Patienten mit Schädigungen im oberen Gastrointestinaltrakt: Erhöhte Wachsamkeit hinsichtlich eines Parkinson-Risikos könnte geboten sein

Darstellung von gastroösophagealem Reflux. (Abbildung: © xiaoyan/stock.adobe.com)

Wie eine neue Studie zeigt, ist das Risiko für eine Parkinson-Erkrankung bei Personen mit einer Vorgeschichte von Schädigungen der Schleimhaut des oberen Gastrointestinaltraktes um 76 Prozent höher ist als bei Personen ohne solche Veränderungen.

Die Forschenden mahnen daher auch aus diesem Grund zu erhöhter Wachsamkeit bei Patienten, die etwa durch Helicobacter pylori verursachte Ulzera aufweisen oder in der Vergangenheit an gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) gelitten haben und/oder die nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen einnehmen. „Immer mehr Beweise deuten darauf hin, dass die Parkinson-Krankheit zumindest bei einer Untergruppe von Personen im Darm beginnt, bevor sie zu Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems führt“, erläutert die korrespondierende Autorin Dr. Trisha S. Pasricha. Sie ist Neurogastroenterologin und Leiterin für klinische Forschung am Institute for Gut-Brain Research am Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) in den USA. „Oft wird darüber nachgedacht, wie das Gehirn den Darm beeinflusst, aber der Darm kann einen enormen Einfluss auf das Gehirn ausüben – und zwar auf eine Art und Weise, die wir gerade erst zu verstehen beginnen. Viele Menschen, die an Parkinson erkranken, leiden jahrelang – sogar jahrzehntelang – an Magen-Darm-Symptomen wie Verstopfung und Übelkeit, bevor sie motorische Anzeichen wie Schwierigkeiten beim Gehen oder Zittern entwickeln. In unserem Labor haben wir versucht, diesen ‚Gut-first‘-Pfad der Parkinson-Krankheit besser zu beleuchten, da er neue Wege für frühe Interventionen und Behandlungsstrategien eröffnen kann.“

Um ihre „Gut-first-Hypothese“ zu untersuchen, führten Pasricha und Kollegen eine retrospektive Kohortenstudie mit Patientendaten aus einer elektronischen Datenbank durch, die Informationen aus städtischen akademischen Zentren sowie Ambulanzen und Gemeindekrankenhäusern im Großraum Boston (USA) umfasste.

Die Forschenden identifizierten eine Kohorte von Patienten ohne Parkinson-Vorgeschichte, die sich zwischen 2000 und 2005 einer Endoskopie des oberen Gastrointestinaltraktes (EGD) unterzogen. Patienten mit Schädigungen an der Schleimhaut des oberen Magen-Darm-Traktes wurden im Verhältnis 1:3 mit Patienten ohne Schleimhautschäden verglichen. Alle Patienten wurden bis Juli 2023 beobachtet.

Parkinson-Diagnose im Schnitt gut 14 Jahre später

Bei 2,2 Prozent der 2338 Patienten mit Schleimhautschäden wurde später Parkinson diagnostiziert, während von den 8955 Patienten ohne solche Schädigungen in der Folgezeit nur 0,5 Prozent an Parkinson erkrankten. Nach Berücksichtigung von Störfaktoren war das Risiko, an Parkinson zu erkranken, bei Patienten mit Schleimhautschäden in der Vorgeschichte um 76 Prozent höher als bei Patienten ohne. Im Durchschnitt wurde Parkinson 14,2 Jahre nach der Feststellung von Schleimhautschäden bei einer Endoskopie des oberen Gastrointestinaltraktes diagnostiziert.

Dieses Ergebnis unterstreiche die Notwendigkeit einer verstärkten Überwachung entsprechender Patienten, betont Pasricha. „Die Verwendung von NSAR ist so weit verbreitet – von Rücken- bis hin zu Kopfschmerzen –, und da weltweit mehr als acht Millionen Menschen an Magengeschwüren leiden, kann sich das Verständnis des Pfades, an dem sich Schleimhautschäden entwickeln, bis hin zur Pathologie der Parkinson-Krankheit als entscheidend für die frühzeitige Erkennung von Risiken sowie für mögliche Interventionen erweisen.“