Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren: Nicht Gesamtmenge, sondern Gleichgewicht ist entscheidend

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Forscher des Massachusetts General Hospital (MGH) haben unter Verwendung neuartiger transgener Mausmodelle neue Beweise dafür geliefert, dass das Verhältnis von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren und nicht deren Gesamtmenge das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Erkrankung beeinflusst. Diese Ergebnisse haben laut den Wissenschaftlern große Auswirkungen auf Ernährungsrichtlinien.

„Das Verständnis der unterschiedlichen Auswirkungen dieser beiden Klassen mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf die Entwicklung chronischer Krankheiten ist wichtig, aber aufgrund von störenden Ernährungsfaktoren eine Herausforderung. Wir haben einen einzigartigen Ansatz entwickelt, um dem entgegenzuwirken.“ sagt der Seniorautor der Studie, Dr. Jing X. Kang, Direktor des Laboratory for Lipid Medicine and Technology am MGH und außerordentlicher Professor für Medizin an der Harvard Medical School. Das von Kang geleitete Team hat mehrere neuartige Mausmodelle zur Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren entwickelt.

Darüber, welche Rolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA) für die menschliche Gesundheit spielen, wird seit Langem diskutiert. Sie sind einer von vielen Faktoren, von denen angenommen wird, dass sie chronische Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs beeinflussen. Studien haben jedoch widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich der genauen Auswirkungen auf das Risiko ergeben. Die neue Arbeit der MGH-Forscher liefert wichtige neue Beweise; dabei wurden Mausmodelle verwendet, die dazu beitragen, einige der unzähligen störenden Ernährungsfaktoren zu eliminieren, die Untersuchungen auf diesem Gebiet beeinflussen. Die verwendeten transgenen Mäuse sind identisch – mit Ausnahme der Mengen an n-6 und n-3, die sie unabhängig von ihrer Ernährung auf natürliche Weise produzieren.

Die Forscher verwendeten für ihre Studie vier Stämme von Mäusen: einen Wildtyp sowie drei verwandte Mausstämme, die so konstruiert waren, dass sie unabhängig von ihrem Futter unterschiedliche Mengen an n-6 und n-3 PUFA produzierten. Diese Mäuse können ausreichende Mengen spezifischer PUFA synthetisieren, um sich auf Ernährungsfaktoren einzustellen, die normalerweise die PUFA-Mengen beeinflussen würden.

Das MGH-Team untersuchte, ob die vier Mäusetypen unterschiedliche Raten von Stoffwechselstörungen aufwiesen, darunter metabolische Endotoxämie, systemische Entzündung, Fettleibigkeit, Fettleber, Glukoseintoleranz und Krebs. Die Mäuse, bei denen n-6-PUFA überproduziert wurde, hatten ein höheres Risiko für Stoffwechselerkrankungen und Krebs, während Mäuse, die n-6 in n-3 umwandeln und damit das Verhältnis senken konnten, einen gesünderen Phänotyp zeigten. Die Forscher konnten auch Details über die molekularen Wechselwirkungen zwischen diesen Fettsäuren und biologischen Netzwerken aufdecken. Beispielsweise führte die Änderung des PUFA-Verhältnisses von n-6 zu n-3 zu Veränderungen des Darmmikrobioms sowie der Metaboliten in Kot und Serum.

„Das Schöne an diesen Mausmodellen ist, dass sie Störeffekte reduzieren“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr. Kanakaraju Kaliannan, MGH-Forscher der Studie und Dozent für Medizin an der Harvard Medical School. „Wir werden sie nutzen können, um viele andere Dinge zu untersuchen, darunter, wie sich PUFA-Spiegel speziell auf das Krankheitsrisiko auswirken.“

„Viele Beweislinien stützen jetzt die Annahme, dass das Omega-6/Omega-3-Ungleichgewicht ein kritischer Faktor ist, der zur Entwicklung chronischer Krankheiten beiträgt“, fügt Kang hinzu. „Ein ausgewogenes PUFA-Verhältnis kann eine sichere und wirksame Lösung für einige Gesundheitsprobleme der heutigen Zeit sein.“ Sein Team arbeitet derzeit an translationaler Forschung, um den klinischen Nutzen der Ausgleichsmaßnahme und die Machbarkeit der Verwendung des Omega-6/Omega-3-Verhältnisses von Gewebe als neuen Biomarker für die Gesundheit zu untersuchen.