Piezo2 im Kolon: Möglichkeiten für Behandlung von Schmerzen im Gastrointestinaltrakt23. Dezember 2022 Foto. © eddows/stock.adobe.com Die Adressierung eines Rezeptors, der für den menschlichen Tastsinn und das Temperaturempfinden verantwortlich ist und der nun von Forschenden im Kolon identifiziert wurde, könnte neue Möglichkeiten für die Behandlung chronischer Schmerzen im Zusammenhang mit gastrointestinalen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom eröffnen. Verantwortlich für die Entdeckung des Rezeptor Piezo2 im Kolon ist ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Hongzhen Hu von der Washington University (USA) und Prof. Nick Spencer von der Flinders University (Australien). Bereits 2021 hatten US-Forscher für die Identifizierung von Piezo2 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhalten. „Durch die Entdeckung, dass sich dieser Rezeptor auch im Darm befindet, besteht das Potenzial, dass die selektive Ausrichtung auf diese Kanäle zur langfristigen Unterdrückung von Schmerzempfindungen in den inneren Organen verwendet werden könnte, ohne dass häufig Opiat-Schmerzmittel eingenommen werden müssen“, erklärt Spencer. „Chronische Schmerzen in inneren Organen wie dem Darm oder der Blase sind bekanntermaßen schwer zu behandeln. Opiate, einschließlich Morphin und seine Derivate, werden häufig zur Behandlung einer Vielzahl von Schmerzarten eingesetzt, aber viszerale Schmerzen sprechen nicht gut auf die Behandlung an. Zudem machen die Medikamente stark abhängig und haben eine Vielzahl von Nebenwirkungen.“ Laut den Studienautoren wird die Verfügbarkeit selektiver Schmerzmittel für den Darm dadurch blockiert, dass wenig darüber bekannt ist, wie sensorische Nerven Schmerzempfindungen vom Darm an das Gehirn übermitteln. „Es war bereits in der Vergangenheit bekannt, dass sich viele verschiedene Ionenkanäle auf den ‚schmerzempfindlichen’ Neuronen befinden, die vom Darm zum Gehirn kommunizieren. Unsere, in der Zeitschrift ‚Neuron‘ veröffentlichte Studie hat nun den wichtigsten Ionenkanal im Dickdarm identifiziert, der auf mechanische Stimulation reagiert, was zu Schmerzempfindungen führt“, erläutert Spencer. „Darüber hinaus haben wir entdeckt, dass der Hauptionenkanal, der auf diesen mechanischen Schmerz reagiert, ein Mitglied des Piezo-Ionenkanals ist, insbesondere Piezo2“, fährt der Wissenschaftler fort. „Aufgrund dieses Wissens können wir uns darauf konzentrieren, diese Kanäle gezielt einzusetzen, um die Schmerzempfindungen zum Schweigen zu bringen und hoffentlich eine Behandlung gegen viszerale Schmerzen zu entwickeln, die häufig bei Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, Endometriose oder abdominale Krebserkrankungen auftreten, und gleichzeitig die verheerenden Nebenwirkungen von Opioiden vermeiden.“
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