Nierentransplantation: Mikrovaskuläre Entzündungen können Anzeichen für erhöhtes Abstoßungsrisiko sein

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Forscher von Rutgers Health, USA, haben neue Anzeichen für die Abstoßung von Nierentransplantaten entdeckt, die zu einer präziseren Diagnose und Behandlung von Transplantatempfängern führen könnten.

Die Studie untersuchte mehr als 16.000 Nierentransplantationsbiopsien und stellte fest, dass bestimmte Ergebnisse, die bisher als fragwürdig galten, tatsächlich auf ein erhöhtes Risiko eines Transplantatversagens hinweisen. „Diese Studie zeigt, dass Entzündungen sogar in den kleineren Blutgefäßen um die Nieren herum Probleme vorhersagen“, berichtet Vikas Dharnidharka, einer der Studienautoren. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

Verlauf der Studie

In der Studie wurden Nierenbiopsien untersucht, die zwischen 2004 und 2023 in mehr als 30 Transplantationszentren in Europa und Nordamerika durchgeführt wurden. Die Forscher verwendeten die neuesten Kriterien der sogenannten Banff-Klassifikation, einem internationalen Standard für die Diagnose der Transplantatabstoßung, um die Biopsie-Ergebnisse zu kategorisieren.

Ein Schwerpunkt war die mikrovaskuläre Entzündung. Bei der Aktualisierung der Banff-Klassifikation im Jahr 2022 wurden zwei neue Kategorien für diese Art von Entzündung eingeführt. Die erste, „mikrovaskuläre Entzündung/Verletzung, DSA-negativ, C4d-negativ“ oder MVI genannt, beschreibt eine Entzündung ohne andere typische Anzeichen einer Antikörper-vermittelten Abstoßung. Die zweite Kategorie, „wahrscheinliche Antikörper-vermittelte Abstoßung“, weist auf eine mildere Entzündung mit einem gewissen Anteil an Antikörpern hin. In der Studie wurde die Frage gestellt, ob diese neuen Kategorien nützliche Informationen über die wahrscheinlichen Ergebnisse für Transplantationspatienten liefern. Die Antwort der Forscher war ein klares „Ja“.

Ergebnisse der Biopsien

Die Forscher fanden 503 von 16.293 Biopsien in der MVI-Kategorie und 285 in der Kategorie der wahrscheinlichen Antikörper-vermittelten Abstoßung. Nach früheren Klassifizierungskriterien wären diese als Nicht-Abstoßung eingestuft worden, doch in der neuesten Studie wurden solche Ergebnisse mit einem erhöhten Abstoßungsrisiko in Verbindung gebracht. Bei Patienten mit MVI war das Risiko eines Transplantatversagens nach fünf Jahren mehr als doppelt so hoch wie bei Patienten ohne Anzeichen einer Abstoßung. Bei Patienten mit Antikörper-vermittelter Abstoßung war die Wahrscheinlichkeit eines Transplantatversagens fast dreimal so hoch wie bei Patienten ohne Anzeichen einer Abstoßung. Die Studie ergab auch, dass Patienten mit diesen neu kategorisierten Entzündungsarten ein höheres Risiko hatten, im Laufe der Zeit eine schwerere Abstoßung oder chronische Nierenschäden zu entwickeln.

Diese Ergebnisse bestätigen laut den Wissenschaftlern den diagnostischen Nutzen der neuen Klassifizierung und würden so den Weg für künftige Studien zur Verbesserung der Versorgung von Patientenebnen, die in diese Kategorien fallen. „Diese Daten deuten darauf hin, dass wir Patienten, die in diese Kategorien fallen, anders behandeln sollten“, betont Dharnidharka.