Schwanger mit Epilepsie? Folsäure gegen verzögerte Sprachentwicklung des Kindes8. August 2018 Grafik: © Zerbor/Fotolia Frauen, die während der Schwangerschaft Epilepsiemedikamente einnehmen, haben möglicherweise ein geringeres Risiko, ein Kind mit verzögerten Sprachkenntnissen zu bekommen, sofern sie vor und nach der Schwangerschaft Folsäure einnehmen. Das geht aus einer kürzlich online veröffentlichten Studie in “Neurology” hervor. Die Studie ergab, dass Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Epilepsiemedikamente nahmen und auf Folsäure-Präparate verzichteten, viermal häufiger Sprachverzögerungen im Alter von 18 Monaten zeigten als Kinder von Müttern ohne Epilepsie, die ebenfalls keine Folsäure einnahmen. Im Alter von drei Jahren waren diejenigen, deren Mütter keine Supplemente einsetzten, mit fast fünfmal so hoher Wahrscheinlichkeit in ihrer Sprachentwicklung zurück wie Kinder von Müttern ohne Epilepsie. Die Studie wurde in Norwegen durchgeführt. Dort ist eine Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure nicht vorgeschrieben – anders als in den USA. Trotz dieser Anreicherung von Lebensmitteln wird dort die Einnahme zusätzlicher Folsäure für Schwangere empfohlen. “Diese Ergebnisse sind wichtig für Frauen mit Epilepsie auf der ganzen Welt, weil viele Epilepsiemedikamente mit der Art und Weise interagieren, wie Folat vom Körper verstoffwechselt wird. Daher erforschen wir immer noch, wieviel Folsäure Frauen mit Epilepsie benötigen und wie es ihren Kindern nützt. “sagt Studienautorin Dr. Elisabeth Synnøve Nilsen Husebye von der Universität Bergen, Norwegen. Die Studie umfasste 335 Kinder von Müttern mit Epilepsie, die während der Schwangerschaft Epilepsiemedikamente genommen hatte sowie 104.222 Kinder von Müttern ohne Epilepsie. Die Aufrechterhaltung einer wirksamen Epilepsiebehandlung während der Schwangerschaft ist wichtig, da Krampfanfälle den Fötus und die Mutter schädigen können. Die Forscher sammelten Informationen über die Verwendung von Epilepsie-Medikamenten und einer Folsäure-Ergänzung. Eltern füllten zur Sprachentwicklung ihrer Kinder im Alter von 18 Monaten und drei Jahren Fragebögen aus. In der Gruppe von Müttern ohne Folsäuresupplementierungt wiesen 34 Prozent der Kinder von Müttern mit Epilepsie im Alter von 18 Monaten eine verzögerte Sprachentwicklung auf. Zum Vergleich: Bei den Müttern, die nicht an einer Epilepsie litten, traf dies nur auf 11 Prozent der Kinder zu. Im Alter von drei Jahren war bei 24 Prozent der Kinder von Müttern mit Epilepsie die Ausdrucksfähigkeit verzögert, verglichen mit 6 Prozent der Kinder von Müttern ohne Epilepsie. Von den Kindern, deren Mütter Folsäure nahmen, hatten 17 Prozent der Kinder von an Epilepsie leidenden Münnter im Alter von 18 Monaten eine Sprachverzögerung, verglichen mit 11 Prozent in der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse blieben auch bei Berücksichtigung anderer Faktoren, die die Sprachfähigkeiten beeinflussen können, gleich. Adjustiert wurden die Ergebnisse im Hinblick auf das Bildungsniveau der Eltern, Nikotin- und Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und das Gestationsalter des Kindes bei der Geburt. Husebye weist auch darauf hin, dass die Mütter mit einer Epilepsiemedikation während der Schwangerschaft und Kindern mit verzögerter Sprachentwicklung, Folsäure später in der Schwangerschaft eingenommen hatten; bei Müttern mit Kindern, die im Alter von 18 Monaten eine Verzögerung der Sprachentwicklung zeigten, wurde im Mittel in der 6. Schwangerschaftswoche mit der Supplementierung begonnen. Mütter mit Kindern, die während der Schwangerschaf Epilepsiemedikamenten ausgesetzt gewesen waren, ohne dass sich ihre Sprachentwicklung verzögerte, hatten meist ab drei Wochen vor der Empfängnis mit der Einnahme von Folsäure angefangen. “Die offenbar protektive Wirkung einer Folsäuresupplementierung war auffällig”, sagte Husebye. “Die Hälfte des Risikos für eine im Alter von 18 Monaten festzustellende verzögerte Sprachentwicklung könnte auf den Mangel an Folsäure bei Kindern zurückzuführen sein, die in der Schwangerschaft einer Epilepsiemedikation ausgesetzt gewesen waren. Bei Kindern von Müttern ohne Epilepsie hingegen waren nur 6 Prozent des Risikos auf das Fehlen einer Supplementierung zurückzuführen.” Husebye wies außerdem darauf hin, dass die kritische Phase für eine Supplementierung zur Vermeidung einer verzögerten Sprachentwicklung die Zeit zwischen vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Trimenons umfasse.
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