Präzision in der Bauchspeicheldrüse: Neuer Test könnte Diagnostik und Therapie der hereditären Pankreatitis verändern

Abbildung: © Matthieu/stock.adobe.com

Ein neues Panel zur Untersuchung auf hereditäre Pankreatitis erweitert den bisherigen Test, der an der Mayo Clinic in den USA verwendet wird, von vier auf neun Gene. Dabei wurden neueste Forschungsergebnisse und klinischen Erkenntnisse berücksichtigt.

Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Panels, die Dutzende oder gar Hunderte von Genen umfassten, fokussierte der Test der Mayo Clinic sein Spektrum gezielt. Das Ergebnis ist ein Panel, das etablierte Gene wie PRSS1, SPINK1, CFTR und CTRC sowie seit neuerer Zeit berücksichtigte Gene wie CPA1, CASR und CLDN2 umfasst – ihre Rolle wird bei Pankreatitis und dem Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs zunehmend anerkannt.

Weltweit wurden im Jahr 2021 rund 2,75 Millionen neue Fälle von Pankreatitis diagnostiziert. Rechne man die bestehenden Fälle hinzu, seien es laut der jüngsten Statistik des Institute for Health Metrics and Evaluation 5,9 Millionen Menschen, die betroffen sind, heißt es seitens der Mayo Clinic. „Pankreatitis ist eine komplexe Erkrankung mit vielen möglichen Ursachen – Alkohol, Rauchen, Autoimmunerkrankungen, toxische Stoffe und, ja, auch genetische Faktoren“, betont Motaz Ashkar, Gastroenterologe an der Mayo Clinic. „Wenn wir keine eindeutige Ursache finden, sind genetische Tests entscheidend.“

Groß – aber nicht zu groß

„Bei Gentests gilt die Devise: Je größer, desto besser“, erläutert Dr. Linda Hasadsri, Molekulargenetikerin an der Mayo Clinic. „Wenn man jedoch Gene mit schwachen oder unbewiesenen Assoziationen einbezieht, riskiert man, den Patienten verwirrende oder bedeutungslose Ergebnisse zu liefern.“

Der Test basiert auf der Sequenzierung des gesamten Exoms. Dieser Ansatz ist mit Herausforderungen verbunden, insbesondere bei schwierigen Genen wie PRSS1. „PRSS1 ist weltweit die häufigste Ursache für hereditäre Pankreatitis, insbesondere bei Kindern“, unterstreicht Hasadsri. „Aber es ist bekanntermaßen schwierig, einen genauen Test durchzuführen. Wir haben im Laufe der Jahre viele falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse von anderen Laboren gesehen.“

Um diesem Problem zu begegnen, entwickelte das Team von Mayo Clinic einen maßgeschneiderten Test mit mehreren ergänzenden Methoden, um Ergebnisse zu bestätigen und Fehldiagnosen zu vermeiden. Das Labor integrierte außerdem Reflextestfunktionen: Fordert ein Arzt den Test an und das Ergebnis ist nicht eindeutig, kann das Labor automatisch zusätzliche Tests durchführen, ohne eine neue Probe zu benötigen oder dem Patienten erneut eine Rechnung zu stellen.

Besserer Test für bessere Therapieentscheidungen

Die klinische Bedeutung des Tests bezeichnen seine Entwickler als „erheblich“. Ein positives Ergebnis könne helfen, die Symptome eines Patienten zu erklären, Behandlungsentscheidungen zu treffen und sogar Strategien zur Krebsüberwachung zu entwickeln. „Wenn jemand eine pathogene PRSS1-Mutation hat, ist sein Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs höher“, sagt Ashkar. „Wir können früher und häufiger mit der Überwachung beginnen.“

Außerdem ermöglicht es Test von Familien: „Wenn ein Patient positiv getestet wird, können wir seine Angehörigen untersuchen – auch diejenigen, die asymptomatisch sind“, erklärt Hasadsri. „Das ermöglicht ein frühzeitiges Eingreifen und Veränderungen der Lebensgewohnheiten, die ein Voranschreiten der Krankheit verhindern können. Selbst ein negatives Ergebnis kann aussagekräftig sein, indem es dazu beiträgt, erbliche Ursachen auszuschließen und unnötige Tests oder Ängste zu reduzieren“, fügt sie hinzu.

Während das aktuelle Panel auf Einzelgenvarianten fokussiert, denkt das Team bereits über die Möglichkeit nach, einen polygenen Risiko-Score beziehungsweise einen entsprechenden Test für Pankreatitis zu entwickeln.