Schutz vor Rückfällen bei Schizophrenie15. Juli 2024 Foto: peterschreiber.media – stock.adobe.com Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und das Universitätsklinikum Heidelberg starten eine umfassende Studie zur Erhaltungs-Elektrokonvulsionstherapie (EKT) bei Schizophrenie-Patienten, die auf Antipsychotika nicht ansprechen. So sollen Rückfälle verhindert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, von der etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Obwohl Antipsychotika vielen Patienten helfen, sprechen rund 15 bis 30 Prozent der Betroffenen nicht auf diese Medikamente an – auch nicht auf Clozapin, ein Antipsychotikum, das als beste Behandlungsoption gilt. Diese Patienten leiden an sogenannter Clozapin-resistenter Schizophrenie (CRS) und erleben teils schwere Beeinträchtigungen, unter anderem eingeschränktes Denk- und Sprachvermögen, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Für diese besonders schwer zu behandelnde Patientengruppe gibt es bisher keine ausreichenden evidenzbasierten Therapiealternativen Erhaltungs-EKT wissenschaftlich untersuchen Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT), die in der Vergangenheit zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt wurde, wird heute trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit selten angewendet. Insbesondere die Erhaltungs-EKT (mECT; englisch: Maintenance Electroconvulsive Therapy), die Rückfälle nach einer erfolgreichen initialen EKT bei Schizophrenie verhindern soll, wurde bisher kaum wissenschaftlich untersucht. Daher startet das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim zusammen mit der Klinik für Allgemeine Psychiatrie Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) eine große Studie zur mECT, die in 14 psychiatrischen Kliniken in Deutschland durchgeführt wird. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Studie mit rund zwei Millionen Euro. Untersucht wird die Wirksamkeit von mECT bei Patienten, die nach einer ersten erfolgreichen EKT-Serie weiter mit Clozapin behandelt werden. Ziel ist es, zu überprüfen, ob ein mECT die Zeit bis zu einem Rückfall verlängert und die Anzahl der rückfallfreien Patienten erhöht. Weitreichende Folgen für klinische Praxis Neben dem primären Ziel, die Rückfallrate zu senken, werden durch Befragungen der Betroffenen und ihres Umfeldes auch weitere Aspekte wie die Lebensqualität, Selbstständigkeit und die Symptomatik der Schizophrenie untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten durch die Erhaltungs-EKT nicht beeinträchtigt wird. „Sollte die Studie unsere Hypothese bestätigen, dass Erhaltungs-EKTs die Behandlungsergebnisse bei Clozapin-resistenter Schizophrenie signifikant verbessern, könnte dies weitreichende Folgen für die klinische Praxis haben. Die Ergebnisse könnten eine Änderung der internationalen Behandlungsleitlinien anstoßen und eine breitere Anwendung der EKT bei Schizophrenie fördern. Dies wäre ein großer Fortschritt für Patientinnen und Patienten, die bisher nur unzureichend behandelt werden konnten“, erklärt Prof. Alexander Sartorius, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am ZI. „Die begleitenden Befragungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen helfen uns zudem, Erwartungen, Hoffnungen, aber auch mögliche Vorbehalte gegenüber der EKT besser zu verstehen. Damit gewinnen wir wichtige Erkenntnisse, die auch bei der dringend notwendigen Entstigmatisierung dieser schweren seelischen Erkrankung helfen können“, ergänzt Robert Christian Wolf, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Psychiatrie am UKHD und Professor an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Patientenbeteiligung und Unterstützung Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) unterstützt die Studie aktiv und fördert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen und Experten. Ein zentrales Element der Studie ist die enge Zusammenarbeit mit Patienten sowie deren Vertretungen. Ein Patientenbeirat und ein Betroffenenbeirat wurden eingerichtet, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Perspektiven der Betroffenen während der gesamten Studiendauer berücksichtigt werden. Diese Beiräte unterstützen unter anderem bei der Rekrutierung der Studienteilnehmer und bieten Beratung bei der Durchführung der Studie. Beide Beiräte haben ihre Unterstützung auch für die Zeit nach Abschluss der Studie zugesagt, um die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen und die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern.
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