Schlaganfall bei Kindern besser erkennen und behandeln16. Juni 2025 Um einen Schlaganfall bei Kindern besser erkennen und behandeln zu können, haben UKL-Mediziner einen Leitfaden für diese seltene, aber gravierende Erkrankung entwickelt. (Quelle: UKL/Rico Thumser) Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) führt als eines von wenigen Zentren in Deutschland Thrombektomien bei Kindern durch. Aus diesen Erfahrungen heraus haben Ärzte des UKL Leitfaden für die seltene, aber gravierende Erkrankung entwickelt. Ein Schlaganfall gilt als eine Erkrankung der zweiten Lebenshälfte. Doch auch Kinder können davon betroffen sein, wenn auch sehr selten. Die Neuroradiologen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) behandelten allein im letzten Jahr zwei Fälle mit einer Thrombektomie, beide im Kleinkindalter, beide erfolgreich. Um in diesen seltenen Situationen optimal vorbereitet zu sein, haben die beteiligten Ärzte ihre Erfahrungen nun in einem Leitfaden zusammengefasst. 300 bis 500 Schlaganfälle bei Kindern werden jährlich in Deutschland diagnostiziert, wobei die Dunkelziffer hoch sein kann, da diese seltene Erkrankung bei Kindern oft nicht erkannt wird. Trotz der geringen Zahlen ist der Schlaganfall eine der zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern, mehr als die Hälfte der Betroffenen behalten zudem dauerhafte Einschränkungen. „Kaum jemand denkt bei einem Kind, zumal einem kleinen, an die Möglichkeit eines Schlaganfalls“, beschreibt Dr. Manuela Siekmeyer die Herausforderung bei diesem Krankheitsbild. Die Intensivmedizinerin betreut schwerstkranke Kinder in der Kinderklinik des UKL, darunter auch jedes Jahr solche, die einen Schlaganfall erlitten haben. „Da die Symptome nicht ganz klassisch sind und sich kleine Kinder oft auch nicht entsprechend äußern können, dauert es teilweise lange, bis ein Schlaganfall überhaupt erkannt wird“, weiß die Ärztin. Oft ist es dann zu spät für eine wirksame Therapie, denn wie bei Erwachsenen zählt auch bei Kindern jede Minute. Seltene Therapie im Einsatz Dass eine solche Therapie schwierig, aber möglich ist, haben die UKL-Mediziner im letzten Jahr zweimal gezeigt. Neuroradiologin Jun.-Prof. Dr. Cindy Richter konnte als Akutbehandlung bei zwei Kleinkindern die durch Blutgerinnsel verschlossenen Hirngefäße mit sehr kleinen Kathetern erfolgreich entfernen. Der letzte Fall ist beiden Ärztinnen noch sehr präsent: Ein Zweijähriger wurde aus Thüringen nach Leipzig gebracht, mit Verdacht auf einen Schlaganfall – dank aufmerksamer Eltern und der Rettungssanitäter, die die Symptome richtig erkannt haben. Damit wurde kostbare Zeit gespart, und mithilfe der auf Kinder spezialisierten Bereiche am UKL wie der Kinderradiologie konnte die Erkrankung schnell diagnostiziert und durch die Neuroradiologen im kurzen Zeitfenster auch behandelt werden. Dem Jungen geht es inzwischen sehr gut, die Lähmungen haben sich weitgehend zurückgebildet. Möglich wurde das durch das enge Zusammenspiel vieler, denn Schlaganfallbehandlung ist Teamarbeit: Sieben Fachdisziplinen kommen zusammen, um die Therapie gemeinsam zu besprechen und zu entscheiden. Zentren wie das UKL verfügen dabei auch über die speziell für die Versorgung von Kindern erforderliche Fachkompetenz und damit auch die Möglichkeit, einen pädiatrischen Schlaganfall mittels Thrombektomie behandeln zu können. Damit ist das UKL eines von sehr wenigen Zentren in Deutschland, an dem dieses Verfahren bei Kindern durchgeführt wird. „Anders als bei Erwachsenen gibt es kaum Erfahrungen mit solchen Fällen, wir mussten uns diese selbst erarbeiten“, erklärt Richter. Inzwischen sind die Teams der Kinder- und Neuroradiologie, der Anästhesie und der Pädiatrie entsprechend geschult, sind die Abläufe in einem Leitfaden, einer Standardarbeitsanweisung (kurz SOP), festgehalten worden. Denn gerade weil die Fälle so selten sind, braucht es standardisierte Abläufe, damit es im Notfall dann schnell gehen kann. Für Gefahr eines Schlaganfalls bei Kindern sensibilisieren „Uns ist es wichtig, auf die seltene, aber mögliche Gefahr eines Schlaganfalls bei Kindern hinzuweisen und auch darauf, dass in Zentren wie unserem gut geholfen werden kann“, erklärt Siekmeyer. Besonders gefährdet sind Kinder mit angeborenen Herzfehlern, Gerinnungsstörungen, Gefäß- oder Stoffwechselerkrankungen. Aber auch Infektionen des zentralen Nervensystems können einen Schlaganfall auslösen. „Deshalb möchten wir an Eltern, aber auch Kolleg:innen appellieren: Ziehen Sie bei entsprechenden Symptomen auch bei einem Kind in Betracht, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte, und wenden Sie sich schnell an ein spezialisiertes Zentrum“, appelliert Siekmeyer. „Im besten Fall können wir so gemeinsam dafür sorgen, dass die Kinder ohne Beeinträchtigungen wieder gesund werden und normal heranwachsen können.“
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