Neue Therapieansätze gegen Leberkrankheiten: ERC Advanced Grant für BIH-Forscher

Das Berliner FunChol-Projekt soll dem besseren Verständnis der Mechanismen der Leberregeneration dienen. (Abbildung: © Irin/stock.adobe.com)

Forschende um Prof. Ludovic Vallier (Berlin) haben kürzlich nachgewiesen, dass der Regeneration der Leber und der Tumorentstehung ähnliche Mechanismen zugrunde liegen könnten. Jetzt hat der Europäische Forschungsrat Vallier einen ERC Advanced Grant zuerkannt.

Das Ziel der Wissenschaftler besteht darin, die Mechanismen hinter der Regeneration und Tumorentstehung noch tiefgreifender verstehen und für die Entwicklung neuer, auf Patienten abgestimmter, Therapien nutzen.

Vallier, Einstein-Professor für Stammzellen in regenerativen Therapien am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), erforscht an Organoiden, wie Erkrankungen der Leber entstehen und wie sie behandelt oder verhindert werden können. Ein Schlüssel dafür liege in den Mechanismen der Leberregeneration, sagt Vallier, der auch Fellow am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik ist. Diese Mechanismen ermöglichen die Reparatur geschädigter Zellen, können aber auch zur Entstehung von Tumoren bei chronischen Lebererkrankungen führen, wenn bei der Reparatur etwas schiefgeht. Mit dem FunChol-Projekt will Vallier diese Mechanismen besser verstehen und im Sinne der translationalen Medizin für die Entwicklung neuer Therapieansätze nutzen. Dafür erhält er einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre Forschungsarbeit.

Ein Wandel im Verständnis chronischer Krankheiten

Während sich derzeitige Behandlungen von Lebererkrankungen darauf konzentrieren, Verletzungen des Gewebes zu begrenzen, möchte Vallier mit seinem Team für neue Therapieformen tiefer ansetzen. Mit den Erkenntnissen aus dem FunChol-Projekt wollen sie Zellen herstellen, die nicht nur resistent gegen Lebererkrankungen sind, sondern auch die Geweberegeneration fördern und gleichzeitig die Krebsbildung verhindern, die in der Regel im Zusammenhang mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen wie Stoffwechselstörungen auftritt. Die Identifikation von Biomarkern für die Diagnose und Prognose der Erkrankungen soll zudem den Weg zu individualisierten Behandlungen der Patienten ebnen. Diese Biomarker sind Merkmale im Blut oder Gewebe, die auf verschiedene Prozesse der Leberregeneration im Körper der Patienten hinweisen und so bei der Entscheidung für die individuell passende Therapieform unterstützen können.

Für das geförderte Projekt werden die Wissenschaftler moderne Methoden aus den Bereichen der Einzelzellanalyse, dem Bioengineering und der menschlichen In-vitro-Organoidsysteme miteinander kombinieren. Sie erwarten durch ihr Projekt einen bedeutenden Wandel im grundlegenden Verständnis von chronischen Krankheiten.

„Es ist ein Privileg, bereits zum dritten Mal einen ERC-Grant zu erhalten“, sagt Vallier. „Ein solcher Zuschuss ist ziemlich einzigartig, da er uns in unserer Forschung viel Freiheit gibt. Wir können uns neuen Forschungsfragen widmen und uns dabei ausschließlich von unserer wissenschaftlichen Neugierde und Begeisterung treiben lassen. Für mich ist das nach wie vor der beste Weg, um wirkungsvolle Forschung und translationale Anwendungen zu entwickeln, die schließlich den Patienten helfen.“