Positionspapier: DGVS ruft zu verstärkter Früherkennung und Prävention der nichtalkoholischen Fettleber auf7. September 2021 Foto: © Dmitry_Tkachev/stock.adobe.com In einem von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gemeinsam mit anderen Organisationen und Fachgesellschaften verfassten Positionspapier fordern Medizinerinnen und Mediziner stärkere gesundheitspolitische Anstrengungen, um der rasanten Zunahme der nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD) in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Schätzungen zufolge weist fast jede dritte Bundesbürgerin/jeder dritte Bundesbürger schädliche Fettablagerungen in der Leber auf, die langfristig zur so nichtalkoholischen Fettleberentzündung oder Steatohepatitis (NASH), an der rund vier Prozent der Menschen hierzulande leiden – Tendenz steigend. „Die NASH ist mittlerweile eine der häufigsten Ursachen für Leberkrebs und eine der führenden Indikationen für eine Lebertransplantation“, sagt Prof. Christian Trautwein, Kongresspräsident der DGVS und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin in Aachen. Und auch das Risiko für andere Erkrankungen, die auf den ersten Blick nicht direkt mit der Leber in Verbindung stehen, nimmt zu. So entwickeln die Betroffenen häufig auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben ein erhöhtes Risiko für Tumoren außerhalb der Leber. Wie eng der Lebensstil mit der Entwicklung der NAFLD verknüpft ist, zeigt sich auch an der häufigen Kombination der Leberverfettung mit anderen modernen Wohlstandskrankheiten: Immerhin 60 Prozent der NAFLD-Patienten haben einen Typ-2-Diabetes, 70 Prozent leiden an Adipositas. „Wir halten es daher für unabdingbar, die NAFLD in das bestehende Disease Management Programm Diabetes und das geplante DMP Adipositas aufzunehmen“, nennt Trautwein eine der Forderungen aus dem Positionspapier. Außerdem solle die NAFLD in das Präventionsgesetz integriert werden und eine Kostenübernahme für gewichtsreduzierende Maßnahmen, die bislang über den so genannten Lifestyle-Paragrafen 34 SGB V ausgeschlossen ist, ermöglicht werden. „Diese gesundheitspolitischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sind der erste notwendige Schritt hin zu einer breiten Prävention und Früherkennung der NAFLD“, sagt Trautwein. Darüber hinaus müsse aber sowohl in der Gesellschaft als auch bei Ärztinnen und Ärzten das Bewusstsein für diese Erkrankung geschärft werden. Weil die NAFLD sich lange unbemerkt entwickelt, wird sie oft erst in einem späten Stadium erkannt, wenn bereits irreversible Schäden eingetreten sind. Für eine effektive Früherkennung sieht das Positionspapier die Einführung eines Diagnosepfades vor, mit dessen Hilfe Risikopatientinnen und -patienten für eine NAFLD bereits in der hausärztlichen Praxis identifiziert werden können. In die Risikobewertung fließen Vor- oder Begleiterkrankungen wie ein Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenso ein wie bestimmte Standard-Leberblutwerte. „Damit steigen die Chancen, eine Fettlebererkrankung so frühzeitig zu erkennen, dass Schäden sich vermeiden oder sogar wieder rückgängig machen lassen“, so Trautwein. Unabdingbarer Bestandteil der Therapie bleibe dabei auf absehbare Zeit die deutliche und nachhaltige Lebensstiländerung, so die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Positionspapieres. Ansätze für eine medikamentöse Behandlung der NAFLD gibt es zwar, in zahlreichen Studien werden sowohl diabetologische als auch hepatologische Therapien untersucht. Für diese Indikation zugelassene Wirkstoffe fehlen bislang jedoch noch. „In diese Richtung muss dringend weiter geforscht werden“, sagt Trautwein, betont jedoch, dass es eine bequeme, rein pharmakologische Lösung nicht geben werde. „Lebensstil-Erkrankungen können letztlich nur durch eine Änderung des Lebensstils therapiert werden“ – diese Anstrengung müssten sowohl die Betroffenen als auch die Gesellschaft auf sich nehmen. Das Positionspapier wurde gemeinsam vom Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen (bng), der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), der Deutschen Leberstiftung, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) erarbeitet.
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