Parkinson über alpha-Synuclein im Liquor früh diagnostizieren

Prof. Klaus Gewert ist geschäftsführender Gründungsdirektor von PRODI – Zentrum für Proteinforschung der Ruhr-Universität Bochum – und CEO der Firma betaSENSE. (Quelle: © RUB, Marquard)

Morbus Parkinson wird hauptsächlich auf Basis von klinischen Symptomen diagnostiziert. Dann ist das Gehirn jedoch schon massiv und irreparabel geschädigt. Forschende aus Bochum haben jetzt gezeigt, dass alpha-Synuclein in der Rückenmarksflüssigkeit schon früh eine sichere Diagnose ermöglichen kann.

Charakteristisch für Morbus Parkinson ist der Verlust dopaminerger Nervenzellen im Gehirn, was im Krankheitsverlauf meist zu zunehmenden motorischen Einschränkungen führt. Dopamin-Gaben können den Verlust kompensieren und damit die Symptome für einige Zeit phasenweise mildern. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Morbus Parkinson spielt die Fehlfaltung des Schlüsselproteins alpha-Synuclein (αSyn) von α-helikalen Strukturen zu β-Faltblatt-reichen Strukturen. „Diese Fehlfaltungen machen das Protein klebrig, und es bilden sich größere Komplexe, sogenannte Oligomere, die dann lange fibrilläre Fäden und schließlich die Aggregation dieser Fäden in makroskopisch großen Lewy-Körperchen im Gehirn verursachen können“, erklärt Prof. Klaus Gerwert, geschäftsführender Gründungsdirektor des Zentrums für Proteinforschung PRODI der Ruhr-Universität Bochum PRODI und CEO der betaSENSE GmbH.

Plattformtechnologie erweitert

Die Bochumer Forschenden konnten in zwei unabhängigen klinischen Kohorten mit insgesamt 134 Teilnehmenden zeigen, dass diese Fehlfaltung von αSyn ein geeigneter Biomarker mit einer Sensitivität und Spezifität von weit über 90 Prozent für die Diagnose von Parkinson darstellt. Der Biomarker ermögliche so schon früh eine sichere Diagnose und könne Aufschluss über das Fortschreiten der Erkrankung sowie die Wirkung einer Therapie geben, sind die Forschenden optimistisch.

Grundlage für die Arbeiten waren Liquorproben von Patienten aus den Parkinson-Zentren in Bochum (St. Josef-Hospital, Prof. Lars Tönges, Prof. Ralf Gold) und Kassel (Paracelsus-Elena-Klinik, Dr. Sandrina Weber, Prof. Brit Mollenhauer). Die Messungen wurden mithilfe der patentierten iRS-Technologie (immuno-Infrarot Sensor) der betaSENSE GmbH durchgeführt.

Für Morbus Alzheimer ist die iRS-Technologie bereits etabliert. Hier konnte gezeigt werden, dass die Fehlfaltung des Biomarkers Amyloid beta das Risiko für eine spätere Alzheimer-Demenz mit hoher Genauigkeit bis zu 17 Jahre vor der klinischen Diagnose anzeigen kann. „Diesen Ansatz konnten wir jetzt auf Parkinson für die Fehlfaltung von αSyn übertragen“, freut sich Gerwert.

Doch die Technologie kann den Forschenden zufolge nicht nur zur Diagnostik eingesetzt werden, sondern auch dabei helfen, neue Wirkstoffe zu entwickeln und deren Wirksamkeit in klinischen Studien nachzuweisen.