Primatenhaltung und -forschung unter einem Dach22. September 2022 Das Forschungs- und Haltungsgebäude PriCaB beherbergt 12 Einheiten, die sich aus jeweils einem Innen- und einem Außenbereich zusammensetzen. Foto: © Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH Neues PriCaB-Gebäude am Deutschen Primatenzentrum verbindet Forschung zu Kognition und Tierwohl Das neue Forschungs- und Haltungsgebäude PriCaB, kurz für Primate Cognition and Behavior, vereint in einzigartiger Weise Aspekte der Tierhaltung und der Forschung mit nicht-menschlichen Primaten. Insbesondere die namensgebenden Kognitionsfähigkeiten der Tiere können mit Geräten zur spielerischen Interaktion erforscht werden, ohne dass die Tiere ihre soziale Gruppe verlassen müssen. Mit Hilfe eines Kamerasystems in Verbindung mit neuartigen Analyse- und Erkennungsprogrammen wird außerdem das Verhalten und der Gesundheitsstatus der Tiere individuell und rund um die Uhr erfasst. Damit ermöglicht das neue Gebäude am Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) auch wesentliche Beiträge zur Sicherung und Erforschung des Tierwohls bei nicht-menschlichen Primaten.Vergleichende Forschung mit Affen und Menschen Das PriCaB-Gebäude am Deutschen Primatenzentrum (DPZ) wurde analog zum neuen Forschungsbau HuCaB (Human Cognition and Behavior) benannt, der kürzlich an der Universität Göttingen bewilligt wurde. Die beiden Gebäude erweitern die gemeinsame Forschung der Universität und des DPZ im Rahmen des Leibniz-WissenschaftsCampus Primatenkognition. „Die Kombination von PriCaB und HuCaB ist ein Meilenstein echter vergleichender Forschung, da parallele Studien mit Affen und Menschen mit eng abgestimmten Beobachtungsansätzen möglich sein werden“, sagt Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums. Für diese eng verzahnte Forschung wurde bereits eine Interaktionsplattform entwickelt, ein durchsichtiger Touchscreen, an dem zwei sich gegenübersitzende Probanden gegen- und miteinander spielen können und in ihre Entscheidungen das Verhalten und die Mimik ihres Gegenübers einbeziehen können. Die Probanden können dabei sowohl Affen als auch Menschen sein. „Die vergleichenden Studien im WissenschaftsCampus werden einzigartige Einblicke in die Grundlagen und die Evolution menschlichen Verhaltens und unserer sozial-kognitiven Fähigkeiten gewähren“, sagt Annekathrin Schacht, Leiterin des HuCaB-Vorhabens an der Universität Göttingen. Das Wissen um die neuronalen Mechanismen, die uns unsere kognitiven Leistungen ermöglichen, und die neuen Beobachtungsmethoden werden auch dazu beitragen, neurologische Störungen bei Menschen frühzeitig zu erkennen und neuartige Therapieansätze beispielsweise bei Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen zu entwickeln.„Die Verbindung von PriCaB und HuCaB, zusammen mit den modellierenden Ansätzen, die das Göttingen Campus Institut für Dynamik biologischer Netzwerke (CIDBN) und das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation leisten, zeigt die großartigen Möglichkeiten, die der Göttingen Campus für die Kognitions- und Verhaltensforschung bietet“, sagt Stefan Treue. Dies wird auch zunehmend international wahrgenommen, gleich zwei der renommierten ERC-Starting-Grants sind aus dem Bereich Hirnforschung in diesem Jahr ans DPZ gegangen.Informationen zum Gebäude Das Gebäude wurde innerhalb von drei Jahren fertiggestellt und hat insgesamt 6,5 Millionen Euro gekostet. 30 Prozent der Baukosten wurden vom DPZ aus eigenen Mitteln finanziert, die restlichen 70 Prozent kamen von Bund und Land. Im Kern besteht das Gebäude aus 12 Tierhaltungseinheiten, die aus jeweils einem Innen- und einem damit verbundenen Außengehege bestehen. Zudem gibt es Umkleiden für TierpflegerInnen und WissenschaftlerInnen, eine Futterküche, Behandlungs-, Lager- und Technikräume. Die Innenfläche des Gebäudes beträgt 1170 Quadratmeter, die Außengehege haben eine Fläche von 588 Quadratmetern.Flexibilität in Forschung und Haltung Das Besondere an dem Gebäude ist neben der Geräumigkeit vor allem die große Flexibilität, so dass Primaten verschiedener Arten und in unterschiedlichen Gruppengrößen gehalten werden können. Außerdem können verschiedene Forschungsfragen untersucht werden, ohne dass die Tiere ihre soziale Gruppe verlassen müssen. Ein von der N-Bank mit einer halben Million Euro unterstütztes Kamerasystem wird rund um die Uhr Verhaltensdaten aufzeichnen, die mit neuartigen Analyseprogrammen ausgewertet werden. Ein integriertes Erkennungsprogramm ermöglicht es dabei, jedes Tier in der Gruppe zu identifizieren und sein Verhalten, seine Gesundheit und seine kognitiven Fähigkeiten zu erfassen. „So können wir mögliche Belastungen für die Tiere erkennen und dieses Wissen auch auf andere Haltungsformen, wie sie beispielsweise in der Infektionsforschung notwendig sind, übertragen“, sagt Rabea Hinkel, Leiterin der Abteilung Versuchstierkunde am DPZ. Somit ist das PriCaB-Gebäude mit seiner modernen Ausstattung ein bislang einzigartiger Ansatz, um einerseits den Gesundheitsstatus der Tiere zu erfassen und andererseits wichtige Forschungsdaten zu gewinnen.
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