Risiko für die Darmgesundheit: Vorsicht beim Konsum von Soja-Öl und Linolsäure14. Juli 2023 Soja-Öl (Foto: © teen00000/stock.adobe.com) Ein hoher Konsum von Soja-Öl wird mit Adipositas und Diabetes in Verbindung gebracht worden, diskutiert wird auch ein Zusammenhang mit Autismus, Alzheimer, Angsterkrankungen und Depressionen. Jetzt kommt, einer neuen Studie zufolge, auch noch Colitis ulcerosa auf die Liste. Forschende von der University of California at Riverside (UCR; USA) haben im Labor den Darm von Mäusen untersucht, die sie bis zu 24 Wochen lang konstant mit Futter ernährt hatten, das einen großen Anteil Soja-Öl enthielt. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Menge der nützlichen Darmbakterien abnahmen und schädliche Bakterien (insbesondere adhärent-invasive Escherichia coli) zunahmen – Umstände, die zu einer Kolitis führen können. In den USA viel verwendet: Soja-Öl Soja-Öl ist das am häufigsten verwendete Speiseöl in den Vereinigten Staaten und wird zunehmend auch in anderen Ländern verwendet, insbesondere in Brasilien, China und Indien. In den USA kam es in den 1970er-Jahren zu einem Aufschwung der Sojabohnenproduktion für die Verwendung als Tierfutter. Als ein Nebenprodukt dieser Entwicklung wurde auch zunehmend Soja-Öl verwendet. Sojabohnen stellen eine gute Proteinquelle dar und lassen sich einfach und kostengünstig anbauen. „Unsere Arbeit stellt die jahrzehntelange Annahme infrage, dass viele chronische Erkrankungen auf den Verzehr von zu viel gesättigten Fetten aus tierischen Produkten zurückzuführen sind und dass umgekehrt ungesättigte Fette aus Pflanzen zwangsläufig gesünder seien“, sagt Poonamjot Deol, Forscherin am Institut für Mikrobiologie und Pflanzenpathologie der UCR und einer der Autoren der kürzlich in „Gut Microbes“ publizierten Studie. Risikofaktor Linolsäure: Energiequelle für adhärent-invasive E. coli Laut Deol stellt die Linolsäure im Soja-Öl den größten Anlass zur Sorge dar. „Während unser Körper täglich ein bis zwei Prozent Linolsäure benötigt, wenn man die Paleo-Ernährung zugrunde legt, beziehen Amerikaner heutzutage täglich acht bis zehn Prozent ihrer Energie aus Linolsäure, den größten Teil davon aus Soja-Öl “, erklärt die Wissenschaftlerin. „Zu viel Linolsäure wirkt sich negativ auf das Darmmikrobiom aus.“ Deol und ihre Co-Autoren fanden heraus, dass eine Ernährung mit hohem Soja-Öl-Gehalt das Wachstum von adhärent-invasiven E. coli im Darm fördert. Dieses Bakterium nutzt Linolsäure als Kohlenstoffquelle, um seinen Nährstoffbedarf zu decken. Darüber hinaus können einige nützliche Bakterien im Darm der Linolsäure nicht standhalten und sterben ab, was dazu führt, dass schädliche Bakterien zunehmen. Es wurde festgestellt, dass adhärent-invasive E. coli beim Menschen Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) verursachen können. „Es ist die Kombination aus dem Absterben guter Bakterien und dem Wachstum schädlicher Bakterien, die den Darm anfälliger für Entzündungen und deren nachgelagerte Auswirkungen macht“, führt Deol aus. „Außerdem führt Linolsäure dazu, dass die Darmepithelbarriere porös wird.“ Falscher Umkehrschluss Die Forschenden konstatieren, dass der Anstieg von CED mit dem Anstieg des Soja-Öl-Verbrauches in den USA einhergeht, und gehen davon aus, dass beides miteinander verbunden ist. Die Toxikologin Frances M. Sladek, Professorin für Zellbiologie und Co-Autorin der Studie, erinnert daran, dass Herzerkrankungen Ende der 1950er-Jahre mit gesättigten Fetten in Zusammenhang gebracht wurden. „Da Studien zeigten, dass gesättigte Fette der Gesundheit abträglich sein können, ging man davon aus, dass alle ungesättigten Fette gesund sind“, formuliert sie. „Aber es gibt verschiedene Arten ungesättigter Fette, von denen einige gesundheitsfördernd sind. Beispielsweise ist bekannt, dass Fischöl als ungesättigtes Fett viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Daher ging man davon aus, dass Soja-Öl absolut sicher und gesünder im Verzehr ist als andere Ölsorten, ohne tatsächlich einen direkten Vergleich anzustellen, wie wir es getan haben.“ Sladek merkt an, dass es sich bei Linolsäure um eine essenzielle Fettsäure handelt. Das Soja-Öl, das die Forscher in ihren Experimenten verwendeten, enthielt 19 Prozent Linolsäure. Die American Heart Association empfiehlt, dass fünf bis zehn Prozent der täglichen Kalorien aus mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure bestehen sollten, damit das Herz gesund bleibt. Viele Samen-Öle – zum Beispiel Distel- und Sonnenblumen-Öl – sind Quellen für Linolsäure. Auch tierisches Fett kann eine Quelle sein. „Jedes Tier muss Linolsäure über die Nahrung aufnehmen“, erklärt Sladek. „Kein Tier kann es selbst produzieren. Eine kleine Menge davon wird vom Körper benötigt. Aber nur weil etwas gebraucht wird, heißt das nicht, dass viel davon gut ist. Mehrere Membranen im Körper, zum Beispiel im Gehirn, benötigen Linolsäure, damit die Zellen richtig funktionieren. Wenn wir nur gesättigte Fette essen würden, würden unsere Zellmembranen zu steif werden und nicht richtig funktionieren.“ In der Zukunft brauche es weitere Studien, so Sladek, um zu bestimmen, wo der Kipp-Punkt für den täglichen Linolsäurekonsum liegt und wo die Grenze zwischen gesunden und ungesunden Mengen ist. Laut Sladek und Deol ist Oliven-Öl, das weniger Linolsäure enthält, ein gesünderes Öl für den Verzehr. „Olivenöl, die Grundlage der mediterranen Ernährung, gilt als sehr gesund. Es führt zu weniger Adipositas, und wir haben jetzt herausgefunden, dass es im Gegensatz zu Soja-Öl die Anfälligkeit von Mäusen für eine Kolitis nicht erhöht“, betont Sladek. Soja-Öl und seine Wirkung auf das Darmmikrobiom Von links: Die Studienautoren Frances Sladek, James Borneman und Poonamjot Deol. (Foto: © Stan Lim, UC Riverside) Co-Autor James Borneman, Professor für Mikrobiologie und Pflanzenpathologie an der UCR, ist Experte für das Darmmikrobiom. Er hat an der UCR mit mehreren Gruppen an Forschungsprojekten zusammengearbeitet. Dazu gehören auch Studien, in denen man untersuchte, wie Darmmikroben verhindern, dass adipöse Menschen abnehmen. Für die aktuelle Studie analysierte er gemeinsam mit Deol und Sladek die Darmmikroben der Mäuse, die ein Futter mit hohem Soja-Öl-Gehalt erhielten. „Adhärent-invasive E. coli tragen zur CED beim Menschen bei, und die Tatsache, dass wir diese E. coli bei diesen Mäusen finden, ist besorgniserregend“, unterstreicht der Forscher. „Manchmal ist nicht klar, wie sich an Mäusen durchgeführte Forschung auf den Menschen übertragen lässt, aber in dieser Studie ist es ziemlich klar.“ Das Forscherteam war auch überrascht, als es herausfand, dass die Mäuse, die das Futter mit hohem Soja-Öl-Gehalt bekamen, eine Verringerung der Endocannabinoide im Darm zeigten. Dabei handelt es sich um Cannabis-ähnliche Moleküle, die der Körper auf natürliche Weise produziert, um eine Vielzahl physiologischer Prozesse zu regulieren. Gleichzeitig kam es im Darm zu einem Anstieg der Oxylipine – sauerstoffhaltigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die Entzündungen regulieren. „Wir hatten zuvor festgestellt, dass Oxylipine in der Leber mit Fettleibigkeit korrelieren“, berichtet Deol. „In Untersuchungen zur Kolitis wurde auch beobachtet, dass einige Oxylipine bioaktiv sind. Das Fazit unserer aktuellen Studie ist, dass eine mit Sojaöl angereicherte Ernährung ähnlich der heutigen für Amerika typischen Diät dazu führt, dass der Oxylipinspiegel im Darm ansteigt und der Endocannabinoidspiegel sinkt, was dem Bild einer CED beim Menschen entspricht.“ Die meisten verarbeiteten Lebensmittel in den USA enthalten Soja-Öl, was möglicherweise erklärt, warum viele Amerikaner mehr als die empfohlene Tagesdosis an Linolsäure zu sich nehmen. Darüber hinaus verwenden die meisten Restaurants in den USA Soja-Öl, weil es relativ preiswert ist. „Versuchen Sie, sich von verarbeiteten Lebensmitteln fernzuhalten“, rät Sladek. „Lesen Sie beim Kauf von Öl die Nährwertangaben auf dem Etikett. Heißluftfritteusen sind eine gute Option, da sie sehr wenig Öl verbrauchen.“ Die Forschenden selbst verwenden Oliven-Öl zum Kochen und für Salate. Andere gesunde Optionen zum Kochen sind nach ihren Angaben Kokos- und Avocado-Öl. Die Wissenschaftler waren, dass Mais-Öl hingegen die gleiche Menge an Linolsäure enthält wie Soja-Öl. „Wir empfehlen, den Soja-Öl-Gehalt in der Ernährung im Auge zu behalten, um sicherzustellen, dass man nicht zu viel Linolsäure zu sich nimmt“, formuliert Deol als Quintessenz der Forschungsergebnisse.
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