Neues Positionspapier: Empfehlungen zur Verbesserung der Behandlung von Vorhofflimmern

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Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und ein wachsendes Gesundheitsproblem in einer alternden Gesellschaft. Es betrifft mehrere Millionen Menschen in Europa und weltweit. Nun wurden neue Empfehlungen zur Verbesserung der Behandlung vorgestellt.

Das Positionspapier fasst die Ergebnisse der 9. AFNET/EHRA-Konsensuskonferenz zusammen – einem zweitägigen Expertentreffen, das gemeinsam vom Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET) und der European Heart Rhythm Association (EHRA) im September 2023 in Münster, Deutschland, ausgerichtet wurde. Auf dem EHRA-Kongress in Berlin wurde nun der Konsensusbericht von Prof. Dominik Linz, Maastricht, Niederlande, vorgestellt und gleichzeitig in „Europace“ veröffentlicht.

Während der 9. AFNET/EHRA-Konsensuskonferenz bündelten 83 internationale interdisziplinäre Forscherinnen und Forscher ihre Kenntnisse zur Behandlung und Erforschung des Vorhofflimmerns und diskutierten neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten. Linz, Erstautor der Publikation, erklärt: „Nach zwei Tagen fruchtbarer Diskussion haben wir unsere Ergebnisse zusammengeführt. Das Wesentliche wurde in fünf Empfehlungen zusammengefasst.“

Die Empfehlungen

1. Aktiver Rhythmuserhalt sollte Teil der Standard-Erstbehandlung für alle geeigneten Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern sein.
2. Patientinnen und Patienten mit Device-detektiertem Vorhofflimmern haben eine geringe Vorhofflimmerlast und ein geringes Schlaganfallrisiko. Antikoagulation verhindert einige Schlaganfälle, verstärkt aber auch schwere, aber nicht tödliche Blutungen.
3. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Vorhersage des Schlaganfallrisikos bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern zu verbessern, insbesondere bei denjenigen mit einer geringen Vorhofflimmerlast. Biomoleküle, Genetik und Bildgebung können dies unterstützen.
4. Das Vorliegen von Vorhofflimmern sollte Anlass für eine systematische Abklärung und umfassende Behandlung kardiovaskulärer Begleiterkrankungen sein.
5. Algorithmen des maschinellen Lernens wurden verwendet, um die Erkennung von Vorhofflimmern zu verbessern, und können dazu beitragen, die Entwicklung von Vorhofflimmern zu verhindern. Um das Potenzial datenwissenschaftlicher Anwendungen für Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern zu nutzen, ist eine Zusammenarbeit zwischen Fachkräften aus der Klinik und Datenwissenschaft erforderlich.

Ziel: Verringerung der Vorhofflimmerlast

Prof. Paulus Kirchhof, Hamburg, einer der vier Vorsitzenden der Konferenz und Vorstandsmitglied des AFNET, kommt zu dem Schluss: „Die Kombination von aktivem Rhythmuserhalt, Antikoagulation, Frequenzregulierung und Behandlung kardiovaskulärer Begleiterkrankungen kann das Leben von Menschen mit Vorhofflimmern verbessern.“ Eine niedrige Vorhofflimmerlast ist mit einer geringen Schlaganfall- und Herzinsuffizienzrate verbunden. Die Verringerung der Vorhofflimmerlast wird zu einem therapeutischen Ziel bei Patient:innen mit Vorhofflimmern.“

Prof. Andreas Goette, Paderborn, ebenfalls Vorsitzender der Konferenz und AFNET-Vorstandsmitglied, erklärt: „Wir sind gespannt, ob unsere Empfehlungen in die kommenden Vorhofflimmern-Leitlinien einfließen und die klinische Praxis verändern werden.“

Die Teilnehmenden der 9. AFNET/EHRA-Konsensuskonferenz kamen aus Europa, den USA, Kanada und Australien. Den Vorsitz der Tagung führten drei Kardiologen eine Kardiologin: Prof. Andreas Goette, Paderborn, und Prof. Paulus Kirchhof, Hamburg, beide vom AFNET, sowie Prof. Helmut Pürerfellner, Linz, Österreich, und Prof. Isabell van Gelder, Groningen, Niederlande, beide von der EHRA.

Die Konferenz wurde von AFNET und EHRA veranstaltet und kofinanziert. Zusätzliche finanzielle Unterstützung kam von MAESTRIA, das im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union (EU) gefördert wird. Die Teilnehmenden aus der Industrie zahlten eine Teilnahmegebühr.