Neue Ursache für kindliche Schlaganfälle gefunden20. Februar 2025 v.l.n.r.: Prof. Thomas Thiele, Dr. Linda Schönborn und Prof. Andreas Greinacher (Quelle: © Unimedizin Greifswald) Schlaganfälle bei Neugeborenen sind selten und die Ursachen nicht immer bekannt. Ein Forschungsteam der Greifswalder Transfusionsmedizin konnte nun zusammen mit Kollegen aus Österreich einen neuen Mechanismus aufdecken. Eine Mutter mit Neigung zu Blutgerinnseln hatte besondere Abwehrstoffe im Blut: die sogenannten Anti-PF4-Antikörper. Diese Antikörper wurden während der Schwangerschaft auf das Baby übertragen – und lösten beim Neugeborenen einen Schlaganfall aus. Die Ergebnisse wurden nun im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. „Dass Antikörper während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden können, ist gemeinhin bekannt und wird oftmals als Nestschutz bezeichnet“, stellt Prof. Thomas Thiele, Institutsleiter der Greifswalder Transfusionsmedizin, klar. „Dass aber auch Anti-PF4-Antikörper von der Mutter übertragen werden und damit Thrombosen beziehungsweise Schlaganfälle bei dem Kind ausgelöst werden können – das ist neu.“ Dabei könne es bereits vor, während oder erst nach der Geburt zu einem Schlaganfall kommen. Anhand eines Patientenfalls aus Österreich konnten die Greifswalder diesen Mechanismus entdecken: „Eine Kollegin aus Salzburg kontaktierte uns, weil der Antikörper-Test eines Neugeborenen, das kurz nach der Geburt einen Schlaganfall erlitt, positiv ausgefallen war“, erinnert sich Thiele, der die Untersuchung leitete. In Greifswald wurde schließlich das Blut der Mutter sowie des Kindes mit spezieller Labordiagnostik genau ausgewertet. Das Ergebnis zeigte: Beide hatten die gleichen Antikörper, die Thrombosen auslösen können. „Warum die Mutter in diesem Fall die Anti-PF4-Antikörper hat – das steht auf einem anderen Blatt“, erklärt Thiele. Was einst als impfassoziierte Erkrankung, die sogenannte VITT-Erkrankung, im Zusammenhang mit COVID-19-Impfstoffen durch die Greifswalder Transfusionsmedizin bekannt wurde, eröffnet mittlerweile ein breiteres Forschungsfeld als angenommen. „Auch bereits überstandene Infektionen oder bestimmte Vorerkrankungen können bei der Entstehung der Anti-PF4-Antikörper eine Rolle spielen“, berichtet der Transfusionsmediziner weiter. Die gute Nachricht: Wird der Antikörper während der Schwangerschaft nur übertragen, minimiert sich für das Kind das Risiko einer Thrombose nach der Geburt schrittweise. „Über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten werden diese Antikörper bei dem Kind normalerweise abgebaut, bis sie irgendwann nicht mehr nachweisbar sind“, so Thiele. Der Transfusionsmediziner ergänzt, es sei wichtig herauszufinden, wie häufig diese Art der Antikörper-Übertragung auftritt und inwiefern man zur Risikominimierung für Mutter und Kind beitragen kann. „Für die behandelnden Ärzte bedeutet das, dass sie hinsichtlich dieser Erkrankung sensibilisiert sind und sich auch an uns wenden, damit wir weitere Untersuchungen durchführen können.“
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