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Liebe Leserinnen und Leser des Kompakt Onkologie,
mit dem Alter lässt die Flexibilität leider oft nach – das gilt offenbar nicht nur für Geist und Gelenke, sondern auch für die Blutproduktion. Wie eine aktuelle Studie in „Nature“ zeigen konnte, übernehmen mit zunehmendem Alter einige wenige Stammzellklone das Regime bei der Blutbildung, was das ganze System anfälliger macht. Dabei wiesen manche Stammzellklone Mutationen auf, die mit der klonalen Hämatopoese in Verbindung stehen. Interessant war zudem, dass dominante Klone eine Präferenz für die Produktion myeloischer Zellen zeigten, die mit chronischen Entzündungen assoziiert sind.
In einer weiteren „Nature“-Studie untersuchten Forschende der Universität Zürich die Entstehung der Diversität von Krebszellen unter Stress in Echtzeit. Mithilfe zellulärer Stammbaumanalysen konnten sie belegen, dass sich Tochterzellen nach der Zellteilung nicht mehr synchron verhalten, wenn die Mutterzelle Stress ausgesetzt war. Zudem verstehen sie jetzt besser, wie Polyploidie entsteht, die Therapie-Resistenzen fördert.
Spannend ist auch eine Studie in „Cell“ zu Brain Fog nach CAR-T-Zelltherapie: „Wir fanden genau die gleiche Pathophysiologie, die wir bei Brain-Fog-Syndromen beobachtet haben, die nach Chemotherapie, Bestrahlung und leichten respiratorischen COVID-19- oder Influenza-Erkrankungen auftreten“, erläutert Seniorautorin Dr. Michelle Monje. Offenbar werden die Mikroglia durch die körpereigene Immunreaktion aktiviert und produzieren daraufhin Zyto- und Chemokine. Diese schaden besonders den Oligodendrozyten, die für die Bildung von Myelin verantwortlich sind. In der Folge führt somit offenbar eine verminderte Nervenisolierung zu kognitiven Beeinträchtigungen. Im Tiermodell waren Mäuse nach Depletion der Mikroglia oder Unterbrechung der Chemokin-Signale nicht länger kognitiv beeinträchtigt. Interessanterweise waren übrigens die einzigen getesteten Mäuse ohne kognitive Beeinträchtigung nach der CAR-T-Zelltherapie jene mit einer bestimmen Art von Knochenkrebs, der über die krebsbekämpfende Aktivität der CAR-T-Zellen hinaus nur minimale zusätzliche Entzündung verursacht.
Studienergebnisse, die direkt von praktischer Relevanz sind, vermelden Wissenschaftler aus Wien: Demnach lässt sich der Grundsatz, bei Patienten mit KRAS-mutierten Kolorektalkarzinomen keine EGFR-gerichtete Therapie zu erwägen, so nicht mehr halten. Die neuen Befunde an Organoiden zeigen, dass EGFR auch bei KRAS-mutierten Tumoren eine aktive Rolle spielt – und zwar anders, als bislang gedacht. Klinische Studien stehen zwar noch aus, aber die Autoren vermuten, dass KRAS-mutierter Darmkrebs womöglich doch besser behandelbar ist als lange angenommen.
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Ich wünsche Ihnen eine schöne kurze Frühlingswoche!
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