneidung zwischen beiden Erkrankungen und ist die erste Studie, die den wechselseitigen Zusammenhang zwischen CED und Depression bei Geschwistern untersucht“, erklärt Dr. Bing Zhang, Gastroenterologe bei Keck Medicine (USA) und Co-Hauptautor der Studie . Zhang und seine Forscherkollegen analysierten die Daten von mehr als 20 Millionen Menschen aus der taiwanesischen National Health Insurance Research Database, die umfassende medizinische Informationen zu mehr als 99 Prozent aller Taiwanesen enthält. Die Wissenschaftler beobachteten Patienten mit entweder CED oder Depression sowie deren Geschwister ohne eine der beiden Erkrankungen über einen Zeitraum von elf Jahren. Dabei verglichen die Forschenden den Beginn der Depression oder der CED mit einer Kontrollgruppe von Personen ohne eine der beiden Erkrankungen, aber mit ähnlichem Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status. Zhang stellt die Hypothese auf, dass viele Faktoren zum bidirektionalen Charakter der Störungen beitragen können, darunter Umweltstressoren, das Darmmikrobiom und die Genetik. „Der Befund, dass Menschen mit CED anfälliger für Depressionen sind, ist nachvollziehbar, weil CED ständige gastrointestinale Symptome verursacht, die das Leben eines Patienten sehr beeinträchtigen können“, erklärt er. „Und das erhöhte Depressionsrisiko unter Geschwistern von CED-Patienten kann ein Abbildung der Erschöpfung Pflegender sein, wenn die Geschwister bei an der Versorgung des Patienten beteiligt sind.“ Was die Forscher überraschte, war, dass Patienten mit Depressionen anfällig für CED waren. Zhang spekuliert, dass diese Entdeckung mit der Darm-Hirn-Achse zu tun haben könnte. Zum Beispiel, so erklärt er, könnte eine Entzündung des Gehirns, die bei Depressionen eine Rolle spielt, mit der Entzündung des Gastronintestinaltraktes bei CED in Verbindung gebracht werden. Die Forscher sind sich nicht sicher, warum bei Geschwistern von Patienten mit Depressionen häufiger CED diagnostiziert werden. Zhang vermutet, dass es möglicherweise eine gemeinsame genetische Anfälligkeit für beide Erkrankungen gibt, die sich bei Familienmitgliedern unterschiedlich darstellen. Er hofft, dass die Studienergebnisse für Mediziner einen Anreiz darstellen, sowohl die Familienanamnese als auch die Beziehung zwischen gastrointestinalen Erkrankungen und Stimmungsstörungen zu berücksichtigen, wenn sie Patienten mit CED oder Depressionen beurteilen oder behandeln.
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