Polio-Impfung bleibt unverzichtbar

Prof. Oliver Razum von der Universität Bielefeld. (Quelle: © Universität Bielefeld)

Der 24. Oktober ist Welt-Polio-Tag. Die Impfung gegen Kinderlähmung gilt als eine der größten Errungenschaften der Prävention. Eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld zeigt nun: Trotz dieser beispiellosen Erfolge darf die Impfbereitschaft nicht nachlassen.

„Die Eindämmung von Polio gehört zu den größten Erfolgen der Public Health, also der Gesundheitsvorsorge für die gesamte Bevölkerung“, erklärt Prof. Oliver Razum von der Universität Bielefeld, Letztautor des im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichten Artikels. „Aber auch in Deutschland müssen wir weiter gegen Polio impfen. Eine vollständige Ausrottung der Krankheit wird in absehbarer Zeit nicht gelingen.“

Der Beitrag fasst die Geschichte und den aktuellen Stand des weltweiten Programms zusammen, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits 1988 ins Leben gerufen hat. Seitdem konnte die Zahl der Fälle um 99,99 Prozent gesenkt werden. Dennoch bleibt die Krankheit ein globales Risiko.

Warum Polio nicht verschwindet

Zwar gelten große Teile der Welt mittlerweile als poliofrei. Doch in Pakistan und Afghanistan kursieren weiterhin sogenannte Wildviren. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Mutationen von Impfviren, die in Ländern mit niedrigen Impfraten neue Ausbrüche auslösen. Durch internationale Mobilität gelangen solche Viren auch in Industrieländer. Zuletzt tauchten sie in Abwasserproben in mehreren europäischen Städten auf, darunter auch in Deutschland.

Finanzierungslücken und Impfmüdigkeit

Die Autoren der Studie warnen zudem vor neuen Risiken. Internationale Geldgeber wie die US-Entwicklungsagentur USAID kürzen ihre Mittel. Dadurch schrumpfen die Ressourcen für Impfkampagnen, während gleichzeitig Konflikte, schwache Gesundheitssysteme und wachsende Impfskepsis das Problem verschärfen.

Razum sieht deshalb eine klare Konsequenz: „Wir dürfen uns nicht allein auf das Ziel der Ausrottung verlassen. Entscheidend ist, dass wir überall auf der Welt dauerhaft hohe Impfquoten erreichen.“ Auch Ärzte in Deutschland spielten dabei eine wichtige Rolle. Sie sollten routinemäßig den Impfstatus prüfen und fehlende Impfungen nachholen.

Die Studie kommt damit zu einem ernüchternden, aber klaren Befund: Polio wird die Weltgemeinschaft wohl noch lange beschäftigen. Doch durch konsequente Impfungen lässt sich verhindern, dass die Krankheit erneut zur Bedrohung wird.