DPG: „Tuberkulose bleibt eine Herausforderung“

Symbolbild für die Lungengranulomatose bei Tuberkulose (Foto: © Zachary – stock.adobe.com)

Deutschland zählt zwar weiter zu den Ländern mit niedriger Tuberkulose-Inzidenz. Dennoch war im Jahr 2023 erneut ein Anstieg der Fallzahlen zu beobachten – auch bei Kindern. Das berichtet das Robert Koch-Insitut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin 12/2025 zum Welttuberkulosetag.

Obwohl Tuberkulose vermeidbar und in der Regel heilbar ist, sterben weltweit jährlich mehr als 1,2 Millionen Menschen daran – damit ist Tuberkulose die Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen. Auch in Deutschland ist Tuberkulose dem RKI zufolge eine Krankheit von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.

Wie aus dem aktuellen Bericht des RKI zur Epidemiologie der Tuberkulose hervorgeht, wurden dem Institut im Jahr 2023 für Deutschland 4481 Tuberkulosefälle berichtet. Das Fazit der RKI-Forschenden im Bericht: „Deutschland zählt mit einer Tuberkulose-Inzidenz von unter 10/100.000 Einwohner zu den Niedrig-Inzidenzländern. Der nach dem Peak in den Jahren 2015 und 2016 beobachtete Rückgang der Fallzahlen hatte sich bereits 2021 verlangsamt. Ähnlich wie 2022 war auch für das Berichtsjahr 2023 erneut ein Anstieg zu beobachten, auch im Kindesalter.“

Laut den vorläufigen Daten gab es im Jahr 2024 mit 4391 Tuberkulosefälle eine geringe Abnahme der Fallzahlen. Allerdings wäre laut RKI ein jährlicher Rückgang von deutlich über zehn Prozent erforderlich, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu erreichen, Tuberkulose bis 2050 zu eliminieren.

Die Übertragung von Tuberkuloseerregern erfolgt durch kleinste infektiöse Partikel über die Luft. Sie wird begünstigt durch beengte Wohnverhältnisse, schlechte Raumlüftung und späte Diagnose. Gefährdet für eine Ansteckung sind in erster Linie Personen, die engen und längeren oder wiederholten Kontakt zu Erkrankten mit offener Lungentuberkulose haben. Insbesondere Kinder unter fünf Jahren und Menschen mit einer Schwächung des Immunsystems können nach einer Ansteckung innerhalb weniger Wochen schwer erkranken.

In Deutschland seien sozioökonomisch benachteiligte und marginalisierte Bevölkerungsgruppen häufiger von Tuberkulose betroffen, erklärte das RKI. Zudem werde die Tuberkulose-Epidemiologie auch durch internationale Migration und Mobilität aus Krisengebieten mitbestimmt. Daher sei es wichtig, neben den medizinischen auch psychosoziale und andere Versorgungsaspekte zu berücksichtigen.

Zunahme von multiresistenten Tuberkulosefällen besorgniserregend

Die Behandlung der Tuberkulose erfordert in der Regel eine sechsmonatige Antibiotikatherapie. „Bei der Standardtherapie werden zunächst zwei Monate lang vier Antibiotika eingenommen, gefolgt von vier Monaten mit zwei Antibiotika. Diese lange Behandlungsdauer stellt sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für das Gesundheitssystem eine Herausforderung dar“, erklärte weist Prof. Torsten Bauer, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sowie Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK).

Besonders besorgniserregend sei die Zunahme von multiresistenten Tuberkulosefällen (MDR-TB) in den vergangenen Jahren. „Seit 2022 beobachten wir einen Anstieg der MDR-TB-Meldungen, was die Behandlung komplexer und langwieriger macht“, warnt der Lungenmediziner.

Um die Tuberkulosebekämpfung in Deutschland weiter voranzutreiben, fordern DGP und DZK deshalb:

  1. Verstärkte Aufklärung und Früherkennung, insbesondere in Risikogruppen
  2. Konsequente Durchführung von Umgebungsuntersuchungen zur Unterbrechung von Infektionsketten
  3. Intensivierung der Forschung zu neuen Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten
  4. Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit, insbesondere mit Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz 

„Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir die Tuberkulose in Deutschland und weltweit weiter zurückdrängen“, erklärte Bauer. „Der Welt-Tuberkulose-Tag erinnert uns daran, dass wir in unserem Kampf gegen diese Krankheit nicht nachlassen dürfen.“