One Health und Klimaschutz in der Tiermedizin17. Januar 2024 Auwaldzecke Foto: © Thomas – stock.adobe.com Der Klimawandel stellt die Tiermedizin vor Herausforderungen. Die Veranstaltung „Brennpunkt Tiermedizin“ am 18. Januar auf dem Leipziger Tierärztekongress rückt neue Krankheitserreger oder auch eine effektivere Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen in den Fokus. Diskutiert wird das Auftreten neuer Krankheitserreger in Mitteleuropa sowie der Frage, wie die Nutztierhaltung angepasst werden sollte, um die begrenzte landwirtschaftliche Fläche effektiver zu nutzen. Urbanisierung, Erosion und Wüstenbildung als Folgen des Klimawandels gefährden die ohnehin begrenzte landwirtschaftliche Nutzfläche unseres Planeten. Von dieser limitierten Fläche müssen jedoch in den kommenden Jahrzehnten immer mehr Menschen ernährt werden. Dafür bedarf es in Zukunft einer veränderten Ressourcensteuerung in der Nutztierhaltung. Momentan wird ein nicht unerheblicher Teil der für uns Menschen essbaren Erträge an Getreide, Mais und Soja an Nutztiere verfüttert. Um die Ernährung der Weltbevölkerung auch in Zukunft zu sichern, bedarf es hier Veränderungen. Wie diese gestaltet werden könnten, betrachtet Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München (TUM) in seinem Vortrag „Ressourcenmanagement in der Nutztierhaltung“. Große Mengen für den Menschen nicht-essbarer Biomasse Die Landwirtschaft produziert in erster Linie Biomasse, die aus Pflanzen beziehungsweise Pflanzenteilen besteht. Aus dieser Biomasse müssen die eigentlichen Lebensmittel erst noch gewonnen werden, wobei große Mengen für uns Menschen nicht-essbarer Biomassen (z. B. Stroh) entstehen. Das Anbauen bestimmter Pflanzen zur Verbesserung des Nutzbodens (Gründüngung) sowie die Fruchtfolge auf dem Acker führen dazu, dass noch mehr dieser nicht-essbaren Biomasse entsteht. Darüber hinaus besteht ein Drittel der in Deutschland zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzfläche aus Grünland, das sich nicht als Ackerfläche nutzen lässt. Hier entsteht ausschließlich nicht-essbare Biomasse. All das hat zur Folge, dass in Deutschland pro Kilogramm pflanzlicher Lebensmittel mindestens vier Kilogramm nicht-essbare Biomasse entsteht. Durch den Anbau werden den landwirtschaftlichen Nutzflächen Pflanzennährstoffe entzogen, die sich in hohem Maß auch in der nicht-essbaren Biomasse wiederfinden und die den Böden für den Anbau weiterer Pflanzen anschließend wieder zugeführt werden müssen. Dies geschieht durch Verrotten auf dem Acker, durch Vergärung bei der Biogasherstellung oder durch Verfüttern an Nutztiere. Letzteres erweist sich als am effektivsten, da Nutztiere wie Wiederkäuer die nicht-essbare Biomasse nicht nur in wertvollen Dünger, sondern auch in Fleisch und Milch umwandeln. „Damit steigt die Anzahl von Menschen, die mit derselben landwirtschaftlichen Nutzfläche ernährt werden können, um mindestens die Hälfte“, so Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München (TUM). Neue Erreger und Vektoren in Mitteleuropa Laut Einschätzung der WHO stellen vektor-übertragene Pathogene eine der größten One-Health-Gefahren dar. Zur Einschleppung neuer Vektoren kommt es sowohl durch den weltweiten Handel als auch über den Tourismus. Prof. Dr. Martin Pfeffer vom Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig befasst sich in seinem Vortrag mit neuen Erregern und Vektoren (Stechmücken, Zecken und Gnitzen), die in den letzten beiden Jahrzehnten in die gemäßigten Klimazonen Europas, einschließlich Deutschland, gelangt sind. Er beleuchtet auch, welche künftigen Pathogene folgen könnten. Um das Jahr 2010 beispielsweise gelang in Deutschland erstmals der Nachweis der nachfolgenden drei von Stechmücken übertragenen Viren: Usutu-Virus, Sindbis-Virus und Batai-Virus. Ersteres etwa wurde im Zusammenhang mit dem sogenannten Amselsterben bekannt und hatte circa zehn Jahre zuvor im Großraum Wien bereits für ein erhebliches Vogelsterben gesorgt. Auch das West-Nil-Virus wird durch Mücken übertragen und ließ sich in Deutschland erstmals im Jahr 2018 nachweisen. Ebenfalls regelmäßig nach Deutschland eingetragen werden Zecken. Ein Beispiel hierfür ist die Braune Hundezecke. Diese ist Überträger verschiedener Krankheitserreger wie der Ehrlichiose oder des Zoonose-Erregers für das Mittelmeerfleckfieber. Weitere Beispiele für nach Deutschland eingeschleppte Zeckenarten sind die Hyalomma-Arten Hyalomma rufipes und Hyalomma marginatum. Außerdem lässt sich eine Ausbreitung der Auwaldzecke Dermacentor reticulatus innerhalb Deutschlands beobachten. Auch die Ausbreitung von durch Gnitzen übertragenen Erregern führen hierzulande bei vielen Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern zur Sorge. Gnitzen sind Überträger unter anderem des Bluetongue-Virus BTV-3 oder des Schmallenberg-Virus.
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