Rektale Blutungen bei jüngeren Erwachsenen: Assoziation mit deutlich erhöhtem Risiko für Darmkrebs festgestellt

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Junge Patienten mit rektalen Blutungen sollten laut den Autoren einer neuen Studie einer Koloskopie unterzogen werden. Die Forschenden haben außerdem gezeigt, dass 70 Prozent aller Patienten mit früh im Leben auftretendem Kolorektalkarzinom keine entsprechende familiäre Vorgeschichte haben.

Beim American College of Surgeons (ACS) Clinical Congress 2025 stellte das Forschungsteam aus den USA kürzlich eine Auswertung zu 443 Patienten im Alter unter 50 Jahren vor. Bei diesen war in den Jahren 2021 bis 2023 im University of Louisville Health System einer Koloskopie durchgeführt worden.

Die Wissenschaftler beobachten für Personen, bei denen die Untersuchung zur Abklärung rektaler Blutungen erfolgt war, ein „dramatisch erhöhtes Risiko“ für ein Kolorektalkarzinom. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man bei ihnen Darmkrebs diagnostizierte, war um das 8,5-Fache erhöht.

Blutungen auch ohne Darmkrebs in der Familienanamnese ernst nehmen

Dies unterstreicht laut den Forschenden, wie wichtig es ist, dieses Symptom der Blutung auch dann ernst zu nehmen, wenn es in der Familie bis dahin keine Darmkrebsfälle gegeben hat und die Altersgrenze für ein Screening noch nicht erreicht sei.

Von den 443 Patienten, deren Daten man auswertete, erhielten 195 (44%) die Diagnose eines früh auftretenden Darmkrebs, während 248 (56%) keine auffälligen Befunde hatten.

„In vielen der Fälle von früh auftretendem Darmkrebs, denen ich begegne, gibt es keine entsprechende familiäre Vorgeschichte“, erklärte Seniorautorin Dr. Sandra Kavalukas von der University of Louisville School of Medicine in Louisville (USA). „Diese Studie liefert Informationen zu Beantwortung der Frage, bei wem eine Koloskopie angebracht ist und bei wem nicht“, fügte die Kolorektalchirurgin hinzu: „Bei einer Person, die das Screening-Alter noch nicht erreicht hat, aber an rektalen Blutungen leidet, sollte man eine Koloskopie ernsthaft erwägen.“

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie

Symptom-orientierte Versorgung: Die große Mehrheit (88%) der Patienten, bei denen später ein früh auftretender Darmkrebs diagnostiziert wurde, hatten sich aufgrund von Symptomen (wie Blutungen) einer Koloskopie unterzogen. Dem gegenüber standen nur etwas mehr als die Hälfte (55%) der Personen ohne Krebserkrankung.

Begrenzte Rolle der genetischen Prädisposition: Nur 13 Prozent der Fälle von früh auftretendem Kolorektalkarzinom wiesen einen Marker auf, der häufig mit hereditären Syndromen in Zusammenhang steht. Als Beispiel nennen die Forschenden Mutationen, die bei manchen kolorektalen Karzinomen zu beobachten sind. Eine familiäre Vorbelastung in puncto Darmkrebs war zwar ein Faktor, aber nur mit einer zweifachen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit verbunden.

Risiko aufgrund von Lebensgewohnheiten: Patienten mit diagnostiziertem früh auftretenden Darmkrebs hatten mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit früher geraucht (Wahrscheinlichkeit fast zweifach erhöht).

Studienergebnisse als Entscheidungshilfe

Ziel der Untersuchung war es, Mediziner bei der Entscheidung zu unterstützen, welche jungen Patienten mit Symptomen von einer diagnostischen Koloskopie profitieren werden. „Wenn sie 35 Jahre alt sind und mit rektalen Schmerzen vorstellig werden, brauchen sie möglicherweise keine Darmspiegelung“, erklärte Kavalukas. „Wenn sie aber über Blutungen klagen, ist die Wahrscheinlichkeit für ein Kolorektalkarzinom um das 8,5-Fache erhöht.“

Laut dem ACS sprechen die Autoren der Studie eine relevante Lücke in der Versorgung junger Erwachsener an: Diese Altersgruppe kommt für ein Darmkrebs-Screening noch nicht infrage, erfährt aber gerade die am raschesten zunehmenden Raten was Kolorektalkarzinome angeht. Aktuell arbeiten die Autoren der auf dem Kongress vorgestellten Studie an der Entwicklung eines Scores zur Berechnung des Risikos.

(ac/BIERMANN)