Neues Verfahren verbessert Diagnose von Fettlebererkrankungen: Alkohol häufiger Ursache als bisher angenommen12. Juli 2022 Foto: © Vitalii Vodolazskyi/stock.adobe.com Ob Patienten an einer Nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) oder einer alkohol-assoziierten Lebererkrankung (ALD) leiden, spielt für die Therapie und Prognose eine bedeutende Rolle, kann aber mit den derzeit etablierten Diagnosemethoden nicht zuverlässig festgestellt werden. Im Rahmen einer Studie unter Leitung der MedUni Wien (Österreich) wurde nun ein neues Verfahren eingesetzt, um Alkoholkonsum bei Fettlebererkrankungen nachzuweisen. Dabei zeigte sich, dass bei rund 30 Prozent der Fälle von vermuteter NAFLD das Risiko einer alkoholbedingten Leberschädigung besteht. Als besonders treffsicher stellten sich dabei Alkoholmarker im Haar der Patienten heraus. Im Rahmen der Studie wurde der Alkoholkonsum von 184 Patienten untersucht, die wegen NAFLD beziehungsweise ALD in den spezialisierten Leberambulanzen des Universitätsklinikums AKH Wien sowie weiteren Zentren in Oberndorf und Wien behandelt wurden. Dabei verglich das Forschungsteam um Prof. Katharina Staufer und Prof. Michael Trauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MedUni Wien und des AKH Wien, die Ergebnisse aus derzeit angewandten Methoden des Alkoholnachweises mit den Werten aus einem neuen Testverfahren. Dieses neue Verfahren besteht in der Kombination aus den Alkoholparametern Ethylglucuronid in Haar (hEtG) und Urin (uEtG) sowie dem Fragebogen AUDIT-C (Alcohol Use Disorders Identification Test). Auf diese Weise wurde bei rund 29 Prozent der Patienten mit alkoholassoziierter Lebererkrankung, aber auch bei rund 29 Prozent derjenigen mit vermuteter NAFLD ein wiederholter moderater bis exzessiver Alkoholkonsum nachgewiesen. Bei 25 Prozent der Bevölkerung wird NAFLD diagnostiziert Die NAFLD wird mit Adipositas und Insulinresistenz als Teil des Metabolischen Syndroms in Verbindung gebracht und bei bis zu 25 Prozent der Bevölkerung festgestellt. Damit ist NAFLD die inzwischen am häufigsten diagnostizierte chronische Lebererkrankung weltweit. Die Diagnose NAFLD schließt Alkohol in schädlichen Mengen als Ursache aus. Der Einfluss von geringem bis mäßigem Alkoholkonsum auf das Entstehen und Voranschreiten einer Fettlebererkrankung ist in der medizinischen Forschung bis jetzt nicht endgültig geklärt. Bei Patienten mit Alkoholkonsum von mehr als 60 g Ethanol/Tag (dies entspricht ungefähr 1,5 Litern Bier oder 0,75 Liter Wein/Tag) hat sich hingegen gezeigt, dass sich ernste Folgeschäden wie eine Steatohepatitis, eine Fibrose bis hin zur Leberzirrhose entwickeln können. Aktuelle Studien gehen von deutlich geringeren potenziell schädlichen Alkoholmengen von 10-20 g Ethanol/Tag aus, oberhalb derer eine alkoholassoziierte Lebererkrankung nicht sicher ausgeschlossen werden kann. Stigma in der Gesellschaft abbauen Potenziell schädlichen Alkoholkonsum bei Fettleberpatienten frühzeitig zu erkennen, ist wichtig, um optimale Therapieempfehlungen anbieten zu können. Da Patienten die Menge des Alkoholkonsums häufig geringer oder gar nicht angeben – sei es aus rückblickender Unterschätzung des eigenen Konsums, aus Sorge vor Stigmatisierung oder als Teil einer Alkoholerkrankung –, gestaltet sich dies in der klinischen Praxis allerdings oft als schwierig. „Die Messung von Ethylglucuronid in Haar und Urin zusätzlich zum AUDIT-C kann helfen, den Alkoholkonsum zu erfassen und so häufig erstmals ein offenes Gespräch über den tatsächlichen Alkoholkonsum und seine Folgeschäden zu ermöglichen“, betont Erstautorin Staufer (Klinische Abteilung für Transplantation von MedUni Wien/AKH Wien) die Bedeutung einer vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung und unterstreicht weiter: „Es gilt das Stigma, das immer noch häufig mit alkoholassoziierten Leberschäden einhergeht, in der Gesellschaft abzubauen und eine optimale Behandlung zu ermöglichen.“ In diesem Zusammenhang wurde in den vergangenen beiden Jahrzehnten von Experen vorgeschlagen, die NAFLD in „Metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettlebererkrankung“ (MAFLD) umzubenennen. „Die Ergebnisse unserer Studie werden die Verbesserung der Diagnosekriterien der Fettlebererkrankung weiter vorantreiben“, stellt Trauner in Aussicht.
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