Parallelen bei Gehirnentwicklung von Weißbüschelaffen und Menschen7. November 2024 Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weissbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspersonen und sind so einem intensiven sozialen Austausch ausgesetzt. (Foto: Judith Burkart/UZH) Bei Weißbüschelaffen dauert die Entwicklung der Gehirnregionen, die soziale Interaktionen verarbeiten, unerwartet lange. Sie erstreckt sich – ähnlich wie beim Menschen – bis ins frühe Erwachsenenalter. In dieser Zeit beteiligen sich alle Gruppenmitglieder an der Jungenaufzucht, was zur hohen sozialen Kompetenz dieser Affenart beiträgt. Das Gehirn von Primaten wird durch verschiedene Einflüsse in der Entwicklung geprägt. Diese unterscheiden sich jedoch zwischen Menschenaffen und Affen mit gemeinschaftlicher Jungenaufzucht wie etwa den Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus). Bei Letzteren helfen von der Geburt an andere Gruppenmitglieder massgeblich mit, die Jungen groß zu ziehen – ganz wie bei Menschen. Wie sich solche sozialen Interaktionen auf die Gehirnentwicklung der Weißbüschelaffen auswirken, untersuchten internationale Forschende unter der Leitung von Paola Cerrito vom Institut für Evolutionäre Anthropologie der Universität Zürich. Die Studie gibt neue Einblicke in den Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung des Gehirns und den sozio-kognitiven Fähigkeiten von Weißbüschelaffen, insbesondere deren Kooperationsbereitschaft und Prosozialität. Längeres Lernen aus sozialen Interaktionen Das Forschungsteam analysierte die Hirnentwicklung mit Magnetresonanztomographie-Daten und konnte zeigen, dass Gehirnregionen, die an der Verarbeitung sozialer Interaktionen beteiligt sind, beim Weißbüschelaffen eine verlängerte Entwicklungszeit aufweisen – ähnlich wie beim Menschen. Sie erreicht ihre Reife erst im frühen Erwachsenenalter, was längere Phasen des Lernens aus sozialen Interaktionen ermöglicht. Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weißbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspersonen und sind so einem intensiven sozialen Austausch ausgesetzt. Die Nahrungsaufnahme ist ebenfalls eine kooperative Angelegenheit: Jungtiere werden von den Gruppenmitgliedern gefüttert und müssen bisweilen darum betteln, weil ihre Mütter bereits mit dem nächsten Nachwuchs beschäftigt sind. Diese sozialen Verhaltensinteraktionen prägen laut Studie die Entwicklung des Gehirns maßgeblich und tragen zu den hoch entwickelten sozio-kognitiven Fähigkeiten dieser Affen bei. Modell für die menschliche Evolution Aufgrund der Parallelen zum Menschen sind Weißbüschelaffen wichtige Modelle für die Untersuchung der Evolution von sozialer Kognition. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig soziale Erfahrungen für die Gestaltung der neuronalen und kognitiven Netzwerke sind, nicht nur bei Affen, sondern auch beim Menschen“, erklärt Cerrito. Soziale Einflüsse während der Entwicklung könnten auch eine treibende Kraft bei der Entstehung Mitgefühls und Empathie beim Menschen gewesen sein. „Dieses Verständnis kann Auswirkungen auf die Evolutionsbiologie bis zu den Neurowissenschaften und der Psychologie haben“, erklärt die Erstautorin.
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