PerMiCCion: Konsortium erforscht mögliche Rolle der Darmmikrobiota beim Schutz junger Erwachsener vor Darmkrebs

Darmkrebs (Abbildung: © appledesign/stock.adobe.com)

In den vergangenen vier Jahren hat das Konsortium PerMiCCion nach eigenen Angaben eine der umfassendsten Datensammlungen zum Mikrobiom junger Patienten mit Darmkrebs in Deutschland aufgebaut. Es geht nun in die zweite Förderphase.

„PerMiCCion“ steht für „Personalized Microbiome-Based Approaches to Early Onset Colorectal Cancer Prevention, Diagnosis and Management“. Ziel ist es herauszufinden, wie das Mikrobiom des Darms zur Früherkennung und Prävention von Darmkrebs beitragen kann. Geleitet wird das Konsortium vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (Leibniz-HKI) und dort von Prof. Gianni Panagiotou (Professur für Microbiome Dynamics an der Friedrich-Schiller-Universität Jena).

Obwohl Darmkrebs als Alterskrankheit gilt, sind zunehmend junge Erwachsene betroffen. Das Forschungsnetzwerk PerMiCCion will klären, warum das so ist und welche Rolle Darmmikroben dabei spielen. Insgesamt wird das Projekt über acht Jahre mit mehr als vier Millionen Euro unterstützt.

Basis für eine personalisierte Krebsprävention

„Unsere Darmbakterien beeinflussen Entzündungen, das Immunsystem und sogar, wie Tumorzellen wachsen“, erklärt Panagiotou. „Wenn wir verstehen, welche Mikroben unsere Gesundheit schützen und welche schaden, können wir den Grundstein für eine personalisierte Krebsprävention legen.“

Die Forschenden haben große Datensätze erstellt, die mikrobielles Erbgut, Stoffwechselaktivitäten sowie Ernährungsfaktoren erfassen. Zum Einsatz kamen dabei genetische Analysen des Darmmikrobioms, Untersuchungen mikrobieller Stoffwechselprodukte sowie computergestützte Auswertungen und Machine-Learning-Modelle.

Dabei identifizierten die Forschenden ein onkogenes Mikrobiom. Dieses kann Entzündungen fördern, toxische oder wachstumsfördernde Stoffwechselprodukte bilden und die Immunantwort des Körpers beeinflussen. Kenntnisse über dieses Mikrobiom bilden nun eine wichtige Grundlage für das Projektteam, um neuartige diagnostische und therapeutische Ansätze für personalisierte Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln.

In der kommenden Förderperiode wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob bestimmte Darmmikroben bereits bei gesunden jungen Erwachsenen das Krebsrisiko beeinflussen. Ziel der Forschung ist es auch zu ermitteln, ob gezielte Ernährungsstrategien oder neuartige Probiotika die Balance des Mikrobioms wiederherstellen können. Am Ende soll die Entwicklung individuell angepasster Präventionsmaßnahmen stehen, die langfristig helfen sollen, die steigende Zahl an Darmkrebsfällen unter 50 Jahren zu senken.

Mitglieder des PerMiCCion-Konsortiums bei einem Treffen im Januar 2024. Das vom BMFTR geförderte Forschungsnetzwerk untersucht, wie Darmmikroben das Krebsrisiko junger Erwachsener beeinflussen und neue Ansätze für Prävention und Diagnostik ermöglichen. (Foto: © PerMiCCion)

Forschung mit und für Betroffene

Neben wissenschaftlichen Partnereinrichtungen aus Bonn, Göttingen, Freiburg, Heidelberg und Münster arbeiten auch Unternehmen und drei Patientenorganisationen im Konsortium mit. Gemeinsam mit der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs hat PerMiCCion bereits eine Videoreihe veröffentlicht, in der Betroffene über ihre Erfahrungen sprechen.

In der zweiten Projektphase kommt die Stiftung Perspektiven für Menschen als neue Partnerin hinzu, um die Ergebnisse noch stärker in die Gesellschaft zu tragen. Auch die europäische Organisation Digestive Cancers Europe unterstützt das Vorhaben. „Diese enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Patient*innen und Politik ist entscheidend, um Krebsforschung nachhaltig in die Prävention zu überführen“, betont Panagiotou. So will PerMiCCion dazu beitragen, die steigende Zahl früher Darmkrebsfälle zu bremsen und jungen Erwachsenen bessere Perspektiven für ihre Gesundheit eröffnen.

PerMiCCion vereint sechs Forschungseinrichtungen, drei Industriepartner und drei Patientenorganisationen. Das Projekt läuft von Mai 2022 bis April 2030 und wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs gefördert.