NutriAct-Ernährungsstudie: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren senken Bauchfett und kardiometabolisches Risiko

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Die Ergebnisse der Ernährungsforschung „NutriAct“ belegen, dass ein Ernährungsmuster mit hohem Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren das viszerale Fettgewebe unabhängig von einer Gewichtsabnahme reduziert und somit das kardiometabolische Risiko bei älteren Menschen verbessert.

Wissenschaftler vom DIfE und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben innerhalb des Kompetenzclusters der Ernährungsforschung „NutriAct“ die Auswirkungen eines speziellen Ernährungsmusters auf das viszerale Fettgewebe und das kardiometabolische Risikoprofil untersucht. Die Studie wurde im Fachjournal „Nutrients“ veröffentlicht.

Für die dreijährige NutriAct-Ernährungsstudie wurden 502 Männer und Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren per Zufallsprinzip einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Interventionsgruppe folgte dem NutriAct-Ernährungsmuster mit einem hohen Anteil an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vorwiegend pflanzlichen Proteinen und Ballaststoffen. Sie erhielten dafür speziell hergestellte Lebensmittel und nahmen innerhalb von 12 Monaten an elf Kleingruppensitzungen einschließlich Ernährungs-, Koch- und Lebensstilberatung teil. Die Kontrollgruppe hingegen ernährte sich entsprechend den Standard-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und erhielt ein Jahr lang drei Ernährungsberatungen sowie einige kostenlose konventionelle Lebensmittel.

MRT-Untersuchung zeigt klare Ergebnisse

Zur Analyse des viszeralen Fettgewebes wurde bei einer Teilgruppe von 300 Probanden zu Beginn und nach 12-monatiger Ernährungsintervention eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) durchgeführt. Die MRT-Untersuchung zeigte eine signifikante Reduktion des viszeralen Fettgewebes bei der Interventionsgruppe, während es bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen gab. „Diese Reduktion wurde maßgeblich durch die erhöhte Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren vermittelt und ging mit einer Verbesserung des kardiometabolischen Risikomarkers LDL-Cholesterin einher. Die veränderte Aufnahme von einfach ungesättigten Fettsäuren, Proteinen und Ballaststoffen scheint hier nicht der wesentliche Treiber für den Effekt auf das viszerale Fettgewebe gewesen zu sein“, berichtet Prof. Knut Mai, Leiter der Abteilung Humanernährung am DIfE.

Interessanterweise war dieser Effekt unabhängig vom leichten Gewichtsverlust, der sich in beiden Gruppen zeigte, was die Bedeutung der spezifischen Nährstoffzusammensetzung hervorhebt. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis über die Rolle von bestimmten Nährstoffen und Ernährungsmustern bei der Reduktion des viszeralen Fettgewebes und der Verbesserung des kardiometabolischen Profils zu vertiefen.

Ernährungsempfehlungen für 50 Plus optimieren

„Die Ergebnisse sind besonders relevant für ältere Menschen, die ein erhöhtes Risiko für kardiometabolische Erkrankungen haben“, erklärt Nina Meyer, Erstautorin der Studie. „Die spezifische Ernährungsweise könnte als präventive Maßnahme gegen solche Erkrankungen dienen, ohne dass eine drastische Gewichtsreduktion notwendig und ein Verlust der Muskelmasse zu befürchten ist.“ Die Erkenntnisse der Studie könnten genutzt werden, um Ernährungsempfehlungen für Menschen ab 50 Jahre zu verbessern und die individuelle Ernährungsberatung anzupassen. „Das NutriAct-Ernährungsmuster kann im Vergleich zu anderen Diätformen einfacher in den Alltag integriert werden und dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der breiten Bevölkerung zu senken“, so Meyer.

In zukünftigen Untersuchungen wollen die Forschenden die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Effekte weiter aufklären und den Einfluss des Ernährungsmusters auf andere kardiovaskuläre Systeme, wie zum Beispiel die Herzfunktion, genauer analysieren.

Hintergrundinformationen

Zusammensetzung der Nahrung [tägl. Aufnahme in % der Gesamtenergie] in der NutriAct-Ernährungsstudie

NutriAct-Ernährungsmuster:
Fett: 35 bis 40 Prozent
> gesättigte Fettsäuren: ≤ 10 Prozent
> einfach ungesättigte Fettsäuren: 15 bis 20 Prozent
> mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 10 bis 15 Prozent
Eiweiß: 15 bis 25 Prozent
Kohlenhydrate: 35 bis 45 Prozent
Ballaststoffe: ≥ 30 g

Kontrolldiät:
Fett: 30 Prozent
> gesättigte Fettsäuren: ≤ 10 Prozent
> einfach ungesättigte Fettsäuren: ≥ 10 Prozent
> mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 7 bis 10 Prozent
Eiweiß: 15 Prozent
Kohlenhydrate: 55 Prozent
Ballaststoffe: ≥ 30 g

Kompetenzcluster der Ernährungsforschung „NutriAct“

Das Verbundprojekt „Nutritional Intervention for Healthy Aging: Food Patterns, Behavior, and Products“ – kurz NutriAct – war eins von vier vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 12 Millionen Euro geförderten Kompetenzclustern der Ernährungsforschung. Die NutriAct-Ernährungsstudie verfolgte das Ziel, mit dem spezifischen NutriAct-Ernährungsmuster altersbezogene Zivilisationskrankheiten zu vermeiden, die Funktion von Herz und Blutgefäßen sowie die Kognition und den Stoffwechsel zu verbessern, einer Leberverfettung vorzubeugen und die Muskelmasse zu erhalten. Die teilnehmenden 319 Frauen und 183 Männer zwischen 50 und 80 Jahren hielten sich dabei für drei Jahre an die vorgegebene Ernährungsintervention.