Reise-Diarrhoe: Lösung liegt im Speichel

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Amerikanische Wissenschaftler haben ein Protein (Histatin-5) im menschlichen Speichel entdeckt, das den Körper vor Reise-Diarrhoe schützen kann.

Die neuen Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer präventiver Behandlungen führen.

Während die Reise-Diarrhoe für Urlauber aus Industrieländern „nur“ unangenehm und lästig ist, kann sie in anderen Teilen der Welt tödlich sein: Der wässrige Durchfall kann eine lebensbedrohliche Dehydrierung zur Folge haben, die bei Säuglingen und geschwächten Bevölkerungsgruppen tödliche Folgen haben kann. Hundertausende solcher Fälle gehen auf diese  Infektion mit enterotoxigenen Escherichia coli (ETEC) zurück.

Forscher von der Boston University School of Medicine (BUSM) setzten im Labor Dünndarm-Organoide ETEC aus und setzten bei einem Teil von ihnen gleichzeitig Histatin-5 ein. Unter dem Mikroskop war zu erkennen, dass in Anwesenheit des Speichelproteins signifikant weniger ETEC in der Lage waren, im untersuchten Gewebe zu haften.

„Wir stellten fest, dass das Protein Histatin-5 aus menschlichem Speichel ETEC-Pili versteift und die Bakterien so daran hindert, sich wirksam im Dünndarmgewebe festzusetzen“, erklärt die korrespondierende Autorin Prof. Esther Bullit, die an der BUSM Physiologie und Biophysik lehrt. „Wenn sie sich nicht festhalten können, sind sie auch nicht in der Lage, eine Erkrankung zu verursachen.“

Laut den Wissenschaftlern erklärt diese erste Verteidigungslinie im Mund wahrscheinlich auch, warum eine große Zahl von ETEC nötig ist, um beim Menschen zu einer Infektion zu führen. Die Forscher denken, dass es möglich sein könnte, Histatin-5 als lösliches Pulver zu produzieren, das in der Prävention eingesetzt werden kann.

Diese neuen Erkenntnisse eröffnen die Möglichkeit, dass andere Speichelproteine existieren, die sich für andere Erkrankungen – wie die infektiöse Gastritis, Lebensmittelvergiftungen oder sogar Pneumonien – als günstig erweisen. „Wir glauben, dass unsere Daten das erste Beispiel für ein neues Paradigma der angeborenen Immunität sind: die Beteiligung von Speichelkomponenten zur Vermeidung von Infektionen. Hier eröffnet sich ein bisher unbeschrittener Weg zur Vermeidung enterischer Infektionserkrankungen durch den gezielten Einsatz natürlich vorkommender Speichelkomponenten.“

Originalpublikation: Brown JW et al. Journal of Infectious Diseases, 08.03.2018