Opioide während der Schwangerschaft: Kein wesentlich erhöhtes Risiko für psychische Störungen beim Kind

Die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft ist mit großer Unsicherheit verbunden – sowohl bei den Schwangeren als auch bei Ärzten. (Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com)

Kurzfristige, niedrig dosierte verschreibungspflichtige Opioide nach dem ersten Trimester der Schwangerschaft scheinen in Bezug auf neuropsychiatrische Störungen bei Kindern relativ sicher zu sein. Bei höheren Dosen über längere Zeiträume ist jedoch Vorsicht geboten, sagen Experten.

Die Forschenden stellten zwar ein leicht erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische Störungen fest, sahen dieses aber nicht als klinisch bedeutsam an, da es auf Kinder von Müttern beschränkt war, die während der Schwangerschaft mehr als eine Opioidverschreibung, hohe Dosen und Opioide über längere Zeiträume erhielten.

Frühere Studien hatten aufgrund kleiner Stichprobengrößen und kurzer Nachbeobachtungszeiträume inkonsistente Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen Opioidkonsum in der Schwangerschaft und verschiedenen gesundheitlichen Folgen für die Nachkommen gezeigt.

Um diese Wissenslücke zu schließen, untersuchte ein internationales Forscherteam den möglichen Zusammenhang zwischen Opioidexposition während der Schwangerschaft und dem Risiko neuropsychiatrischer Störungen bei den Nachkommen.

Ihre Ergebnisse basieren auf Daten des National Health Insurance Service (NHIS) von Südkorea für 3.128.571 zwischen 2010 und 2017 geborene Säuglinge und 2.299.664 Mütter (Durchschnittsalter 32).

Die Mütter wurden nach Dosis, Dauer und Häufigkeit der Opioidverordnungen während der Schwangerschaft gruppiert. Die Nachbeobachtungsdauer betrug durchschnittlich sechs Jahre.

Dabei wurden Faktoren wie das Alter der Mutter bei der Entbindung, das Haushaltseinkommen und vorbestehende Gesundheitszustände sowie das Geschlecht, das Geburtsgewicht und die Stillgeschichte des Säuglings berücksichtigt. Außerdem wurde eine Geschwistervergleichsanalyse durchgeführt, um genetische Faktoren, Lebensstil und Umwelteinflüsse zu berücksichtigen.

Insgesamt waren 216.012 (7 %) der 3.128.571 Säuglinge pränatal Opioiden ausgesetzt. Bei diesen Kindern wurde ein geringfügig erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische Störungen festgestellt, verglichen mit Kindern, die nicht exponiert waren.

Auch in der Vergleichsgruppe der Geschwister wurde kein signifikanter Zusammenhang festgestellt.

Die Exposition gegenüber verschreibungspflichtigen Opioiden während des ersten Trimesters der Schwangerschaft, in höheren Dosen und über einen Zeitraum von 60 Tagen oder länger war jedoch mit einem leicht erhöhten Risiko für Stimmungsstörungen, ADHS und geistige Behinderung verbunden.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, könnten keine eindeutigen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung gezogen werden, erklärten die Forschenden. Zudem könnten sie nicht ausschließen, dass andere als die bereits berücksichtigten Faktoren die Ergebnisse beeinflusst haben oder dass es zu einer falschen Klassifizierung des Opioidkonsums gekommen sein könnte.

Nichtsdestotrotz handele es sich um eine große Studie, die auf qualitativ hochwertigen Daten beruhe. Daher schlussfolgern die Autoren: „Diese Ergebnisse sprechen für eine vorsichtige Verschreibung von Opioiden zur Schmerzlinderung während der Schwangerschaft und unterstreichen die Bedeutung weiterer Forschungsarbeiten für die Erstellung klarerer Leitlinien.“

In einem verlinkten Leitartikel stimmen die Forscher darin überein, dass die kurzfristige Einnahme von niedrig dosierten verschreibungspflichtigen Opioiden nach dem ersten Trimester zwar relativ sicher zu sein scheint, dass aber bei der Verschreibung von Opioiden über einen längeren Zeitraum oder in höheren Dosierungen Vorsicht geboten sei.

Diese Studie „liefert zusätzliche Erkenntnisse für die klinische Entscheidungsfindung bei Frauen, die während der Schwangerschaft eine Schmerzbehandlung benötigen“, schreiben sie.

„Angesichts des einzigartigen klinischen Werts von Opioiden für die Behandlung starker Schmerzen sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um das Ausmaß des Risikos vollständig zu charakterisieren und den Zusammenhang zwischen Schmerzen, Schmerzbehandlung und verschiedenen Schwangerschaftsergebnissen gründlich zu entschlüsseln“, schlussfolgern die Autoren.