Peripartale Depression: Projekt UPlusE am Klinikum Nürnberg soll Abhilfe schaffen

Dr. Susanne Simen ist Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik am Klinikum Nürnberg. Als Konsortialführerin hat sie das UPlusE-Projekt mit einem bundesweiten Netzwerk ins Leben gerufen. Quelle: Julia Peter. Copyright: Klinikum Nürnberg

Oft bleiben peripartale Depressionen, von denen auch Väter betroffen sind, unentdeckt. Um hier Abhilfe schaffen zu wollen, wurde 2023 das Versorgungs-Forschungsprojekt UPlusE am Klinikum Nürnberg ins Leben gerufen.

Seit Beginn wurden teilnehmende Familien im Rahmen der Untersuchungen beim Frauen- oder Kinderarzt zu ihrem psychischen Befinden befragt. Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G–BA) geförderte Studie verläuft so erfolgreich, dass die Betriebskrankenkassen das Screening bis zu einer Überführung in die Regelversorgung ab Juli 2026 als Zusatzleistung für ihre Versicherten aufnehmen, heißt es in der Pressemitteilung.

Von rund 13.000 Männern und Frauen, die seit Februar 2024 an dem Screening-Programm teilgenommen haben, berichteten mehr als 20 Prozent der werdenden Mütter und über 15 Prozent der Väter von ernst-zunehmenden depressiven Symptomen vor und nach der Geburt.

„Die Zahlen zeigen, dass es eine Versorgungslücke gibt. Gerade in der Schwangerschaft und dem ersten Lebensjahr werden wesentliche Weichen für die psychische Gesundheit der Kinder und der ganzen Familie gestellt“, berichtet Dr. Susanne Simen, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik am Klinikum Nürnberg. Als Peripartalpsychiaterin und Konsortialführerin hat sie das UPlusE-Projekt gemeinsam mit Chefarzt Prof. Christoph Fusch von der Nürnberger Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche und dem multidisziplinären Konsortialteam maßgeblich in die Wege geleitet.

Zusatzleistung bei Betriebskrankenkassen

Unbehandelte psychische Erkrankungen können chronisch werden, zu Suizidalität führen und langfristige Folgen für die Entwicklung der Kinder haben, informiert die Pressemitteilung. „Wir freuen uns deshalb sehr, dass unser Projekt überzeugt hat und bei den beteiligten Betriebskrankenkassen schon ab dem 01. Juli 2026 und damit noch vor Studienablauf als Leistungsbestandteil in den Selektivvertrag ‚STARKE KIDS by BK‘ aufgenommen wird,“ so Simen weiter. Damit können Versicherte direkt von dieser neuen Versorgungsform profitieren, heißt es.

Die Abkürzung UPlusE steht für U-Untersuchung für Kinder plus Eltern beim Pädiater zur Förderung der kindlichen Entwicklung mit Impuls aus frauenärztlicher Schwangerenvorsorge. Dahinter verbirgt sich ein standardisiertes Screening, das digital arbeitet und eingebettet ist in ein flächendeckendes, deutschlandweites Netz-werk. Eingebunden in UPlusE sind neben Ärzten auch Psych-Behandler und Therapeuten. Auch Angebote wie „Frühe Hilfen“, Beratungsstellen und Selbsthilfevereine sind Teil des Netzwerks und können betroffene Familien schnell und kompetent an geeignete Hilfen vermitteln.

Regelversorgung im Fokus

Dabei sei die Handhabung einfach. Dank der Unterstützung durch den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzten und den Berufsverband der Frauenärzte, die bereits über ein digitales Netzwerk verfügen, konnten die Fragebögen via Praxis-App an die Mütter und Väter geschickt und aus-gefüllt werden – der Aufwand für die Praxen war dementsprechend gering. „In der klinischen Praxis zeigt UPlusE eindrucksvoll, wie ein systematisches und praktisch nutzbares Screening mit anschließender früh-zeitiger Behandlung den Lebensweg von Familien positiv verändern kann“, fasst Simen zusammen. Deshalb müsse es das langfristige Ziel sein, UPlusE in die Regelversorgung aller gesetzlichen Krankenkassen zu überführen.