Schlaflosigkeit steht im Zusammenhang mit wiederkehrenden Herzereignissen bei Koronarpatienten12. April 2022 Foto: ©Bits and Splits – stock.adobe.com Fast die Hälfte der Patienten mit Herzerkrankungen leidet unter Schlaflosigkeit – einem erheblichen Risikofaktor für erneute kardiovaskuläre Ereignisse. Dies geht aus Forschungsergebnissen hervor, die auf dem ESC Preventive Cardiology 2022 vorgestellt und zeitgleich in „SLEEP Advances“ veröffentlicht wurden. „Schlafprobleme werden mit psychischen Problemen in Verbindung gebracht, aber unsere Studie ergab, dass Schlaflosigkeit auch nach Berücksichtigung von Angst- und Depressionssymptomen noch immer signifikant mit kardialen Ereignissen assoziiert ist“, berichtet der Hauptautor Lars Frojd, Medizinstudent an der Universität Oslo, Norwegen. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Herzpatienten auf Schlaflosigkeit untersucht und entsprechend behandelt werden sollten.“ Studiendesign An der prospektiven Studie nahmen 1068 Patienten (Durchschnittsalter zu Studienbeginn 62 Jahre; 21% Frauen) teil, die im Durchschnitt 16 Monate nach einem Herzinfarkt und/oder einem Eingriff zur Öffnung blockierter Arterien (Stentimplantation oder Bypass-Operation) behandelt wurden. Zu Beginn der Studie wurden Daten über Schlaflosigkeit, Risikofaktoren für erneute Herzinfarkte und Begleiterkrankungen erhoben. Die Teilnehmer füllten den Fragebogen der Bergen Insomnia Scale aus, der auf diagnostischen Kriterien für Schlaflosigkeit beruht. Darin werden darin die folgenden sechs Punkte abgefragt: Die Fähigkeit ein- und durchzuschlafen, vorzeitiges Aufwachen, das Gefühl, nicht ausreichend ausgeruht zu sein, Müdigkeit während des Tages, die sich auf die Fähigkeit auswirkt, bei der Arbeit oder im sozialen Bereich zu funktionieren, und die Unzufriedenheit mit dem Schlaf. Zur Erfassung der Risikofaktoren für erneute Herzinfarkte erhoben sie Daten zu den Werten von C-reaktivem Protein und LDL-Cholesterin, den Raucherstatus, Diabetes, körperlicher Aktivität, den Taillenumfang und den systolischen Blutdruck. Die Begleiterkrankungen waren Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke, periphere Arterienerkrankung und Nierenversagen. Die Patienten wurden im Hinblick auf den primären zusammengesetzten Endpunkt der schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignisse (MACE) beobachtet, die als kardiovaskulärer Tod, Krankenhausaufenthalt aufgrund von Myokardinfarkt, Revaskularisierung, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz definiert waren. Die Ergebnisdaten wurden den Krankenhausunterlagen entnommen. Schlaflosigkeit mit wiederkehrenden kardiovaskulären Ereignissen verbunden Fast die Hälfte der Studienteilnehmer (45%) litt unter Schlaflosigkeit und knapp ein Viertel (24%) hatte in der Vorwoche Schlafmittel eingenommen. Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 4,2 Jahren traten bei 225 Patienten insgesamt 364 MACE auf. Im Vergleich zu den Patienten ohne Schlaflosigkeit hatten Patienten mit Schlafproblemen ein 62 Prozent höheres Risiko für widerkehrende MACE nach Anpassung für Alter und Geschlecht sowie ein um 49 bzw. 48 Prozent gesteigertes Risiko nach zusätzlicher Anpassung für koronare Risikofaktoren bzw. Begleiterkrankungen. Der Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und rezidivierenden MACE blieb mit einem um 41 Prozent erhöhten Risiko auch dann signifikant, wenn Symptome von Angst und Depression mitberücksichtigt wurden. In der Analyse des zurechenbaren Risikos war Schlaflosigkeit für 16 Prozent der rezidivierenden MACE verantwortlich und lag damit an dritter Stelle nach Rauchen (27%) und geringer körperlicher Aktivität (21%). „Das bedeutet, dass 16 Prozent der wiederkehrenden schweren kardiovaskulären Ereignisse hätten vermieden werden können, wenn keiner der Teilnehmer an Schlaflosigkeit gelitten hätte“, betont Frojd. Sein Fazit: „Unsere Studie deutet darauf hin, dass Schlaflosigkeit bei Patienten mit Herzkrankheiten häufig vorkommt und mit nachfolgenden kardiovaskulären Problemen in Verbindung steht, unabhängig von Risikofaktoren, gleichzeitig bestehenden Gesundheitszuständen und Symptomen der psychischen Gesundheit.“ Weitere Forschung sei jedoch erforderlich, um zu untersuchen, ob Therapien gegen die Schlaflosigkeit, wie z. B. kognitive Verhaltenstherapie und digitale Anwendungen, bei dieser Patientengruppe wirksam sind. (ah)
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