NOUV-Jahrestagung: Innovationen allein reichen nicht

Ende Mai tagen die norddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen in Dortmund. Foto: © Marcus Retkowietz/AdobeStock

Vom 23. bis 25. Mai findet in Dortmund die 67. Jahrestagung der Norddeutschen Orthopäden- und Unfallchirurgenvereinigung e. V. (NOUV) unter der Leitung von Prof. Andreas Roth und Prof. Christoph-Eckhard Heyde vom Universitätsklinikum Leipzig sowie Prof. Andreas Seekamp vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel statt.

Fast track, beschleunigte Knochenheilung und künstliche Intelligenz – nur drei der Themen, die Antwort darauf geben sollen, wie Patienten mit Erkrankungen des Halte- und Bewegungsapparates besser und erfolgreicher behandelt werden können. Die Tagungsteilnehemer diskutieren über Innovationen in Form von individuellen Implantaten, neuen Techniken zur arthroskopisch gestützten Versorgung gelenknaher Frakturen sowie zur Knorpelzellzüchtung.

Weitere Schwerpunkte des Kongresses entsprechen den derzeitigen Prioritäten im Alltag. So ist Rückenschmerz die Diagnose, welche statistisch die meisten Krankheitstage pro Arbeitsjahr verursacht. Osteoporotische Frakturen führen fast regelhaft zu Folgefrakturen innerhalb eines Jahres, Frakturverletzungen bei Kindern und Jugendlichen sind durch Trampoline, E-Scooter und Co. deutlich komplexer geworden. In deutschen Krankenhäusern werden jährlich 200.000 künstliche Hüftgelenke und 170.000 künstliche Kniegelenke pro Jahr eingesetzt – Tendenz steigend.

Neue medikamentöse Behandlungen ermöglichen bessere Erfolge. „Zur Therapie der Osteoporose verfügen wir über eine wachsende Auswahl an hochwirksamen Präparaten. Vor dem Hintergrund der Zunahme von Frakturen gerade bei Frauen über 65 Jahren ein großer Fortschritt. Ähnliches betrifft die Gabe von gerinnungsaktiven Medikamenten bei Polytrauma-Patienten oder die vielversprechende Anwendung von Osteologika zur Behandlung von Störungen der Heilung von Knochenbrüchen“, berichtet Roth.

Der Einsatz künstlicher Intelligenz lässt für die Zukunft viele Neuerungen erwarten: ein sprechender Pflegeroboter unterrichtet Patienten physiotherapeutisch, ein Verwaltungsdirektor wandelt sich zum Manager. Den Brennpunkt jedoch allein auf fachliche Innovationen zu legen, wäre nach Ansicht von Roth zu kurzgefasst. „Viele Krankheitsbilder sind heute durch ein ausgezeichnetes System der Vorbeugung geradezu verschwunden. So beispielsweise Fehlbildungen der Hüfte bei Kindern. Durch die standardisierte Hüftsonographie bei Neugeborenen treten diese und Spätschäden kaum noch auf. Vollbilder der Rheumatoiden Arthritis sind dank Biologicals selten geworden. Andere Bereiche hingegen gewinnen an Wertigkeit. Ich denke hier an die Frakturversorgung. In meinen Anfangsjahren kamen die Brüche von der Straße, heute sind deutlich mehr ältere Menschen, zum Beispiel aus Pflegeheimen, betroffen. Dies alles erfordert ganz neue Prioritäten “, erklärt Roth.

Das betrifft genauso den Nachwuchs, Ärzte der Bundeswehr und Ärzte ohne Grenzen. Junge Ärzte lassen sich nicht mehr einfach auf die Generation Y und die Rede von Work-Life-Balance reduzieren. Sie wollen vor allem eine gute Weiterbildung. Eine vom Jungen Forum organisierte Diskussionsrunde über die Rolle von Mentoren wird Antworten darauf geben. Die Bundeswehr berichtet über komplizierte Verletzungsmustern in Einsatzgebieten, Ärzte ohne Grenzen über die chirurgische Basisversorgung in Ländern Afrikas und in Kriegsgebieten wie Afghanistan.