Reizdarmsyndrom: Stärkere Linderung abdominaler Schmerzen durch individualisierte Lebensmittelvermeidung

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Eine individualisierte Ernährung, die sich an den Ergebnissen eines Bluttests für Patienten mit Reizdarmsyndrom (RDS) orientiert, führt offenbar bei den Betroffenen zu weniger abdominalen Schmerzen. Das berichten US-Forscher in „Gastroenterology“.

Die Wissenschaftler von Michigan Medicine und der Cleveland Clinic beobachteten bei RDS-Patienten weniger solche Beschwerden, wenn sie entsprechend den Ergebnissen des Bluttests bestimmte Lebensmittel vermieden, verglichen mit einer Schein-Eliminationsdiät. Der in der Studie verwendete patentierte Bluttest wurde speziell für RDS-Patienten entwickelt und ergab ein positives Testergebnis für jedes Nahrungsmittel, das eine über dem Normalwert liegende Immunglobulin-G-Antikörperreaktion auslöste.

Lebensmittelvermeidung nach Bluttestergebnissen versus Scheinelimination

An der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie nahmen 238 Personen aus acht US-amerikanischen Lehrkrankenhäusern teil. RDS-Patienten wurden mit dem validierten, bereits auf dem Markt befindlichen Test untersucht. Bei diesem werden die IgG-Antikörperwerte für 18 verschiedene, wahrscheinlich für RDS-Beschwerden ursächliche Nahrungsmittel ermittelt. Anschließend wies man die Patienten einer von zwei Gruppen zu: Eine Gruppe mied die Nahrungsmittel, für die sie im IgG-Antikörpertest positiv getestet worden war. Die zweite Gruppe hielt sich an eine streng konzipierte Scheindiät ‒ hier wurden Nahrungsmittel von der Ernährung ausgeschlossen, die denjenigen ähnelten, auf die die Probanden tatsächlich positiv getestet worden waren. So bat man beispielsweise einen Patienten, der positiv auf eine erhöhte IgG-Antikörperreaktion auf Walnüsse getestet worden, auf Mandeln zu verzichten (vorausgesetzt, dass er normalerweise Walnüsse und Mandeln in ähnlicher Menge aß).

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass 59,6 Prozent der Teilnehmer, die die im Test nachgewiesenen Nahrungsmittel vom Speisezettel strichen, eine angestrebte Verringerung von Bauchschmerzen erreichten, verglichen mit 42,2 Prozent der Patienten in der Kontrollgruppe mit Scheineliminierungsdiät. Verglichen mit den Teilnehmern in der Scheingruppe erwies sich Teststrategie bei Patienten mit RDS und dominierender Obstipation (67,1% vs. 35,8%) oder einer Mischung aus Verstopfung und Durchfall (66% vs. 29,5%) als besonders vorteilhaft.

Obwohl IgG-Antikörperreaktionen auf Nahrungsmittel bereits früher als Auslöser von IBS-Symptomen vermutet worden waren, hätten frühere Studien zu IgG-basierten Eliminationsdiäten Einschränkungen aufgewiesen, erklären die Verfasser der aktuellen Arbeit. So seien diese älteren Untersuchungen beispielsweise nur an einem Behandlungszentrum durchgeführt worden, die IgG-Tests seien bei Patienten mit RDS nicht ausreichend validiert gewesen oder die Stichprobengröße nur klein oder es habe an einer gut konzipierten Scheindiät zum Vergleich gefehlt. „Eine der Hauptbedenken bei früheren Studien war, dass einige IgG-Reaktionen auf Nahrungsmittel normal sind“, erklärt Prashant Singh, Gastroenterologe an der Michigan Medicine und Hauptautor der nun veröffentlichen Arbeit. „Im Allgemeinen haben diese Studien keine Begründung dafür geliefert, wie und warum Nahrungsmittel ausgewählt wurden. Unsere Studie hat versucht, diese Einschränkungen mit einem IBS-spezifischen IgG-basierten Test zu überwinden.“

Das Gesamtergebnis von 59,6 Prozent der Patienten, die das Ziel einer Verringerung abdominaler Schmerzen erreichten sei im Vergleich zu Medikamenten, die nach demselben Standard bewertet würden, günstig, erklären die Forschenden. Im Vergleich zu Medikamenten böten Eliminationsdiäten die Möglichkeit, Entzündungsauslöser zu vermeiden, anstatt Entzündungen erst zu behandeln, wenn sie aufgetreten sind, betonen sie. Dabei sei aber für bekannte Eliminationsdiäten für RDS-Patienten – wie etwa Low-FODMAP – die Einschränkung einer breiten Palette von Nahrungsmitteln nötig, was unter anderem ein Problem im Hinblick auf die Compliance darstelle.