Normale Magen-Darm-Biopsie bei Symptomen: Keine Garantie dafür, dass nicht später eine CED diagnostiziert wird10. März 2023 Abbildung: © eddows/stock.adobe.com Offenbar können Symptome einer Chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) schon weit vor der Diagnose der Erkrankung mittels Biopsie auftreten. Das zeigt eine Studie, für die mehr als 450.000 Schweden nach einer Biopsie des unteren oder oberen Gastrointestinaltraktes beobachtet wurden. Laut der Untersuchung haben Personen mit Symptomen in den Jahren nach einer unauffälligen gastrointestinalen Biopsie immer noch ein höheres CED-Risiko als Vergleichspersonen aus der Allgemeinbevölkerung. Das berichten Erstautor Dr. Jiangwei Sun vom Karolinska Institutet (Schweden) und Kollegen. In der klinischen Praxis, so geht aus einer Mitteilung des Institutes hervor, sei der häufigste Befund einer Endoskopie eine normale Biopsie, wobei es Hinweise darauf gibt, dass das Darmkrebsrisiko bis zu zehn Jahre nach einer normalen Biopsie dauerhaft verringert ist. Der Zusammenhang zwischen einer normalen Biopsie und einer späteren CED-Diagnose war jedoch bislang unklar: In einigen Untersuchungen gab es Hinweise drauf, dass es bei CED eine symptomatische Phase geben kann, wenn eine Diagnose mittels Endoskopie noch nicht möglich ist. In der neuen Studie verwendeten die Forschenden Informationen aus einer landesweiten schwedischen Datenbank mit Berichten zu gastrointestinalen Biopsien aus dem Zeitraum 1965 bis 2016. Darin identifizierten sie 200.495 Personen mit einem unauffälligen Befund nach Biopsie des unteren Gastrointestinaltraktes sowie 257.192 Personen mit einem normalen Befund aus der Untersuchung von Biopsien des oberen Gastrointestinaltraktes. Die Wissenschaftler ermittelten außerdem mehr als zwei Millionen passende Referenzpersonen aus dem schwedischen Gesamtbevölkerungsregister. Zudem wurden als Vergleich fast eine halbe Million Geschwister der biopsierten Personen herangezogen, die noch am Leben waren und für die keine Daten aus einer eigenen gastrointestinalen Biopsie im schwedischen Mehrgenerationenregister vorlagen. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren entwickelten 4853 Personen (2,4%) mit einem unauffälligen Biopsiebefund bezüglich des unteren Gastrointestinaltraktes eine CED, im Vergleich zu 0,4 Prozent Referenzpersonen. Dies führte zu einem zusätzlichen CED-Fall pro 37 Personen während der 30 Jahre nach einem Normalbefund im unteren Gastrointestinaltrakt. Personen mit normaler Biopsie aus dem unteren Gastrointestinaltrakt besaßen ein höheres Risiko für CED insgesamt (HR 5,56; 95%-KI 5,28–5,85), Colitis ulcerosa (HR 5,20; 95%-KI 4,85–5,59) und Morbus Crohn (HR 6,99; 95%-KI 81 6,38-7,66) als die Referenzpersonen aus der Allgemeinbevölkerung. Die Risiken lagen bei 3,27 (95%-KI 3,05–3,51) für CED insgesamt sowie bei 3,27 (95%-KI 2,96–3,61) für C. ulcerosa und bei 3,77 (95%-KI 3,34–4,26) für M. Crohn im Vergleich zu den Geschwistern. Eine normale Biopsie des oberen Gastrointestinaltrakts war auch mit einem erhöhten M.-Crohn-Risiko verbunden, verglichen sowohl mit der Referenzpopulation als auch mit Geschwistern (HR 2,93; 95%-KI 2,68–3,21 bzw. HR 2,39; 95%-KI 2,10–2,73). Als Einschränkungen der Studie geben die Autoren einen Mangel an Daten zu den Biopsien der jeweiligen Patienten zugrunde liegenden Indikationen an sowie fehlende Informationen zum Lebensstil der Patienten, dem medizinischen Hintergrund und genetischen Umstände. „Die endoskopische Biopsie mit normaler Schleimhaut war mindestens 30 Jahre lang mit einer erhöhten CED-Inzidenz verbunden“, erklären die Autoren. „Dies kann auf eine beträchtliche symptomatische Phase einer CED und unvollständige diagnostische Untersuchungen bei Patienten mit CED im Frühstadium hindeuten. Mediziner sollten sich des langfristig erhöhten CED-Risikos bei Patienten mit Symptomen bewusst sein, die eine gastrointestinale Untersuchung erfordern, bei denen jedoch eine histologisch normale Schleimhaut festgestellt wird.“
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