Pandemiemaßnahmen ließen jugendliche Gehirne schneller reifen

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Die während der COVID-19-Pandemie verhängten Schutzmaßnahmen haben bei Jugendlichen zu einer beschleunigten Hirnreifung geführt. Dies war bei jungen Frauen zudem deutlich stärker ausgeprägt war als bei bei jungen Männern, wie eine Studie in PNAS zeigt.

Die Adoleszenz ist ein Zeitraum von erheblicher sozial-emotionaler Entwicklung, die mit starken Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion einhergeht. Die soziale Isolation aufgrund von Lockdown-Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen, die wegen der COVID-19-Pandemie verhängt wurden, beeinträchtigte die psychische Gesundheit von Jugendlichen, wobei Frauen und Mädchen stärker davon betroffen waren als männliche Altersgenossen.

Um die Ursachen hierfür zu ergründen, untersuchte ein US-amerikanisches Forscherteam die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gehirnstruktur von Jugendlichen, wobei es sich insbesondere auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern konzentrierte. Dazu werteten die Forschenden MRT-Daten von Jugendlichen vor und nach der Pandemie aus, wobei sie die Daten, die aus der Zeit vor der COVID-Pandemie stammten, verwendeten, um ein normatives Modell für die alterabhängige Entwicklung des Kortex bei Jugendlichen zu erstellen. Die Werte zur kortikalen Dicke in den Post-COVID-Daten wurden anschließend mit diesem Modell verglichen.

Dabei zeigte sich eine beschleunigte kortikale Ausdünnung des Gehirns nach der Pandemie, die sich über das gesamte Gehirn ausbreitete und bei jungen Frauen stärker ausgeprägt war als bei männlichen Jugendlichen. Gemessen in äquivalenten Entwicklungsjahren betrug die mittlere Beschleunigung bei Frauen 4,2 Jahre und bei Männern 1,4 Jahre.

„Eine beschleunigte Gehirnreifung als Folge von chronischem Stress oder widrigen Umständen während der Entwicklung ist gut dokumentiert. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die mit der COVID-19-Pandemie erzwungenen Veränderungen des Lebensstils ebenfalls zu Veränderungen in der Hirnbiologie führten und sich auf das weibliche Gehirn stärker auswirkten als auf das männliche“, fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen.

Da eine beschleunigte Gehirnreifung mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von neuropsychiatrischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht wird, sei es wichtig, die gesundheitliche Entwicklung von Personen, die die COVID-19-Pandemie als Jugendliche erlebt haben, im Auge zu behalten, appellieren die Forschenden. (ej)