RNF43/ZNRF3-Mutation: Entwicklung einer Fettlebererkrankung bei gesunder Ernährung24. Januar 2022 Leber-Organoide normaler (links) und mutierter (rechts) Mäuse. Ansammlung von Lipiden in grün sichtbar. Die höheren Lipidmengen sammeln sich als Tröpfchen im Inneren jeder Zelle an (Zellkerne in Blau und umgebende Zellmembran in Weiß). (Abbildung: © Belenguer et al. Nature Communications 2022 / MPI-CBG) In einer neuen Studie haben Forschende zwei Gene, die bisher als Ursache für Krebs bekannt waren, als Regulatoren für den Stoffwechsel in der Leber identifiziert. Veränderungen in diesen Genen beeinflussen die Wahrscheinlichkeit an einer Fettleber zu erkranken. Die weltweite Epidemie von Fettleibigkeit hat das Risiko erhöht, dass sich Fett in der Leber ansammelt, was eine Vorstufe zu Leberentzündungen und Lebererkrankungen ist. Ein immer noch verblüffendes Paradox ist jedoch die Entwicklung einer Fettleber bei schlanken und normal gewichtigen Personen und bei solchen, die sich gesund ernähren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen, dass zwei Gene, RNF43 und ZNRF3, bei Leberkrebspatienten mutiert sind. Ihre Rolle bei der Entstehung von Leberkrebs war jedoch bisher unbekannt. Forschende des Max-Planck-Institutes für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden berichten nun, dass ein Verlust oder eine Mutation dieser Gene bei nicht fettleibigen Mäusen, die normal ernährt werden, zu einer Anhäufung von Lipiden und Entzündungen in der Leber führt. Diese genetischen Veränderungen führen nicht nur zu einer vermehrten Ansammlung von Fett, sondern auch zu einer Vermehrung von Hepatozyten. Bei Menschen erhöhen diese Veränderungen auch das Risiko, an einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) und Fettleber zu erkranken, und verkürzen die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten. Diese Erkenntnisse könnten die Identifizierung von Risikopersonen erleichtern und neue therapeutische Maßnahmen sowie eine bessere Behandlung der Krankheit ermöglichen. In früheren genomischen Krebsstudien wurden RNF43 und ZNRF3 als Gene identifiziert, die bei Patientinnen und Patienten mit Darm- und Leberkrebs mutiert sind. Ihre Beteiligung an Lebererkrankungen ist jedoch noch nicht erforscht worden. Die Forschungsgruppe von Meritxell Huch am MPI-CBG hat nun gemeinsam mit Kollegen am Gurdon Institute (Cambridge, UK) und an der Universität Cambridge die Mechanismen untersucht, bei denen die Veränderungen in diesen beiden Genen die Entstehung von Lebererkrankungen beeinflussen können. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, arbeiteten die Forschenden mit Mäusen als Tiermodell, mit Daten von Patientinnen und Patienten, mit menschlichem Gewebe und mit Leberorganoid-Kulturen. Germán Belenguer, Erstautor der Studie und Postdoktorand in der Gruppe von Meritxell Huch, erklärt: „Mit dem Organoid konnten wir Hepatozyten züchten, die nur in diesen Genen mutiert waren, und wir sahen, dass der Verlust dieser Gene ein Signal auslöst, das den Fettstoffwechsel reguliert. Dadurch ist der Fettstoffwechsel nicht mehr unter Kontrolle und es kommt zu einer Anhäufung von Lipiden in der Leber, was wiederum zu einer Fettleber führt. Außerdem führt das aktivierte Signal dazu, dass sich die Hepatozyten unkontrolliert vermehren. Beide Mechanismen zusammen begünstigen das Fortschreiten der Fettlebererkrankung und des Krebses.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verglichen dann die Ergebnisse aus den Experimenten mit Patientendaten in einem öffentlich zugänglichen Datensatz des Internationel Cancer Genome Consortium. Sie untersuchten die Überlebenschancen, wenn die beiden Gene bei Leberkrebspatienten mutiert sind, und stellten fest, dass Patienten mit diesen mutierten Genen eine Fettlebererkrankung aufweisen und eine schlechtere Prognose haben als Leberkrebspatientinnen und -patienten, bei denen die beiden Gene nicht mutiert sind. „Unsere Ergebnisse können dabei helfen, Personen mit einer RNF43/ZNRF3-Mutation zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko haben, eine Fettleber oder Leberkrebs zu entwickeln“, erklärt Huch. Sie fügt hinzu: „Angesichts des weltweit alarmierenden Anstiegs von Fett- und Zuckerkonsum könnte es für therapeutische Maßnahmen und das Management der Krankheit wichtig sein, diejenigen Personen zu erkennen, die aufgrund ihrer genetischen Mutationen bereits dazu veranlagt sind, insbesondere in sehr frühen Stadien oder sogar vor Ausbruch der Krankheit. Wir werden weitere Studien brauchen, um die Rolle der beiden Gene bei der menschlichen Fettlebererkrankung, bei NASH, und beim menschlichen Leberkrebs weiter zu charakterisieren und Therapeutika zu ermitteln, die jenen Patienten helfen könnten, die bereits von Natur aus dazu veranlagt sind, die Krankheit zu entwickeln.“
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