OSA, zu wenig Schlaf und Müdigkeit am Tag: Neue Evidenz3. April 2019 Foto: © Paolese/Fotolia Eine neue Studie könnte laut ihren Autoren die Art, wie wir über Schlafstörungen denken, verändern: Wissenschaftler haben darin obstruktive Schlafapnoe (OSA) mit kurzer Schlafdauer (SSD) im Hinblick auf übermäßige Tagesmüdigkeit sowie Angstzustände/depressive Symptome und verschiedene kardiometabolische Risikofaktoren (Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes und Dyslipidämie) verglichen. Bei einer großen Stichprobe von Erwachsenen stellten die Forscher fest, dass eine SSD, nicht aber eine OSA, in unabhängiger Weise mit Müdigkeit über Tag assoziiert war. Im Gegensatz dazu war eine OSA, jedoch nicht eine SSD in unabhängiger Art und Weise mit Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Dyslipidämie assoziiert. Weder OSA noch SSD waren unabhängig mit Angstzuständen oder Depressionen assoziiert. Dadurch, dass in der Studie sowohl OSA als auch SSD dokumentiert und untersucht wurden, konnten Forscher die potenziellen Folgen der zwei häufigsten Schlafstörungen miteinander vergleichen. Die Ergebnisse dieser Studie stellen laut den Autoren einige der traditionellen Vorstellungen infrage. “Unsere Ergebnisse deuten auf mögliche spezifische klinische Auswirkungen einer OSA und einer SSD hin”, erklärt Dr. Luciano F. Drager von der Universität von Sao Paulo, Brasilien. “Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass wir unsere Kenntnisse über die Bestimmung von OSA und SSD erweitern müssen, um den” One-size-fits-all”-Ansatz zu vermeiden und stattdessen zu personalisierten Präventions-, Diagnose-, Prognose- und Therapiestrategien für unsere Patienten kommen müssen. Darin besteht die mögliche Konsequenz der Resultate für die Patientenversorgung.” Die analysierten Daten stammen von fast 2100 Teilnehmern aus der Brazilian Longitudinal Study of Adult Health (ELSA-Brasil), an der brasilianische Beamten im Alter von 35 bis 74 Jahre teilnahmen. Ziel der Untersuchung war es, Kenntnisse über die Entwicklung und den Verlauf klinischer und subklinischer chronischer Erkrankungen zu erlangen. Die Teilnehmer wurden nicht zu Schlafuntersuchungen überwiesen. Ausgeschlossen von der Analyse waren alle Personen, die wegen einer OSA behandelt wurden, Medikamente mit möglicher den Schlaf beeinträchtigender Wirkung einnahmen oder in Nacht- oder Schichtarbeit tätig waren. Die Wissenschaftler stellten bei den untersuchten Personen mehr Schlafstörungen fest als erwartet; fast ein Drittel litt an einer OSA. Mehr als ein Viertel der Teilnehmer hatte eine SSD, was bedeutet, dass sie im Schnitt weniger als sechs Stunden pro Nacht schliefen. Eine signifikante Überlappung von etwa 11 Prozent der Patienten zeigte sowohl eine OSA als auch eine SSD, auch wenn zwischen OSA und SSD keine Interaktion beobachtet wurde. Manche der Studienergebnisse stehen im Widerspruch zu traditionellen Auffassungen, wie die Forscher berichten. Da beispielsweise die Schlafdauer objektiv mit einem Gerät (Aktigraphie am Handgelenk über einen Zeitraum von sieben Tagen) gemessen wurde, anstatt sich auf die Angaben der Patienten zu verlassen, war der Anteil von Personen mit unzureichender Schlafdauer höher als gemeinhin angenommen. “In dieser Studie schlief nur ein Viertel der Teilnehmer im Durchschnitt sieben bis acht Stunden, was die empfohlene Schlafdauer für Erwachsene mittleren Alters ist”, berichtet Drager. Personen mit SSD berichteten zwar häufiger über übermäßige Müdigkeit während des Tages, sie war jedoch nicht mit Adipositas, Bluthochdruck oder Dyslipidämie assoziiert. Abkürzung: HTN – systemische arterielle Hypertonie. Blaue Pfeile bedeuten einen statistisch signifikanten Zusammenhang (p-Wert <0,05), rote Pfeile auf das Fehlen eines signifikanten Zusammenhangs hin. Gelbe Pfeile stellen einen Trend hin zu einem Zusammenhang dar. [1] signifikanter Zusammenhang nur in nicht adjustierten Modellen. [2] Signifikanter Zusammenhang ausschließlich in Modellen unter Ausschluss von OSA. Ein weiterer überraschender Befund war, dass eine OSA nicht mit übermäßiger Müdigkeit am einherging, selbst wenn es sich um eine stark ausgeprägte OSA handelte. Andererseits aber war eine OSA mit Adipositas, Bluthochdruck und Dyslipidämie verbunden, allerdings nicht mit den ebenfalls untersuchten Faktoren Angst oder Depressionen. In der Subgruppenanalyse war Adipositas mit allen Schweregraden der OSA assoziiert, aber nur eine schwere OSA war mit Hypertonie verbunden. “Unsere Ergebnisse bedeuten nicht, dass eine OSA niemals Müdigkeit verursacht, aber in der klinischen Praxis ist ein erheblicher Teil der Patienten mit OSA asymptomatisch oder minimal symptomatisch”, unterstreicht Drager. Der Studienautor weist darauf hin, dass in älteren Studien positive Zusammenhänge zwischen einer SSD und kardiometabolischen Risikofaktoren auf eine “okkulte” (nicht offensichtliche) OSA zurückzuführen sein könnten. “Das zusätzliche Fehlen einer Assoziation von SSD mit Adipositas, Dyslipidämie und Diabetes in unserer großen Kohorte verstärkt die potenzielle Notwendigkeit, die Evidenz zu subjektiver SSD und kardiometabolischen Risikofaktoren erneut zu prüfen”, kommentiert Drager die Ergebnisse.
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