S3-Leitlinie ADHS erschienen

Foto: © S.Kobold – Fotolia.com

Unter Federführung und Koordination der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) ist vergangene Woche die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) veröffentlicht worden. Damit liegt zu ADHS erstmalig in Deutschland eine Leitlinie vor, die den höchsten Grad methodischer Qualität aufweist.

Die Empfehlungen der Leitlinie betonen die Notwendigkeit der Diagnostik und Behandlung durch Experten und ermöglichen eine sichere Diagnosestellung und Abgrenzung zu anderen Störungsbildern. Ebenso wurden detaillierte therapeutische Algorithmen erstellt, die auf der Basis des aktuellen Wissensstandes gestufte Empfehlungen abhängig von Schweregrad, Begleitstörung und Alter beinhalten.

Essenzieller Bestandteil jedes individuellen Behandlungsplans soll die Psychoedukation sein, in der den Betroffenen und ihren Familien umfangreiches Wissen und Kompensationsstrategien zur ADHS vermittelt werden. Wenn dies nicht zu einer ausreichenden Verbesserung führt, sieht die aktuelle Leitlinie bei Kindern im Vorschulalter sowie leichter Symptomatik vorrangig verhaltenstherapeutische Maßnahmen in Form von Elterntrainings oder Interventionen im Kindergarten bzw. in der Schule vor.

Bei moderaten Symptomen kann alternativ primär auch eine medikamentöse Behandlung eingesetzt werden,
abhängig von den Rahmenbedingungen und den Präferenzen der Familie. Bei schwerer Symptomatik wird die primäre medikamentöse Behandlung empfohlen. Die Leitlinie gibt zudem weitergehende Empfehlungen, wenn die jeweils gewählte Therapieform nicht ausreichend wirksam ist.

Gegenüber anderen internationalen evidenzbasierten Leitlinien, wie z.B. den NICE-Guidelines aus Großbritannien, ist in der deutschen Leitlinie der Verhaltenstherapie ein höherer Stellenwert eingeräumt und wird für die pharmakologische Behandlung, für welche die beste Evidenz und der stärkste Effekt hinsichtlich der Wirksamkeit existiert, ein im internationalen Vergleich zurückhaltender Einsatz empfohlen.

An der Erstellung der Leitlinie, die die Besonderheiten des deutschen Gesundheitssystems berücksichtigt, waren Delegierte von insgesamt mehr als 30 Fachgesellschaften und Verbänden beteiligt.

Weiterführende Informationen:
S3-Leitlinie “ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen”

Teilen:
Quellen Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie