Oxytocin-Analoga statt Opioide: Neuer Ansatz zur Behandlung chronischer abdominaler Schmerzen gefunden26. November 2024 Bisher verordnete Medikamenten gegen chronische abdominale Schmerzen basieren häufig auf Opioiden und wirken zwar, können aber mit teils erheblichen Nebenwirkungen einhergehen. (Abbildung, KI-generiert): © Galeno/stock.adobe.com) Forschende von der Universität Wien (Österreich) haben darmstabile Oxytocin-Verbindungen zur gezielten Schmerzbehandlung entwickelt. Der Vorteil gegenüber Opioiden: Sie haben weniger Nebenwirkungen. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Markus Muttenthaler vom Institut für Biologische Chemie hat eine neue Klasse oraler Peptidtherapeutika entwickelt, die als potenzielle Medikamente zur Behandlung chronischer Schmerzen im Abdomen dienen. In der Therapie böten sie eine sichere, nicht auf Opioiden basierende Lösung für Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom und Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in der internationalen Ausgabe der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.Bisherige Medikamente, die zur Behandlung chronischer abdominaler Schmerzen eingesetzt werden, basieren häufig auf Opioiden, die zwar wirksam sind, aber auch eine Reihe von Problemen mit sich bringen. Starke Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, Übelkeit und Obstipation können die Folgen einer solchen Therapie sein. Außerdem beeinflussen opioidbasierte Medikamente das zentrale Nervensystem und führen häufig zu Müdigkeit und Benommenheit, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränkt. Insbesondere die Gefahr der Abhängigkeit ist ein gravierender Nachteil der Opioidtherapie. Daher besteht ein dringender Bedarf an Alternativen, die diese Risiken minimieren Innovativer Ansatz für die Schmerzbehandlung Der neue Therapieansatz zielt darauf ab, spezifisch Oxytocin-Rezeptoren im Darm zu aktivieren. Weniger bekannt als seine Rolle als „Bindungshormon“ ist, dass Oxytocin auch eine Wirkung auf das Schmerzempfinden haben kann. Wenn das Peptidhormon an diese Rezeptoren bindet, wird ein Signal ausgelöst, das Schmerzreize im Darm verringert. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass die Wirkung darmspezifisch ist und es dadurch zu weniger Nebenwirkungen kommt, wie es bei anderen Schmerzmitteln der Fall sein kann, die im ganzen Körper wirken.Oxytocin selbst kann nicht genommen werden, da es im Gastrointestinaltrakt schnell abgebaut wird. Das Team von Medizinchemiker Muttenthaler hat es jedoch geschafft, Oxytocin-Verbindungen herzustellen, die verdauungsstabil sind und die Oxytocin-Rezeptoren noch immer potent und selektiv aktivieren können. Das heißt, die neuentwickelten Oxytocintabletten können oral eingenommen werden und ermöglichen so eine einfache Behandlung für Patienten. Dieser Ansatz ist besonders von Bedeutung, da die meisten Peptidmedikamente (z.B. Insulin, GLP1-Analoga) injiziert werden müssen, weil sie ‒ wie auch Oxytocin ‒ im Darm schnell abgebaut werden.„Unsere Forschung zeigt das therapeutische Potenzial darmspezifischer Peptide auf und bietet eine neue, sichere Alternative zu bestehenden Schmerzmitteln für jene, die unter chronischen Darm-Erkrankungen leiden“, erklärt Muttenthaler. Nächste Schritte und Zukunftsaussichten Mit der Unterstützung des European Research Council arbeiten die Wissenschafter nun daran, ihre Forschungsergebnisse in die Praxis zu überführen. Ziel ist es, diese neuen Peptide als wirksame und sichere Behandlungsmethode für chronische Darmschmerzen auf den Markt zu bringen. Der generelle Ansatz von oralen, stabilen und darmspezifischen Peptid-Therapeutika könnte eine Revolution in der Behandlung von gastrointestinalen Erkrankungen darstellen, da das therapeutische Potential von Peptiden in diesem Bereich noch nicht untersucht wurde.Der Universität Wien wurde bereits ein Patent auf die entwickelten Oxytocin-Analoga bewilligt. Das Team sucht nun aktiv nach Investoren und Industriepartnern, um die Forschung weiter voranzutreiben und in klinische Studien zu überführen.
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