Schwangerschaft mit Crohn oder Colitis: Versorgung interdisziplinär gestalten12. Februar 2019 Schon bei Bestehen eines Kinderwunsches und vor einer Schwangerschaft sollten Patientinnen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung mit ihrem behandelnden Gastroenterologen über das Thema sprechen, so eine aktuelle AGA-Empfehlung. (Foto: ©drubig-photo/Fotolia) Die American Gastroenterological Association (AGA) hat kürzlich Empfehlungen zur Versorgung von Frauen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED, engl. IBD) in allen Stadien der Familienplanung veröffentlicht. Berücksichtigt wird dabei nicht nur die Schwangerschaft, sondern weit im Vorfeld auch ein möglicherweise einmal anstehender Kinderwunsch von Patientinnen, die an Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn leiden. Die AGA hat die Empfehlungen mit dem Titel “Inflammatory Bowel Disease (IBD) in Pregnancy Clinical Care Pathway – A Report from the American Gastroenterological Association IBD Parenthood Project Working Group” in Zusammenarbeit mit der Crohn’s & Colitis Foundation, der Society for Maternal-Fetal Medicine und dem Patienten-Netzwerk “Girls With Guts” erstellt. Die Versorgung von Frauen im gebärfähigen Alter, die an einer CED leiden, erfordere komplexe Entscheidungen und die Abstimmung zwischen mehreren medizinischen Fachgebieten, betont die AGA. Frauen hätten jedoch oft das Gefühl, dass die Empfehlungen, die sie bezüglich einer Schwangerschaft von Ärzten erhalten, nicht einheitlich sind. Eine kürzlich von der AGA durchgeführte Umfrage ergab zudem, dass mehr als 40 Prozent (n=108) der von ihr befragten Gynäkologen und Geburtshelfer, die diese Patientengruppe behandeln, die Qualität entsprechender Informationen im Vergleich zu solchen, die Frauen mit anderen Immunerkrankungen erhalten, als unzureichend erachten. “In den Vereinigten Staaten leiden 1,6 Millionen Menschen an einer entzündlichen Darmerkrankung. Etwa die Hälfte davon sind Frauen – die mit dieser Diagnose auch während der gesamten Lebensphase, in der sie potenziell Kinder gebären können, konfrontiert sind”, sagt Dr. Uma Mahadevan, Sprecherin der AGA und Vorsitzende des IBD Parenthood Project. “Frauen mit CED können bei richtiger Planung und angemessener Versorgung gesunde Schwangerschaften und gesunde Babys haben; allerdings haben Missverständnisse und Ängste viele CED-Patientinnen dazu gebracht, eine Schwangerschaft hinauszuzögern oder freiwillig kinderlos zu bleiben.” Die AGA habe das IBD Parenthood Project ins Leben gerufen, um Patientinnen evidenzbasierte Informationen an die Hand zu geben. Die kürzlich veröffentlichte Empfehlung sieht vor, dass Schwangere mit CED ihre Behandlung mit einem Spezialisten für fetomaternale Medizin (MFM) koordinieren. Dieser könne festlegen, welche Art des Monitorings notwendig ist und wie häufig die Schwangere einen Geburtshelfer aufsuchen sollte. Zudem sollte die Patientin von einem Gastroenterologen mit einer ausdrücklichen Spezialisierung auf CED betreut werden. Wo Patientinnen aufgrund der Infrastruktur keinen Zugang zu CED-oder MFM-Spezialisten haben, können spezialisierte Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder Hebammen den neuen Empfehlungen folgen. Diese sieht vor, dass die Behandlungsplanung und ein eventueller Kinderwunsch zu den Hauptthemen gehören, wenn diese Patientinnen ihren behandelnden Gastroenterologen aufsuchen. Diese Aspekte sollten durchaus auch dann im Vordergrund stehen, wenn sich die Frauen noch nicht sicher sind, ob bei ihnen einmal eine Schwangerschaft anstehen wird. Ebenso sollten betroffene Patientinnen über ihre CED-Diagnose sprechen, wenn sie erstmals bei einem Geburtshelfer vorstellig werden. “Wir empfehlen, dass der Gastroenterologe die CED-Behandlung koordiniert und die Patientin während ihrer gesamten Schwangerschaft regelmäßig in enger Zusammenarbeit mit einem MFM-Facharzt, der über Erfahrung mit Risikoschwangerschaften verfügt, betreut. Der auf MFM spezialisierte Facharzt sollte die Versorgung im Zusammenhang mit der Schwangerschaft mit dem Geburtshelfer absprechen”, sagt Dr. Christopher Robinson, Sprecher der Society for Maternal-Fetal Medicine und Mitglied der Arbeitsgruppe des IBD Parenthood Projects. “Auch wenn nicht alle Patientinnen Zugang zu Spezialbehandlungen haben, sollten zukünftige Mütter mit CED während der gesamten Dauer ihrer Schwangerschaft regelmäßig von weiteren Ärzten (Geburtshelfern/Gynäkologen, Ernährungswissenschaftlern, Psychologen, Laktationsspezialisten usw.) beobachtet werden.” Rajeev Jain, AGA-Sprecher und ebenfalls Vorsitzender des IBD Parenthood Project-Programm fügt hinzu: “Zu verstehen, welche Auswirkungen eine CED in allen Phasen der Schwangerschaft hat, kann Ärzten und Patienten dabei helfen, einen Plan zu entwickeln, um das beste Ergebnis zu erzielen und Komplikationen zu reduzieren. Gastroenterologen und Geburtshelfer sollten einen Leitfaden für Gespräche mit Patientinnen nutzen, wann immer bei ihnen Frauen im gebärfähigen Alter mit einer CED vorstellig werden.” Eines der größten bekannten Risiken in Bezug auf die Schwangerschafts-Outcomes ist bei diesen Patientinnen der CED-Schub. Dennoch sind sich viele Frauen nicht sicher, ob sie während einer Schwangerschaft die entsprechenden Medikament einnehmen sollten. Tatsächlich gaben 94 Prozent der Mediziner (n=436) in der AGA-Umfrage an, Patientinnen gehabt zu haben, die die Einnahme ihrer CED-Medikamente aus Angst vor möglichen Schwangerschaftskomplikationen abbrachen. In den von der AGA herausgegebenen Empfehlungen werden Frauen nun dazu ermutigt, mit ihren Ärzten zusammenzuarbeiten bevor sie schwanger werden sowie während der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes. Dabei solle gemeinsam ein Behandlungsplan entwickelt und implementiert werden, um eine Remission zu erreichen und aufrechtzuerhalten, denn dieser Zustand sei mit einer geringeren Inzidenz nachteiliger Schwangerschafts-Outcomes assoziiert. Die postpartale Betreuung der Frauen und deren Kinder sollte laut der AGA ebenfalls fächerübergreifend durch den Gastroenterologen, den Geburtshelfer, den Pädiater und den Laktationsspezialisten erfolgen. Neben der medizinische Versorgung der CED-Patientin vor, während und nach einer Schwangerschaft enthält die kürzlich veröffentlichte Empfehlung zudem Hinweise zu den Themen Fertilität, Genetik, Therapie, Möglichkeiten im Hinblick auf die Art der Geburt und die postpartale Versorgung insgesamt.
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